Thrombozyten: Aufgaben und Referenzwerte der Blutplättchen
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Thrombozyten: Aufgaben und Referenzwerte der Blutplättchen

Thrombozyten sind die kleinsten Zellen des Blutes und für die Blutgerinnung und die Wundheilung unverzichtbar. So setzen sie sich beispielsweise bei einer Hautverletzung an die offene Stelle und verklumpen. Durch den so entstehenden Blutpfropf werden die beschädigten Blutgefäße verschlossen. Kritisch wird es dann, wenn zu viele Blutplättchen im Blut sind, das Blut also „zu dick“ ist.

Thrombozyten: Was sind Blutplättchen?

Thrombozyten sind unter dem Mikroskop als kleine Scheiben sichtbar. Daher haben die kleinsten Zellen im Blut ihren Namen: Blutplättchen. Die Plättchen sind etwa zwei bis vier Mikrometer groß und haben keinen Zellkern. Ohne Thrombozyten könnten Wunden nicht heilen. Sie unterstützen die Blutgerinnung, indem sie an die verletzten Blutgefäße andocken, sich miteinander vernetzen und gerinnen. Es bildet sich ein Blutpfropf, der die Wunde verschließt. Mediziner sprechen von Thrombozytenaggregation. Zusätzlich bilden sie blutungsstillende Stoffe am Ort der Verletzung. Blutplättchen werden nach etwa acht bis zwölf Tagen vor allem in der Milz, aber auch in Leber und Lunge abgebaut. Nachschub kommt vor allem aus dem Knochenmark: Dort werden neue Thrombozyten gebildet.

So wertvoll Blutplättchen sind, so riskant ist es, wenn es zu viele gibt: Ist das Blut „zu dick“, befinden sich also zu viele Thrombozyten im Blut, steigt das Risiko für die Bildung gefährlicher Blutgerinnsel (Thromben), welche Gefäße verstopfen und so beispielsweise einen Herzinfarkt, eine Beinvenenthrombose, einen Lungenembolie oder einen Schlaganfall verursachen können.

Welche Aufgaben haben Blutplättchen?

Blutplättchen haben zusammengefasst folgende Aufgaben:

  • Blutgerinnung
  • Verschließen von Verletzungen
  • Blutstillung

Thrombozyten: Welche Werte sind normal?

Die Normalwerte liegen bei erwachsenen Männern und Frauen bei 150.000 bis 400.000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut. Abweichungen von den Werten wirken sich verschieden auf die Blutgerinnung aus – und können dem Arzt zudem wertvolle Hinweise auf verschiedene Erkrankungen geben.

Die angeführten Referenzwerte sind nicht für die Interpretation eines Laborbefundes geeignet. Es handelt sich lediglich um einen beispielshaften Näherungsbereich aus verschiedenen medizinischen Quellen. Grundsätzlich hängen Labornormalwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Ärzte deuten die Blutwerte zudem immer mit Blick auf die Gesamtwerte und die aktuelle Gesundheitssituation. Ein Wert alleine ist nicht aussagekräftig. Leichte Abweichungen vom Referenzbereich können auch bei Gesunden vorkommen. Zudem sind Laborergebnisse immer auch von der Untersuchungsmethode des jeweiligen medizinischen Labors abhängig.

Wann bestimmt der Arzt den Thrombozytenwert?

Für Ärzte sind die Thrombozytenwerte nicht nur im Rahmen von Basis- und Routineuntersuchungen, vor und nach Operationen sowie zur Verlaufskontrolle bestimmter Erkrankungen, etwa Krebs, von Interesse. Der Arzt oder die Ärztin ordnet ein kleines oder großes Blutbild, welches die Auswertung der Thrombozyten enthält, beispielsweise auch an, wenn ein Patient oder eine Patientin verstärkt blutet, sich Blutungen schlecht stillen lassen, Wunden verzögert heilen oder der Verdacht auf ein erhöhtes Risiko einer Blutgerinnselbildung (Thrombose) besteht.

Thrombozyten zu niedrig: Was bedeutet das?

Sind zu wenig Blutplättchen im Blut vorhanden (weniger als 150.000 pro Mikroliter Blut), sprechen Mediziner von einer Thrombozytopenie oder Thrombopenie. Dann ist die Blutungsneigung erhöht. Es treten beispielsweise vermehrt Blutungen auf, etwa Nasenbluten. Auch Wunden schließen sich schlecht und blaue Flecken (Blutergüsse) treten vermehrt auf. Gefährlich können Blutungen im Gehirn oder im Magen-Darm-Trakt werden.

Ursachen, warum der Körper zu wenig Blutplättchen bildet oder diese vermehrt zugrunde gehen, sind beispielsweise Blutbildungsstörungen, eine verkürzte Lebensdauer der Blutplättchen oder eine gesteigerte Blutgerinnung. Mögliche Auslöser für einen zu niedrigen Thrombozytenwert sind unter anderem:

  • Störung der Milz
  • Lebererkrankung
  • starke Blutungen
  • Tumoren
  • bestimmte rheumatische Erkrankungen
  • Vitaminmangel, etwa Vitamin B12-Mangel oder Folsäure-Mangel
  • Knochenmarksschädigungen
  • Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Heparin oder Krebsmedikamente
  • Blutvergiftung
  • Infektionen
  • Schock
  • Medikamentenallergie
  • Immunthrombozytopenie
  • Schwangerschaft

Thrombozyten zu hoch: Was bedeutet das?

Sind zu viele Thrombozyten im Blut, sprechen Mediziner von Thrombozytose. Dann sind Komplikationen möglich. Klinisch relevant sind meist erst Thrombozytenzahlen über 600.000 pro Mikroliter Blut. Zu viele Blutplättchen im Blut können ein kurzfristiges Phänomen sein, etwa nach akuten Blutungen, einer Geburt, Operationen oder manchen Infektionen. Bestimmte Erkrankungen verursachen einen anhaltend (chronisch) zu hohen Thrombozytenwert, etwa die entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oder die rheumatoide Arthritis. Auch bei einer Krebserkrankung kann die Thrombozytenzahl erhöht sein. 

Betroffene merken meist nichts von der vermehrten Anzahl an Thrombozyten im Blut. Bei stark erhöhten Werten kann es zu unspezifischen Symptomen kommen, darunter Kopfschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Nachtschweiß, Wadenkrämpfe und Sehstörungen. Das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln steigt.

Thrombozyten leben normalerweise fünf bis neun Tage und werden anschließend in Milz, Leber und Lunge abgebaut.
Als Normwert für Erwachsene gelten zwischen 150.000 und 400.000 Thrombozyten je Mikroliter Blut.
Von einer Thrombozytopenie oder Thrombopenie sprechen Mediziner, wenn zu wenig Blutplättchen im Blut vorhanden sind – weniger als 150.000 pro Mikroliter Blut. Dann ist die Blutungsneigung erhöht.

Quellen:

Thrombozyten. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI).

Thrombozyten. Online-Information von gesundheitsinformation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Blutplättchen. Online-Information von GESUNDheit. GV.AT, Öffentliches Gesundheitsportal Österreich, einem Angebot des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

Blutuntersuchung. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI).

Laboruntersuchungen des Bluts, Serumwerte. Online-Information von patientenberatung.de, einem Angebot der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD).

Laborwerte richtig verstehen. Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen.

Was macht das Blut? Online-Information von gesundheitsinformation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Das kleine und das große Blutbild. Online-Information der München Klinik.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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