Bluttests zur Krebsfrüherkennung: Kann ein Bluttest Krebs erkennen?
Was das Blut verrät
Über das Blut lassen sich eine Menge wichtiger Hinweise auf bestimmte Erkrankungen finden: darunter zum Beispiel Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen, Leberkrankheiten, Infektionen und Entzündungen, Mangelzustände, Schilddrüsenerkrankungen und Bluterkrankungen wie Leukämien. Doch eine Krebserkrankung zuverlässig allein über das Blut und ohne andere Untersuchungen zu erkennen, ist bislang nicht möglich.
Allerdings gibt es verschiedene Hinweise im Blut, sognannte Tumormarker, welche den Arzt aufmerksam machen und ihn weitere Untersuchungen durchführen lassen, etwa eine Endoskopie, eine Biopsie oder verschiedene bildgebende Verfahren, um eine mögliche Krebserkrankung erkennen zu können.
Krebsfrüherkennung durch Bluttests: Was sind Tumormarker?
Tumormarker sind Substanzen, die bei Tumorerkrankungen neu oder in höherer Konzentration im Blut auftreten können. Tumormarker werden vom Körper selbst oder von den Krebszellen gebildet. Meist sind es bestimmte Proteine (Eiweiße), Hormone oder Antigene. Ärzte nutzen diese Marker, um den Verlauf einer Krebserkrankung zu kontrollieren und um zu sehen, ob die Therapie erfolgreich ist. Auch Rückfälle (Rezidive) können über solche Tumormarker diagnostiziert werden.
Denn: Ist eine Krebserkrankung bereits diagnostiziert, sind die für sie typischen Biomarker bekannt. Bluttests sind in dieser Situation daher leichter zu entwickeln als zur Früherkennung. Hingegen eine "typische Krebseigenschaft" zu finden, die bei allen oder fast allen Krebserkrankungen so gut wie immer nachweisbar ist, ist nicht nur schwierig, sondern bislang auch nicht als flächendeckende Früherkennungsmaßnahme geeignet.
Welche Tumormarker gibt es?
Die Medizin nutzt verschiedene Tumormarker, um den Verlauf einer Krebserkrankung zu kontrollieren oder den Therapieerfolg zu ermitteln. Hierzu gehören:
- Proteine: Eiweiße, die bei manchen Krebserkrankten vermehrt gebildet werden. Sie sind aber nicht bei allen Betroffenen erhöht und können auch bei anderen Erkrankungen ansteigen.
- Im Blut zirkulierende Tumorzellen: Sie finden sich bei manchen Krebspatienten. Diese Tumorzellen haben sich vom Ursprungstumor abgelöst. Sie sind allerdings sehr selten und schwierig zu finden.
- Genetische Marker: Es gibt sehr viele unterschiedliche Veränderungen im Erbmaterial von Krebszellen. Sie unterscheiden sich nicht nur zwischen verschiedenen Tumorarten, sondern auch innerhalb einer Tumorart zwischen Betroffenen. Auch sie stellen daher als alleiniger Marker kein sicheres Verfahren dar.
Drei Beispiele für Tumormarker im Blut
Zu den genutzten Krebsmarkern im Blut gehören Angaben des Krebsinformationsdienstes (KID) zufolge unter anderem Alpha-Fetoprotein (AFP), Carbohydrate-Antigen 15-3 (CA 15-3) und Zirkulierende Tumorzellen (CTCs).
Alpha-Fetoprotein (AFP)
AFP ist ein Tumormarker. Normalerweise wird das AFP-Eiweiß nur vor der Geburt vom Fötus gebildet. Bei Kindern und Erwachsenen weisen hohe Werte auf eine Krebserkrankung hin, vor allem auf Leberkrebs oder Hodenkrebs. Der Wert kann dem Krebsinformationsdienst (KID) zufolge allerdings auch bei Patienten mit einer Leberzirrhose oder anderen gutartigen Lebererkrankungen erhöht sein.
Carbohydrate-Antigen 15-3 (CA 15-3)
CA 15-3 ist ein Tumormarker, der beispielsweise bei Patientinnen mit Brustkrebs, Eierstockkrebs oder Gebärmutterkörperkrebs erhöht sein kann. Auch bei Lungenkrebs finden sich erhöhte Werte. Ebenso können die Werte bei einer HIV-Infektion, bei Entzündungen oder bei gutartigen Erkrankungen der Brust ansteigen.
Zirkulierende Tumorzellen CTCs
Zirkulierende Tumorzellen sind Krebszellen, die sich vom Ursprungstumor abgelöst haben und frei im Blut schwimmen. Bei mehreren Tumorarten zeigte sich bereits, dass der Nachweis von CTCs auf einen eher ungünstigen Krankheitsverlauf hindeutet.
Wie zuverlässig sind Tumormarker?
Meist sind die Tumormarker dann stark erhöht, wenn Betroffene ernsthaft erkrankt sind. Doch zuverlässig sind die Marker im Blut nicht: Auch gesunde Menschen können die Krebshinweise im Blut haben. Ein Grund, warum der Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg betont, dass die alleinige Ermittlung von Tumormarkern im Blut zur Krebsdiagnose nicht geeignet ist. Eine sichere Krebsfrüherkennung durch Bluttests ist bislang noch nicht möglich.
Zum einen besteht beim alleinigen Blick auf das Blut die Gefahr, dass ein falsch-positives Ergebnis vorliegt, also die Vermutung auf einen Krebserkrankung besteht, die nicht existiert. Anders kann es sein, dass Krebs besteht, aber im Blut nicht erkennbar ist. Ärzte sind mit Tumormarkern daher sehr vorsichtig und nutzen bei Verdacht auf eine Krebserkrankung ergänzend weitere Untersuchungen zur abschließenden Krebsdiagnose.
Denn: Eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen beispielsweise ist verdächtig, kann jedoch ebenso auf eine Entzündung oder ein anderes Krankheitsbild hindeuten. Es müssen daher verschiedene Laborwerte verglichen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um herauszufinden, was wirklich der Grund für diesen veränderten Wert ist. Das Liquid Biopsy-Verfahren eignet sich bislang daher „nur“ für die Therapieplanung, Therapiekontrolle und zur frühen Erkennung von Rezidiven.
Quellen:
Bluttest zur Krebsfrüherkennung? Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
Tumormarker und andere Biomarker bei Krebs: Anwendung. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
Häufig verwendete Tumormarker und andere Biomarker bei Krebs. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.
LIQUID BIOPSY: Flüssige Biopsie. Online-Informationsblatt des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg.
Krebsfrüherkennung: Individuelle Gesundheitsleistungen – IgeL. Online-Informationsblatt des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg.