Blutzuckerwerte: Wann der Arzt aufmerksam wird
Warum haben wir Zucker im Blut?
Glukose ist der wichtigste Energielieferant für die Körperzellen. Immer, wenn wir etwas essen, steigt der Blutzuckerspiegel an. Mit Hilfe von Insulin wird der Zucker aus dem Blut in die Zellen geschleust und gespeichert. Ein großer Glukosespeicher ist beispielsweise die Leber, doch auch die Muskeln speichern Zucker. Braucht der Körper Energie und ist gerade kein Essen vorhanden, setzt er das Hormon Glukagon frei, das Zucker aus den vorhandenen Reserven mobilisiert.
Die Blutzuckerwerte schwanken über den Tag natürlicherweise, abhängig unter anderem davon, was und wie viel gegessen wird, wie lange Essenspausen sind und wie stark der Körper beansprucht wird, etwa durch Bewegung. Für gesunde Menschen ist das kein Problem. Das Regulationssystem funktioniert: Kommt neue Glukose ins Blut, schüttet die Bauchspeicheldrüse ausreichend Insulin aus, um die Köperzellen „aufzuschließen“. Der Blutzuckerspiegel sinkt wieder. Auch können problemlos Energiereserven freigesetzt werden, wenn länger kein Zucker hinzukommt. Anders ist das bei Menschen mit einem Diabetes mellitus.
Blutzuckerwerte: wichtig für Diabetes-Betroffene
Bei der Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch Zuckerkrankheit genannt, sind die Blutzuckerwerte zu hoch. Bei Diabetes Typ 2 beispielsweise, auch Altersdiabetes genannt, sind die Blutzuckerwerte stark erhöht, weil zum einen die Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin abnimmt und zum anderen, weil die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin bilden können. Bei Typ-1-Diabetes kommt die Insulinproduktion komplett zum Erliegen und die Betroffenen müssen dem Körper das Hormon Insulin von außen zuführen.
Insulin wirkt ähnlich wie ein Schlüssel: Es schließt die Körperzellen auf, sodass sie Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Produziert der Körper zu wenig Insulin, gibt es nicht ausreichend Schlüssel, um die Zellen zu öffnen. Werden die Zellen zunehmend unempfindlich gegenüber Insulin, ist es so, als wären Schlösser ausgetauscht worden und der Schlüssel passt nicht mehr. Diabetes-Betroffene müssen daher regelmäßig ihre Blutzuckerwerte messen und Ausschlägen mit Insulin oder Diabetesmedikamenten entgegensteuern.
Blutzuckerwerte mg/dl und mmol/l – der Unterschied
Der Zuckergehalt im Blut kann in „Milligramm pro Deziliter (mg/dl)“ oder „Millimol pro Liter (mmol/l)“ angegeben werden. Während mg/dl das Gewicht der gelösten Zuckerteilchen pro Volumen angibt, erfolgt mit der Maßeinheit mmol/l die Angabe der Anzahl der Teilchen, also die Stoffmenge, pro Volumen.
Blutzuckerwerte messen: Wie viel Zucker im Blut ist normal?
Bei Menschen ohne Diabetes liegt der Glukosespiegel im Blut nüchtern (nach 8 bis 10 Stunden ohne Nahrung) unter 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beziehungsweise unter 5,5 Millimol pro Liter (mmol/l). Als Normalbereich gelten Werte zwischen 60 bis 100 mg/ dl oder 3,3 bis 5,5 mmol/l.
Nach dem Essen steigt der Blutzuckerwert gewöhnlich nicht über 140 mg/dl (7,8 mmol/l). Im Normalbereich liegen Werte zwischen 90 und 140 mg/dl oder 5,0 bis 7,8 mmol/l.
Auf einen Prädiabetes, also die Vorstufe eines Typ-2-Diabetes, kann ein Nüchternwert zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l) hinweisen. Nach dem Essen sind Blutzuckerwerte ab 140 mg/dl beziehungsweise 7,8 mmol/l zu hoch. Der Arzt oder die Ärztin kann zur Diagnose weitere Tests heranziehen, darunter den oralen Glukosetoleranztest (oGTT).
Ein Diabetes mellitus liegt vor, wenn der Blutzucker nüchtern über 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder zu einem beliebigen Zeitpunkt, etwa nach dem Essen, über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) liegt.
Ein Unterzucker liegt vor bei Blutzuckerwerten von weniger als 70 mg/dl oder weniger als 3,9 mmol/l.
Hoher Blutzuckerwert gleich Diabetes?
Sind die Blutzuckerwerte zu hoch, kann das verschiedene Ursachen haben. Ursache für zu hohe Blutzuckerwerte kann nicht nur ein Diabetes mellitus oder ein Schwangerschaftsdiabetes sein. Auch Hormonstörungen durch Tumoren im Nebennierenmark oder der Hirnanhangsdrüse können die Blutzuckerwerte erhöhen. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, bestimmte Erbkrankheiten oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können ebenfalls die Blutzuckerwerte entgleisen lassen. Zu den Symptomen zu hoher Blutzuckerwerte gehören vermehrtes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen und Sehstörungen.
Welche Blutzuckerwerte sollten Diabetiker haben?
Da bei Diabetes-Betroffenen die natürliche Blutzucker-Regulierung gestört ist, müssen sie ihren Blutzucker im Blick behalten und versuchen, diesen möglichst stabil „einzustellen“, um gesundheitskritischen Über- und Unterzuckerungen vorzubeugen. Abhängig von der individuellen Situation und in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt (Diabetologe oder Diabetologin) sind für Diabetes-Patientinnen und -patienten folgende Blutzuckerwerte richtungsweisend:
Zielwerte Typ-1-Diabetes
- nüchtern 90 bis 120 mg/dl
- nach dem Essen 130 bis 160 mg/dl
- vor dem Schlafengehen 110 bis 140 mg/dl
- HbA1c-Wert größer als 7,5 Prozent
Zielwerte Typ-2-Diabetes
- nüchtern 100 bis 125 mg/dl
- nach dem Essen 140 bis 199 mg/dl
- HbA1c-Wert 6,5 bis 7,5 Prozent
Blutzuckerwerte: Kurzzeit- und Langzeitzucker
Bei den gemessenen Blutzuckerwerten wird zwischen dem Kurzzeitzucker und dem Langzeitzucker unterschieden. Im Rahmen einer Routineuntersuchung wird der Kurzzeitzucker untersucht, der die tagesabhängigen Schwankungen des Glukosewerts angibt. Diabetiker erkennen mit einer Kurzzeitzuckermessung, ob eine Über- oder Unterzuckerung droht. Der Langzeitzucker (HbA1c-Wert) hingegen wird alle zwei bis drei Monate gemessen und kann für den Arzt oder die Ärztin für die Diabetesbehandlung und für Prognosen unterstützend sein.
Wann misst der Arzt die Blutzuckerwerte?
Wie bereits angedeutet, spielen die Blutzuckerwerte für Diabetes-Betroffene eine wichtige Rolle. Die Betroffenen müssen selbst regelmäßig ihre Blutzuckerwerte messen, um zu wissen, welche Maßnahmen sie zur Stabilisierung oder Regulierung einsetzen müssen. Meist piksen sie mit einer dünnen Lanzette entweder in den Finger oder in das Ohrläppchen, um einen Tropfen Blut zu gewinnen.
Für den Arzt sind die Blutzuckerwerte für die Verlaufskontrolle in der Diabetes-Therapie von Bedeutung, ebenso für die Diagnose eines Diabetes. Die Blutzuckerwerte werden auch im Rahmen von Kontrolluntersuchungen ermittelt, etwa bei der Früherkennungsuntersuchung „Check-up 35“. Für ärztliche Kontrollen entnimmt der Arzthelfer oder die Arzthelferin mit einer Spritze Blut – meist aus der Ellenbeuge. Das gewonnene Blut wird dann zur Auswertung in ein Labor geschickt.
Blutzuckermessungen während der Schwangerschaft
Auch während der Schwangerschaft werden die Blutzuckerwerte der Schwangeren regelmäßig erfasst. Denn in der Schwangerschaft besteht das Risiko, einen Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) zu entwickeln: Bei etwa 5 von 100 Frauen ist das der Fall. Im Laufe der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel und Zucker wird nach einer Mahlzeit langsamer aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen. Viele schwangere Frauen haben deshalb erhöhte Blutzuckerwerte. Manche von ihnen entwickeln einen Schwangerschaftsdiabetes. Nach der Geburt normalisieren sich die Werte in der Regel wieder.
Quellen:
Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.
Schwangerschaftsdiabetes. Online-Information von gesundheitsinformation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Gesundheits-Check-up. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.
Zuckerstoffwechsel. Online-Information des Diabetesinformationsdienstes München.
Selbstkontrolle bei Diabetes: Blutzucker messen. Online-Information von diab.info das Diabetesinformationsportal, einem Angebot des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), dem Deutschen Diabetes Zentrum (DDZ) und Helmholtz Munich.
Blutzuckerwerte und ihre Bedeutung. Online-Information des Helios Magazins.
Laborwerte: Blutzucker (Glukose). Online-Information von Apotheken-Umschau.
Blutzuckerwerte: Welche Werte sind normal? Online-Information von praktischArzt.