Leberwerte: Welche Veränderungen eine Erkrankung andeuten
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Leberwerte: Welche Veränderungen eine Erkrankung andeuten

Über das Blut kann der Arzt die Leberwerte untersuchen. Veränderte Leberwerte können auf verschiedene Lebererkrankungen hindeuten, etwa eine Fettleber, eine Leberentzündung, eine Virusinfektion (Hepatitis) oder eine Leberzirrhose (Schrumpfleber). Wird eine kranke Leber frühzeitig erkannt, erholt sich das Organ unter entsprechender Behandlung in der Regel gut. Bleibt eine Schädigung der Leber zu lange unbemerkt, kann es zum Leberversagen kommen.

Welche Aufgaben hat die Leber?

Die Leber liegt im rechten Oberbauch und wiegt etwa 1,5 Kilogramm. Sie ist in zwei Leberlappen unterteilt. Ein Bindegewebsband, das die Leber in die zwei Lappen unterteilt, hält die Leber in der Bauchhöhle. An der Unterseite der Leber befindet sich die Gallenblase, welche Gallenflüssigkeit (Galle) speichert. Die Leber ist nicht nur ein Filterorgan, das kritische Substanzen umbaut und den Körper entgiftet (etwa Alkohol oder Medikamente). Die Leber speichert zudem Nahrungsbestandteile wie Fette oder Zucker und gibt sie bei Bedarf ab. Außerdem bildet sie bestimmte Eiweiße, welche für die Blutgerinnung wichtig sind und die Thrombozyten aktivieren. Auch baut die Leber alte Blutkörperchen ab.

Was macht die Leber krank?

Es gibt verschiedene Risikofaktoren für die Leber, die Lebererkrankungen begünstigen. Dazu gehören beispielsweise:

  • Überernährung (Fettleibigkeit)
  • Alkohol
  • Diabetes mellitus
  • Hepatitis-Viren (A-E)
  • Bakterien (etwa eine Blutvergiftung/ Sepsis)
  • Einnahme bestimmter Medikamente
  • Gallenwegs- und Gallensteinerkrankungen

Welche Leberwerte bei Bluttest?

Es gibt verschiedene Leberwerte, die über einen Bluttest ermittelt werden können und die viel über die Gesundheit des Organs verraten. Zu den wichtigsten gemessenen Leberenzymen zählen:

  • Alanin-Aminotransferase (ALT, ALAT), auch Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT): Eiweiß/ Leberenzym,
    das beim Abbau von Leberzellen ins Blut freigesetzt wird.
  • Aspartat-Aminotransferase (AST), auch Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT): Eiweiß/ Leberenzym,
    das beim Abbau von Leberzellen ins Blut freigesetzt wird.
  • Gamma-Glutamyltransferase (gamma-GT): Eiweiß/ Leberenzym, das in den kleinen Gallengängen, aber auch in anderen Organen vorkommt.
  • alkalische Phosphatase (AP):  Die alkalische Phosphatase ist ein Enzym, das vor allem in Knochen, Muskeln und Leber sowie in den Gallengängen vorkommt. Der Wert ist vor allem bei Störungen des Gallenflusses erhöht.

Weitere wichtige Laborparameter

  • Bilirubin: Abbauprodukt der roten Blutkörperchen
  • Albumin: Von der Leber hergestelltes Bluteiweiß. Wird von der Leber über die Galle ausgeschieden.
  • Cholinesterase (ChE): Von der Leber gebildetes Eiweiß.
  • Quickwert (TPZ): Wert der Blutgerinnung. Ist der Quick-Wert erniedrigt, dauert die Blutgerinnung länger. Dies kann auf eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Leber hinweisen.
  • Thrombozyten: Blutplättchen, die für die Blutgerinnung wichtig sind.
  • Ammoniak: Entsteht beim Abbau von aus Aminosäuren bestehendem Eiweiß im Körper und wird von der Leber zu Harnstoff verarbeitet und über die Niere ausgeschieden.
  • Cholesterase: Cholinesterasen sind Enzyme, die Cholin-Verbindungen spalten. Sie werden in der Leber produziert und zirkulieren im Blut.

Wann untersucht der Arzt die Leberwerte?

Ärzte ermitteln die Leberwerte, wenn sie bestimmte Erkrankungen vermuten, etwa eine Leberentzündung oder eine Fettleber. Auch bei Verdacht auf Störungen der Gallenblase oder der Gallenwege werden die Leberwerte ermittelt. Oft bemerkt der Arzt zuerst im Rahmen einer routinemäßigen Ultraschalluntersuchung, dass die Leber vergrößert oder verfettet ist. Die Analyse der Leberwerte über eine Blutuntersuchung ermöglicht eine Abschätzung der aktuellen Gesundheit beziehungsweise Krankheit des Organs. Müssen Patienten regelmäßig Medikamente einnehmen, welche die Leber strapazieren oder gar schädigen können, etwa Schmerzmittel wie Paracetamol, Antibiotika, Antidepressiva oder Cholesterinsenker, untersucht der Arzt im Rahmen der Verlaufskontrolle ebenfalls regelmäßig die Leberwerte.

Was verraten die Leberwerte?

Ein paar Beispiele: Die sogenannten Transaminasen (GPT und GOT) zeigen an, ob die Leberzellen intakt sind. Eine Aussage über die Funktion der Gallengänge ermöglichen gamma-GT und alkalische Phosphatase (AP). Der Quick-Wert (Gerinnungswert) zeigt die Syntheseleistung der Leber an. Das Bilirubin (Gallenfarbstoff) ist ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Leberfunktion.

Welche Leberwerte sind normal?

Mit einer Untersuchung folgender Werte lässt sich feststellen, ob die Leber gesund ist. Als Normalwerte (abhängig vom untersuchenden Labor) gelten:

  • Alanin-Aminotransferase (ALT, ALAT), auch Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT): Frauen: 10 - 35 U/l (Units pro Liter Blutserum) bei 37°C, Männer: 10 - 50 U/l bei 37°C.
  • Aspartat-Aminotransferase (AST), auch Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT): Frauen: 10 - 35 U/l (Units pro Liter Blutserum) bei 37°C, Männer: 10 - 50 U/l bei 37°C.
  • Gamma-Glutamyltransferase (gamma-GT): Frauen: unter 40 U/l (Units pro Liter Blutserum) bei 37°C, Männer: unter 60 U/l bei 37°C.
  • alkalische Phosphatase (AP): Frauen: 35 – 105 U/l (Units pro Liter Blutserum), Männer: 40 – 130 U/l.
  • Bilirubin gesamt: bis 1,1 mg/dl (Milligramm pro Deziliter Blut).
  • Quickwert (TPZ): 70 – 120 %.

Die angeführten Referenzwerte sind nicht für die Interpretation eines Laborbefundes geeignet. Es handelt sich lediglich um einen beispielshaften Näherungsbereich aus verschiedenen medizinischen Quellen. Grundsätzlich hängen Labornormalwerte von Alter und Geschlecht der Patientinnen und Patienten ab. Ärzte deuten die Blutwerte zudem immer mit Blick auf die Gesamtwerte und die aktuelle Gesundheitssituation. Ein Wert alleine ist nicht aussagekräftig. Leichte Abweichungen vom Referenzbereich können auch bei Gesunden vorkommen. Zudem sind Laborergebnisse immer auch von der Untersuchungsmethode des jeweiligen medizinischen Labors abhängig.

Welche Symptome bei einer kranken Leber?

Eine kranke Leber bliebt oft lange unbemerkt. Das liegt daran, dass das Filterorgan keinen Schmerz verursacht, wenn es krank ist. Es besitzt keine Nerven, die Schmerzsignale empfangen könnten. Die Symptome, die auftreten, sind zudem meist sehr unspezifisch und werden von den Betroffenen nicht mit der Leber in Verbindung gebracht. Das können beispielsweise Müdigkeit, Leistungsabfall oder Druck im rechten Oberbauch sein. Das Druckgefühl im Bauch entsteht durch die schwellungsbedingte Spannung der Bindegewebskapsel, welche die Leber umschließt.

Ein deutliches Zeichen für eine kranke Leber ist die Gelbsucht (medizinisch Ikterus). Dann färben sich das Weiß der Augen sowie die Haut gelb. Dieses Symptom tritt sehr spät auf und ist ein Hinweis auf eine deutliche Schädigung des Organs. Auch intensiver Juckreiz der Haut kann mit einer kranken Leber in Zusammenhang stehen.

Leberkrankheiten: Welcher Arzt ist zuständig?

Oft ist es der Hausarzt oder die Hausärztin, welche veränderte Leberwerte feststellt - oft im Rahmen einer Routineuntersuchung. Dieser oder diese wird zur weiteren Abklärung an Fachärzte überweisen, welche sich mit Leberkrankheiten auskennen. Das sind Gastroenterologen oder Hepatologen.

Gelbsucht: Warum wird die Haut gelb?

Haut und Augenweiß verfärben sich bei Gelbsucht, da die geschädigte Leber dann nicht mehr in der Lage ist, den Gallenfarbstoff Bilirubin im Blut abzubauen. Der Abfallstoff, der beim Abbau des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin in der Milz entsteht, sammelt sich zunehmend im Körper an. Gelbsucht ist ein deutliches Symptom für eine Erkrankung von Leber und Galle.

Die Deutsche Leberstiftung sagt „Ja“. Da die Leber nicht schmerzt, weil die keine Schmerzrezeptoren besitzt, wird eine kranke Leber oft lange nicht entdeckt. Eine Kontrolluntersuchung kann erhöhte Leberwerte aufdecken. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin über die Möglichkeiten einer Leberkontrolle und fragen Sie nach, ob die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden oder Sie im speziellen Fall die Untersuchung möglicherweise selbst zahlen müssen.
Erhöhte Leberwerte sind in vielen Fällen harmlos und regulieren sich von selbst wieder. Sind die Werte sehr hoch oder bereits länger erhöht, wird der Arzt nach der Ursache der erhöhten Werte suchen. Ein möglicher Auslöser kann eine Leberentzündung sein, etwa verursacht durch Viren (Hepatitis-Viren) oder Bakterien.
Bei einer Leberentzündung, medizinisch Hepatitis, gibt es keine spezifischen Symptome. Viele Betroffene berichten über einen Druckschmerz im rechten Oberbauch. Viele sind dauerhaft müde, erschöpft und abgeschlagen. Erst im fortgeschrittenen Stadium tritt Gelbsucht (Ikterus) auf, die durch eine Gelbfärbung von Haut und Augenweiß gekennzeichnet ist.

Quellen:

Erhöhte Leberwerte – was bedeutet das? Online-Information von Patienten-Information.de, einem Angebot des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ).

Wie funktioniert die Leber? Online-Information von gesundheitsinformation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Was ist Gelbsucht? Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI).

Leber und Leberwerte. Information der Deutschen Leberstiftung.

Leberwerte – ein einfacher Bluttest gibt erste Hinweise. Online-Information der Deutschen Leberstiftung.

Lebererkrankungen. Patienteninformation der Bundesärztekammer.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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