Schilddrüsenwerte: Ist die Schilddrüse gesund?
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Schilddrüsenwerte: Ist die Schilddrüse gesund?

Schilddrüsenwerte ermitteln die Konzentration der drei Schilddrüsenhormone: T3 (Triiodthyronin), T4 (Thyroxin) und TSH (Thyroidea-stimulierendes Hormon). Schilddrüsenwerte außerhalb des Normbereichs deuten auf eine Störung der Schilddrüsenfunktion hin. Was veränderte Schilddrüsenwerte aussagen und welche Werte im Normbereich liegen.

Was macht die Schilddrüse?

Die Schilddrüse ist eine Hormondrüse, das heißt, sie ist an der Bildung wichtiger Hormone für den Energiestoffwechsel beteiligt. Sie liegt im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfs. Ihre Form erinnert an einen Schmetterling. Die Schilddrüse bildet verschiedene Schilddrüsenhormone. Die beiden wichtigsten sind die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Eine gesunde Schilddrüse produziert pro Tag etwa 10 bis 50 Mikrogramm T3 und 80 bis 100 Mikrogramm T4. T3 hat drei Jod-Atome, T4 vier Jod-Atome. Durch die Abspaltung eines Jod-Atoms kann sich das weniger wirksame, aber dafür langlebigere T4 in das kurzlebigere, aber wirkungsstärkere Hormon T3 umwandeln. Die Hormone aktivieren die Stoffwechselaktivität der verschiedenen Körperzellen.

Versorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen

Wann und in welcher Menge die Schilddrüse die eingespeicherten Hormone dem Körper zur Verfügung stellt, wird vom Gehirn gesteuert: Und zwar vom Hypothalamus (ein Teil des Zwischenhirns) und der Hypophyse (Hirnanhangdrüse). Im Hypothalamus wird der Botenstoff TRH (Thyreotropin Releasing Hormone) gebildet, der die Hirnanhangdrüse stimuliert. Die Hirnanhangsdrüse produziert das Schilddrüsen-stimulierende Hormon TSH (Thyroid Stimulating Hormone), das über das Blut zur Schilddrüse gelangt und diese aktiviert.

Welche Aufgaben haben die Schilddrüsenhormone?

Die beiden wichtigsten Schilddrüsenhormone T3 und T4 übernehmen bedeutsame Aufgaben bei verschiedenen Stoffwechselprozessen und bei der Körperreifung, unter anderem regulieren sie:

  • Blutdruck
  • Herzaktivität
  • Insulinproduktion
  • Kohlenhydratstoffwechsel
  • Fettstoffwechsel
  • Eiweißstoffwechsel
  • Muskelstoffwechsel
  • Muskelkraft
  • Darmtätigkeit
  • Verdauung
  • Wachstum und Reifung im Mutterleib
  • Gehirnaktivität
  • Psyche

Was passiert bei zu vielen oder zu wenigen Schilddrüsenhormonen?

Sind zu viele Schilddrüsenhormone im Körper, steht dieser „auf dem Gas“. Alle Körperfunktionen laufen auf Hochtouren. Sind zu wenige Schilddrüsenhormone im Körper, steht dieser „auf der Bremse“. Die Körperfunktionen sind verlangsamt. Mediziner sprechen auch von Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).

Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion 

  • Herzrhythmusstörungen
  • Bluthochdruck
  • Schlafstörungen
  • innere Unruhe
  • Stimmungsschwankungen
  • Gewichtsverlust
  • Durchfall
  • vermehrtes Schwitzen
  • Haarausfall
  • Zyklusstörungen bei der Frau

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

  • schnelle Erschöpfung
  • übermäßige Müdigkeit
  • Antriebsmangel
  • Konzentrationsstörungen
  • Desinteresse
  • Kopfschmerzen
  • Appetitlosigkeit
  • Verstopfung
  • Frieren
  • trockene Haut
  • Gewichtszunahme
  • erhöhte Infektanfälligkeit

Wann wird der Arzt aufmerksam?

Die Schilddrüse gibt ständig eine gewisse Menge Hormone in das Blut ab. Diese Menge im Blut ist normalerweise relativ gleichbleibend. Über eine Blutuntersuchung kann der Arzt oder die Ärztin feststellen, welche Hormonmengen die Schilddrüse bildet. Störungen der Schilddrüsenfunktion lassen sich meist früh an einem veränderten TSH-Wert ablesen. Ist der TSH-Wert auffällig, untersucht der Arzt auch T3 und T4.  

Erhöhte TSH-Werte weisen auf eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) hin. Sie zeigen, dass die Hirnanhangsdrüse mehr TSH produziert, um die Schilddrüse zur Hormonbildung anzuregen. Sehr wenig TSH im Blut kann dagegen auf eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) hinweisen. Die Hirnanhangsdrüse bildet dann weniger TSH, um die Schilddrüse nicht noch mehr anzuregen. Erhöhte Werte der freien Schilddrüsenhormone T3 und T4 im Blut können auf eine Überfunktion hindeuten. Sind sie zu niedrig, kann dies ein Zeichen für eine Unterfunktion sein. Ist der Wert des Schilddrüsenhormons Kalzitonin erhöht, kann das auf einen bestimmten Schilddrüsenkrebs hindeuten.

Bei einer Schilddrüsenfunktionsstörung können zudem Schilddrüsen-Antikörper im Blut nachweisbar sein. Das ist dann der Fall, wenn die körpereigene Abwehr sich gegen das Schilddrüsengewebe richtet und es zerstört. Zu den Schilddrüsenerkrankungen, bei denen das der Fall ist, gehören die Hashimoto-Thyreoiditis sowie die Basedow-Krankheit.

Schilddrüsenhormone: Welche Werte sind normal?

Für Erwachsene gelten folgende Schilddrüsen-Normalwerte:

  • T3 gesamt: 0,9 bis 1,8 ng/ml
  • fT3 (freies T3): 3,5 bis 8,0 ng/l
  • T4 gesamt: 5,5 bis 11,0 µg/dl
  • fT4 (freies T4): 0,8 bis 1,8 ng/dl
  • TSH: 0,3 bis 4,0 mU/l

Bei Kindern gelten in den verschiedenen Altersstufen unterschiedliche Schilddrüsen-Normalwerte. Auch während der Schwangerschaft weichen die Werte von den Normalwerten ab. Ärzte, welche Blutuntersuchungen durchführen, etwa der Hausarzt oder der Gynäkologe, wissen, welche Werte im Normbereich sind. Für spezielle Schilddrüsenerkrankungen ist der Endokrinologe oder die Endokrinologin zuständig.

Schilddrüsenwerte: Achtung Medikamente

Wichtig ist, dass Patientinnen und Patienten ihrem behandelnden Arzt immer auch mitteilen, welche Medikamente oder freiverkäuflichen Präparate sie einnehmen. Es ist möglich, dass bestimmte Substanzen die Schilddrüsenwerte beeinflussen. Das können beispielsweise sein:

  • Johanniskraut
  • ASS (Acetylsalicylsäure)
  • Kortison
  • bestimmte entwässernde Arzneimittel mit dem Wirkstoff Furosemid
  • Schilddrüsenmedikamente
Der Arzt ermittelt die Schilddrüsenwerte, wenn der Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion besteht. Auch bei Verdacht auf Störungen der Hirnanhangdrüse, eine entzündete Schilddrüse oder zur Verlaufskontrolle bestehender Schilddrüsenerkrankungen werden die Schilddrüsenwerte untersucht. Vor Operationen wird der TSH-Wert bestimmt, um Aufschluss über die Narkoseverträglichkeit zu bekommen.
Bei Verdacht auf Funktionsstörungen der Schilddrüse oder der Hirnanhangdrüse ist der Hausarzt oder die Hausärztin der erste Kontakt. Bei auffälligen Werten und zur weiteren Behandlung sollten sich Betroffene an einen Facharzt für Hormonerkrankungen (Endokrinologen) wenden.
Morbus Basedowist neben der Hashimoto-Thyreoiditis die zweite wichtige Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Mediziner sprechen von Autoimmunerkrankung, da die Immunabwehr körpereigenes Gewebe – in diesem Fall das der Schilddrüse – fälschlicherweise als „Feind“ einstuft und angreift. In Folge der dabei entstehenden Entzündungsprozesse wird Gewebe zerstört und bei Morbus Basedow die Hormonproduktion der Schilddrüse angeregt. Es kommt zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Die drei Leitsymptome, „Merseburger Trias“ genannt, sind: Vergrößerung der Schilddrüse, Hervortreten der Augäpfel, Herzrasen.  

Quellen:

Schilddrüsenuntersuchungen verstehen. Onlineinformation von gesundheitsinormation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Schilddrüsenwerte. Online-Information von praktischarzt.de.

Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung. Online-Information des Deutschen Schilddrüsenzentrums.

Welche Bedeutung kommt der Bestimmung der Schilddrüsenautoantikörper zu? Online-Information der Schilddrüsen-Liga Deutschland e.V.

Schilddrüse. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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