Macht Zucker zuckerkrank? 5 Diabetes-Mythen, die sich hartnäckig halten
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Macht Zucker zuckerkrank? 5 Diabetes-Mythen, die sich hartnäckig halten

Schätzungsweise acht Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Diabetes mellitus. Um die Zuckerkrankheit ranken sich viele Mythen. So glauben viele, die Stoffwechselstörung wird allein durch Zucker ausgelöst. Doch das stimmt nicht. Fünf Diabetes-Mythen im Check.

Diabetes-Mythos 1: Diabetes kommt durch zu viele Süßigkeiten

Da Diabetes mellitus auch als Zuckerkrankheit bezeichnet wird, denken viele, dass allein ein zu hoher Zuckerkonsum beziehungsweise ständiges Süßigkeiten essen der Auslöser der Erkrankung ist. Das stimmt nicht. Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung und hat nichts mit der Ernährung zu tun. Schwangerschaftsdiabetes hat seine Ursache in Veränderungen im Hormonhaushalt der Frau. Auch Typ-3-Diabetes hat nichts mit dem Essverhalten zu tun. Bei der Entstehung eines Diabetes Typ 2 hingegen, spielt die Ernährung durchaus eine Rolle: Zu den größten Risikofaktoren zählen Übergewicht, Bewegungsmangel und ein ungesundes Essverhalten. 

Zucker allein macht keinen Diabetes. Das Problem ist eine zu hohe Kalorienzufuhr. Wer mehr Energie aufnimmt, als er verbraucht, nimmt zu. Da der Körper mit zunehmendem Gewicht auch deutlich mehr Insulin produzieren muss, sind die überflüssigen Pfunde für die Bauchspeicheldrüse eine große Belastung. Unkritisch ist Zucker dennoch nicht. Diabetes-Experten warnen vor allem vor Fruchtzucker (Fruktose), der häufig in Limonaden und anderen Softdrinks sowie Süßigkeiten und Fertiggerichten zu finden ist. Denn der Körper wandelt Fruktose deutlich schneller in Fett um als Glukose. Zudem fördert Fruktose die Einlagerung von Nahrungsfetten. Das Diabetes-Risiko steigt.

Diabetes-Mythos 2: Es gibt nur 2 Diabetes-Typen

Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 kommen am häufigsten vor. Weniger bekannt sind der Schwangerschaftsdiabetes und der Typ-3-Diabetes. Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Das körpereigene Abwehrsystem greift die insulinproduzierenden Zellen an und zerstört sie. Die Bauchspeicheldrüse kann kein Insulin mehr produzieren. Diabetes Typ 1 tritt meist im Kindes und Jugendalter auf. Etwa fünf Prozent der Diabetes Patienten haben einen Typ-1-Diabetes. Typ-2-Diabetes, auch Altersdiabetes genannt, ist die häufigste Diabetes-Form und macht 90 Prozent der Diabetes-Fälle aus. Bei Diabetes Typ 2 entwickeln die Körperzellen zum einen eine Insulinresistenz. Der Zucker kann nicht mehr in ausreichendem Maße in die Körperzellen transportiert werden. Zum anderen lässt die Funktion der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse nach. Sie werden unempfindlicher gegenüber Zucker und schütten weniger Insulin aus. Der Blutzuckerspiegel steigt. 

Der Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes, gehört zu den häufigsten Begleiterkrankungen in der Schwangerschaft und ist auf die Veränderungen im Hormonhaushalt der werdenden Mutter zurückzuführen. Ein Schwangerschaftsdiabetes wird erstmals in der Schwangerschaft diagnostiziert und verschwindet nach der Geburt meist wieder. Zurück bleibt aber ein erhöhtes Risiko, in späteren Jahren an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Bis zu zwölf Prozent aller Schwangeren sind betroffen. Unbehandelt besteht eine Gefahr für das Kind. Unter dem Begriff Typ-3-Diabetes werden seltene Formen der Zuckerkrankheit zusammengefasst. Zu den Auslösern gehören unter anderem Virusinfektionen, genetische Defekte, eine Behandlung mit Medikamenten, Alkoholmissbrauch, Stoffwechselstörungen sowie eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse. 

Diabetes-Mythos 3: Nur Dicke bekommen Diabetes

Ebenfalls ein Mythos ist der vom übergewichtigen Zuckerkranken. Ein Diabetiker muss nicht zwangsläufig dick sein. Auch wenn Übergewicht zu den Hauptrisikofaktoren eines Typ-2-Diabetes zählt: Alter und Veranlagung spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Wenn Eltern oder Geschwister Typ-2-Diabetiker sind, beträgt die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens ebenfalls zu erkranken, bis zu 60 Prozent. Unter den Patienten, die von der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes betroffen sind, finden sich ebenfalls oft schlanke Personen. 

Diabetes-Mythos 4: Starker Durst ist ein zuverlässiges Diabetes-Warnzeichen

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wissen rund eine Million Menschen nichts von ihrer Diabetes-Erkrankung. Diabetes entwickelt sich über Jahre hinweg und ist im Anfangsstadium unauffällig. Oftmals zeigt sich die Stoffwechselstörung lediglich über eine verminderte Leistungsfähigkeit oder wiederkehrende Harnwegsinfekte. Zu den Diabetes-Symptomen einer fortgeschrittenen Zuckerkrankheit zählen unter anderem:

  • vermehrter Harndrang
  • ein starkes Durstgefühl
  • Heißhungerattacken
  • eine unerklärbare Gewichtsabnahme
  • Wadenkrämpfe
  • Juckende, gerötete Haut sowie schlecht heilende Wunden 
  • Müdigkeit/ Erschöpfung
  • eine erhöhte Infektanfälligkeit

Da Diabetes zu Beginn keine Beschwerden verursacht, raten Mediziner, ab dem 35. Lebensjahr, beginnend mit dem Check-up 35, die Blutzuckerwerte regelmäßig untersuchen zu lassen. Deutlich früher zeigen sich hingegen die Symptome eines Typ-1-Diabetes, da sich dieser Diabetes-Typ schnell entwickelt – manchmal bereits innerhalb weniger Wochen. Dann ist ein Großteil der Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. 

Diabetes-Mythos 5: Diabetes ist gar nicht so schlimm

Ein unentdeckter oder schlecht eingestellter Diabetes ist für die Gesundheit eine echte Gefahr. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte greifen die Blutgefäße an und fördern die Verkalkung der Arterien (Arteriosklerose). Das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt steigt. Herzinfarkt zählt zu den häufigsten Todesursachen von Diabetikern. Zu den weiteren Folgen von Diabetes zählen Augen- und Nierenschäden sowie Nervenschäden (diabetische Neuropathie). Nervenschäden an den Füßen beispielsweise sind ein häufiger Grund für Amputationen. Steigen die Blutzuckerwerte plötzlich drastisch an, droht dem Patienten das lebensgefährliche diabetische Koma. Auch ein zu niedriger Blutzuckerspiegel birgt Risiken. Er kann zum hypoglykämischen Schock führen. Verliert der Patient dabei das Bewusstsein, besteht Lebensgefahr. 

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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