Expertenrat: "Händewaschen auf Reisen ist das A und O"
Gelbe Seiten: Auf unseren Händen tummeln sich eine Menge Keime…
Dr. Tabori: Das stimmt. Unsere Hände kommen immer – auch auf Reisen – mit vielen Gegenständen in Kontakt, auf denen sich Bakterien, Viren und andere Keime befinden, seien es Haltegriffe in Bussen und Bahnen, der Klapptisch im Flugzeug, die Tastatur von Geld- und Fahrscheinautomaten, Lichtschalter, Türklinken oder die Klospülung der Toilette auf Autobahnratsstätten. Über unsere Hände werden die Keime nicht nur auf andere Oberflächen weiterverteilt, sondern können auch in unseren Körper gelangen, beispielsweise über ein belegtes Brötchen oder Fingerfood. Einige Keime haben die Potenz, uns krank zu machen. Regelmäßiges Händewaschen ist daher das A und O, um Schmutz und krankmachende Keime von der Haut zu spülen und effektiv Infektionen vorzubeugen.
Gelbe Seiten: Stimmt es, dass Türklinken aus Hygienesicht deutlich kritischer sind als Toilettenbrillen?
Dr. Tabori: Ja. Wenn Sie sich auf die Toilette auf einer Autobahnraststätte setzen und ihre Oberschenkel mit der Klobrille in Kontakt kommen, mag die Vorstellung, wer da schon gesessen hat, für Sie vielleicht etwas unappetitlich sein, aber die gesunde Hautbarriere der Oberschenkel wehrt Keime in der Regel erfolgreich ab. Als Überträger spielt diese Körperregion keine Rolle, da sie weder bei der Zubereitung von Speisen noch beim Essen involviert ist. Man braucht daher auch keine Papiernester auf der Toilettenbrille zu bauen. Kritischer ist der Handkontakt, zum Beispiel mit dem Toilettenspülknopf oder der Türklinge der Toilette. Doch auch dieser Gefahr lässt sich leicht und sehr erfolgreich begegnen, wenn die Hände gründlich mit Seife gewaschen werden, um die potentiellen Keime ausreichend zu entfernen. Bei machen Erregern wie zum Beispiel Noroviren reichen bereits zehn bis hundert Virenpartikel aus, um die Magen-Darm-Erkrankung auszulösen. Das ist extrem wenig, wenn man bedenkt, dass über den Stuhlgang eines Erkrankten Milliarden solcher Viren ausgeschieden werden. Wer sich die Hände nicht gründlich wäscht, riskiert eine Infektion.
Gelbe Seiten: Worauf kommt es beim Händewaschen vor allem an?
Dr. Tabori: Ob das Wasser warm oder kalt ist, ist eine Komfort- und keine infektiologische Frage. Das Wichtigste beim Händewaschen ist die Verwendung von Seife. Nur mit Seife löst man Bakterien, Viren und Keime zuverlässig von der Haut. Schäumen Sie Ihre Hände etwa 30 Sekunden lang gründlich ein – vor allem auch die Daumen und die Fingerspitzen – und spülen Sie diese anschließend gut ab. Nehmen Sie am besten ein Papierhandtuch zum Abtrocknen oder ein unbenutztes Papiertaschentuch.
Gelbe Seiten: Wann ist Händewaschen auf Reisen besonders wichtig?
Dr. Tabori: Versuchen Sie auf Reisen immer die Hände zu waschen, nachdem Sie auf der Toilette waren, wenn Sie etwas angefasst haben, das Keime an Ihren Händen hinterlassen kann, wie Haltegriffe, Türklinken, Geld und so weiter und vor allem auch bevor Sie etwas Essen oder in den Mund stecken. Erschreckend ist, dass Untersuchungen gezeigt haben, dass nur jeder Dritte nach dem Besuch einer öffentlichen Toilette die Hände wäscht. Ein weiteres Drittel benutzt nur Wasser. Nur ein Drittel aller Toilettenbesucher waschen sich die Hände richtig mit Wasser und Seife.
Gelbe Seiten: Was ist, wenn mal kein fließendes Wasser zur Hand ist?
Dr. Tabori: Dann sind gerade auch bei Reisen Desinfektionsmittel für die Hände eine sehr praktische und geeignete Alternative.
Gelbe Seiten: Welche Tipps haben Sie für die Reise noch?
Dr. Tabori: In Regionen mit fraglichem Hygienestandard oder offensichtlichen Hygienemängeln sollten Sie sehr vorsichtig sein: vor allem bei Getränken, deren Bezugsquelle unklar ist, einschließlich Eiswürfeln. Seien Sie vorsichtig bei Softeis und wählen Sie nur gut durchgegarte Speisen. Waschen oder noch besser schälen Sie Obst und Gemüse vor dem Verzehr. Generell sind Speisen, die nicht gekühlt sind und vielleicht sogar schon länger draußen stehen, ein Risiko. Im Zweifel besser: Finger weg. Der alte Spruch: Peel it, cook it, boil it or forget it (schäl' es, brat' es, koch es oder vergiss es) ist auch heute noch ein weiser Ratschlag.
Gelbe Seiten: Vielen Dank für das Gespräch.