Haarausfall: Welche Rolle spielt Stress?
Warum Haarausfall bei Stress?
„Was macht Stress mit meinen Haaren?“, fragen sich viele Frauen und Männer, die in und nach stressigen Phasen einen verstärkten Haarverlust bei sich bemerken. Die Ursache für Haarausfall bei Stress ist die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen, darunter Cortisol und Adrenalin. Wird das Netzwerk aus Nervenfasern, welches jeden Haarfollikel umgibt, ständig mit Botenstoffen des Nervensystems „beschossen“, sind auch Kopfhaut und Haare gestresst.
Zu viele Stresshormone im Körper bringen den Haarzyklus durcheinander, Haarwurzeln und Haarfollikel werden in ihrer Funktion gestört: Das Haarwachstum wird gehemmt und Entzündungsreaktionen an den Haarwurzeln gefördert – was die Wachstumsphase des Haares verkürzt. Das Haar geht früher in die Ruhephase über und fällt nach etwa drei Monaten aus. Wer unter Stress Haare verliert, leidet meist unter dem sogenannten diffusen Haarausfall, auch Effluvium diffusum genannt. Dabei fallen die Haare über den gesamten Kopf verteilt vermehrt aus.
Haarausfall: Stress als Haarwurzelkiller?
Auch wenn es passieren kann, dass in stressigen Lebensphasen vermehrt Kopfhaare ausgehen – die gute Nachricht ist: Stressbedingter Haarausfall ist reversibel. Das heißt: Wird der Alltag wieder ruhiger, wachsen auch die Haare wieder nach. Das kann allerdings bis zu einem halben Jahr und länger dauern. Haarausfall einfach auf Stress zurückzuführen, sollte man allerdings nicht. Es gibt viele mögliche Ursachen für Haarausfall. Ein Besuch bei einem Hautarzt oder einer Hautärztin ist daher in jedem Fall empfehlenswert.
Der Arzt kann mit Hilfe verschiedener Untersuchungen herausfinden, ob tatsächlich Stress der Auslöser bei Mann oder Frau ist – oder ob doch eine andere Ursache dahintersteckt. Denkbar ist beispielsweise ein Nährstoffmangel, etwa Eisen und Zink. Gerade in stressigen Zeiten gerät eine gesunde und ausgewogene Ernährung oft in den Hintergrund. Eine Mangelversorgung bekommen irgendwann die Haarwurzeln zu spüren. Auch eine Störung der Schilddrüse oder die Einnahme bestimmter Medikamente kann für diffusen Haarausfall ursächlich sein.
Haarausfall bei Stress als wertvolles Warnzeichen
Was für die Betroffenen von stressbedingtem Haarausfall als belastend empfunden wird, ist vom Körper ein Weg zu zeigen: Es ist zu viel. Das Warnzeichen Haarausfall sollte daher aufmerksam machen. Schauen Sie sich ihr Stresslevel und Ihren Alltag an: Wo ist es besonders stressig? Und wo können Sie Stress reduzieren? Möglicherweise tun Ihnen mehrere kleine Pausen zwischendurch gut, ein Spaziergang in der Mittagspause, Sport nach Feierabend oder eine Meditation? Welche Maßnahmen zum Stressabbau am besten geeignet sind, muss jeder für sich herausfinden. Nicht jeder empfindet Stillsitzen während einer Meditation als angenehm. Manche bevorzugen Bewegung, um Stresshormone abzubauen.
Wer merkt, dass die tägliche Belastung zu groß wird und die Psyche beginnt, zu leiden, sollte sich zudem nicht scheuen, professionelle Hilfe bei einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin zu suchen. In emotional sehr herausfordernden Situationen, etwa bei Jobverlust, Scheidung, Krankheit oder dem Verlust eines nahestehenden Menschen, kann psychologische Betreuung eine wertvolle Unterstützung sein.
Helfen Medikamente gegen Haarausfall bei Stress?
Bei Stress als Haarausfall-Ursache ist nicht zwingend eine medikamentöse Behandlung erforderlich. Lässt die stressige Lebensphase nach, wachsen in der Regel auch die Kopfhaare wieder. Ein Medikament, das möglicherweise helfen kann, diffusen Haarausfall zu lindern, ist der Wirkstoff Minoxidil. Allerdings braucht es etwas Geduld. Bis die Wirkung eintritt, können bis zu sechs Monate vergehen. Betroffene sollten mit ihrem behandelnden Arzt die Vorteile sowie die möglichen Risiken einer Anwendung besprechen. Allein auf das Medikament sollte man nicht setzen, sondern den Stress bestmöglich reduzieren.
Quellen:
Deutsches Endokrinologisches Versorgungszentrum (DEVZ)
Bundesverband der Zweithaarspezialisten e. V.
Haarausfall. Online-Information der Stiftung Warentest. (Stand: 15. Mai 2021)