Tod einer nahstehenden Person verarbeiten: Tipps
Disclaimer: Die nachfolgenden Tipps zur Trauerbewältigung sind kein Ersatz für eine Psychotherapie. Wenn Sie selbst oder Ihre Angehörigen unter Trauer leiden, kann ein:e professionelle:r Psychotherapeut:in helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Adressen in Ihrer Nähe finden Sie in diesem Artikel.
Tod eines nahstehenden Menschen: Warum trauern wir?
Wenn ein nahstehender, geliebter Mensch verstirbt, folgt für Angehörige und Freund:innen eine Trauerphase. Trauer kann sich zwar auf verschiedene Weise äußern, viele Personen berichten allerdings von einem Gefühl tiefer Traurigkeit, gepaart mit Angst, Wut und Hilflosigkeit. Hinzu kommen ein Kloß im Hals, Appetitmangel, Müdigkeit sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen.
So schmerzhaft diese Gefühle auch sein mögen, haben sie doch eine wichtige Funktion: Sie helfen uns, das einschneidende Erlebnis Schritt für Schritt zu verarbeiten.
Trauerverlauf: Die vier Phasen der Trauer nach Kast
Ein von der Schweizer Psychologin Verena Kast entwickeltes Trauermodell gilt als eines der wichtigsten Instrumente, Trauerarbeit zu verstehen:
- Trauerphase: Nicht-Wahrhaben-Wollen. Kurz nach dem Eintritt des Geschehens, etwa dem Tod einer geliebten Person, können Betroffene das Erlebte noch nicht fassen und tendieren dazu, es zu leugnen. In dieser Phase befindet sich der Mensch in einem Schockzustand, der je nach Fall mehrere Stunden bis Wochen anhalten kann.
- Trauerphase: Aufbrechende Emotionen. Nach dem Schockzustand kommt es zum Aufbruch verschiedener Gefühle. Tiefe Traurigkeit, Wut, Angst und Schmerz prägen das Stimmungsbild der Trauernden. Viele Personen fragen sich in dieser Phase, warum es ausgerechnet sie und keine:n andere:n traf. Je nach Persönlichkeit der Betroffenen können die Gefühle in unterschiedlicher Gewichtung und verschiedenem Ausmaß auftreten.
- Trauerphase: Suchen und Sich-Trennen. Die dritte Phase des Trauerns ist gekennzeichnet durch eine Intention zum Suchen – Personen suchen beispielsweise nach Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, die wiederum den Schmerz reduzieren. Gleichzeitig beinhaltet diese Trauerphase oft auch eine Trennung, wenn Hinterbliebene sich dafür entscheiden, wieder mehr am Leben teilzunehmen. Die Ambivalenz zwischen dem Suchen und Trennen kann wiederum großen Schmerz und Verzweiflung verursachen. Besonders in dieser Phase kann es häufiger zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen kommen. Zögern Sie nicht, bereits im Vorfeld professionelle Unterstützung in Form von Selbsthilfegruppen, eine:r Psychotherapeut:in oder bei der Telefonseelsorge unter der 0800 1110111 zu holen.
- Trauerphase: Neuer Selbst- und Weltbezug. In der letzten Trauerphase finden Trauernde langsam Ruhe und Frieden. Sie lernen, mit dem Verlust der geliebten Person umzugehen, welcher zwar das Leben nachhaltig prägt, gleichzeitig aber auch dazu gehört. Die vierte Phase ist gekennzeichnet durch neue Motivation, Dinge im Leben zu verändern oder zu erreichen, während die Erinnerungen an die geliebte Person bestehen bleiben.
Trauerbewältigung: Jede:r geht unterschiedlich mit Trauer um
Auch wenn die Phasen der Trauerarbeit psychologisch modelliert wurden, gehen Menschen jedoch unterschiedlich mit der Trauer um. Manche versuchen, das Erlebte möglichst zu verdrängen, um dem Schmerz auszuweichen. Das Problem: Eine Verdrängung der Gefühle kann dazu führen, dass die Situation nicht verarbeitet wird. Es kann langfristig zu einer Verschlimmerung des Schmerzes führen.
Andere Personen fallen in ihrer Trauerphase in ein tiefes Loch und kommen zunächst nur schwer wieder auf die Beine. Sie ziehen sich sozial zurück und nehmen kaum noch am gesellschaftlichen Leben teil. Es ist in dieser Phase besonders wichtig, dass nahstehende Personen für sie da sind und ihnen mit Verständnis und Geduld begegnen.
Die Trauer kann sich jedoch auch durch Zorn, Wut und Aggression äußern. Dabei sollten sich die Trauernden klarmachen, dass diese Gefühle normal sind – sie dürfen also zugelassen werden. Wichtig ist, dass diese Gefühle angemessen kanalisiert werden. So sollte das Umfeld darauf achten, dass die Emotionen nicht in Form von Gewalt an Anderen herausgelassen werden, und stattdessen gesunde Alternativen bieten – zum Beispiel Sport. Auch eine Psychotherapie https://www.gelbeseiten.de/branchenbuch/branche/psychotherapie kann helfen, den Schmerz und das Leid zu verarbeiten.
Trauer nach Todesfall: Einfühlungsvermögen zeigen
Jeder Mensch bewältigt den eigenen Trauerprozess auf eine andere Art und Weise. Für Außenstehende kann dies oft zu Überforderung führen, insbesondere wenn alle Versuche der Ablenkung, Aufheiterung oder des Trostes fehlschlagen. Anderen Personen erscheint es, als sei die Person nicht mehr aus ihrer Trauer herauszuholen – doch bedenken Sie, dass Sie das auch gar nicht tun müssen. Denn der Trauerprozess ist wichtig, um die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und auf langfristiger Ebene wieder neue Kraft zu schöpfen.
Es ist also wichtig, dass Außenstehende den Trauernden mit Verständnis begegnen – auch wenn es manchmal schwerfallen mag. Der:die Betroffene benötigt den Beistand anderer Menschen, der ihm:ihr zuhört und sie trauern lässt, wenn sie es brauchen. Es sollte zudem darauf verzichtet werden, Floskeln wie „Jetzt ist er:sie an einem besseren Ort“ in Gespräche einzubringen. Solche Aussagen sind sicherlich gut gemeint, sie helfen den Trauernden aber nicht. Denn Trauerarbeit bedeutet auch, den Schmerz zuzulassen und anzuerkennen, wie schwerwiegend der Verlust ist.
Trauernde können von nahstehenden Personen begleitet werden, indem zum Beispiel gemeinsame Unternehmungen vorgeschlagen werden. Das lenkt die Person zumindest für einen kurzen Zeitraum ab und kann möglicherweise auch kleine Momente der Freude schaffen. Sollte sich die trauernde Person nicht in der Lage dazu fühlen, sollten Außenstehende Verständnis zeigen und sie nicht dazu drängen.
Eine Psychotherapie ist allerdings für jede trauernde Person empfehlenswert. Denn oft ist es sinnvoller, mit einer neutralen und professionellen Instanz über das Erlebte zu sprechen als mit nahstehenden Menschen, welche oft selbst in das Geschehen involviert sind.
Trauerbewältigung: Wie trauern Kinder?
Bei Kindern äußert sich Trauer anders als bei Erwachsenen. Bei einem Todesfall einer nahstehenden Person (bspw. Elternteil, Geschwister, Freund/Freundin) kommt es zunächst auf das Alter des Kindes an – und inwiefern es den Tod als unwiederbringliches Ereignis begreifen kann. Wichtig ist immer, dass Kindern das Thema altersgerecht erklärt wird. Auch sollte auf alle Fragen dazu eingegangen werden. Denn Kinder verstehen oft viel mehr als Erwachsene denken, und können ebenso in tiefe Trauer fallen, wenn es zum Verlust einer geliebten Person kommt.
Wenn Kinder trauern, kommt dies oft phasenweise zum Ausdruck. Während sie in einem Moment ins Spielen vertieft sind, kann es im nächsten Augenblick zu Weinen und Wutausbrüchen kommen. Oft kommt die Trauer auch subtil zum Vorschein, etwa wenn sie die verstorbene Person ins Spiel integrieren. Für Eltern bzw. Aufsichtspersonen ist es daher wichtig, auf die Bedürfnisse und Gedanken des Kindes zu achten.
Geben Sie dem Kind entsprechend Freiraum, um an die verstorbene Person zu denken – reden Sie nicht andauernd auf es ein, sondern lassen Sie es auch für sich allein trauern. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Sie dem Kind Stabilität und Offenheit signalisieren und mit ihm über den Verlust sprechen, wenn es das Bedürfnis dazu hat oder Fragen stellt. Auch Kinder brauchen einen Ort zum Trauern. Nehmen Sie es zum Beispiel mit an das Grab der verstorbenen Person und geben Sie dem Kind die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. In der Trauerarbeit für Kinder sind Aktivitäten wie Malen, Singen, Tanzen und Spielen besonders wichtig, denn so können Kinder ihre Emotionen gut zum Ausdruck bringen.
Aber: Zwingen Sie das Kind nicht, sich mit der Situation zu beschäftigen, sondern gehen Sie auf es ein, wenn es Bereitschaft signalisiert, und achten Sie auf Verhaltensweisen, die Trauerbereitschaft andeuten.
Quellen: