E-Auto – Fahrerlebnis der ganz besonderen Art
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E-Auto – Fahrerlebnis der ganz besonderen Art

Neben Kostenvorteilen und der günstigen Klimabilanz überzeugen Elektroautos vor allem durch ihr Fahrverhalten. Bereits aus dem Stillstand heraus packen sie kräftig an – und ermöglichen ein besonderes Fahrerlebnis auch beim Kurvenfahren. Abgesehen davon bieten sie grundsätzlich mehr Fahrkomfort für die Insassen und Stauraum fürs Gepäck. Auch die Sicherheit kommt nicht zu kurz: Neue EU-Regelungen definieren ein Mindestmaß an Geräuschemission, sodass Sie auch von Fußgängern und Radfahrenden wahrgenommen werden. Alle Vorteile im Überblick finden Sie in diesem Artikel.

Vollgas für den Fahrspaß

Eines vorneweg: Mit Blick auf ein ungebremstes Fahrerlebnis stehen E-Autos Verbrennern in keiner Weise nach. Ganz im Gegenteil begeistern Elektrofahrzeuge bereits aus dem Stand heraus – und hängen so manchen Sportwagen mit spielerischer Überlegenheit ab. Durch ihr kraftvolles, weitgehend drehzahlunabhängiges Drehmoment überraschen sie mit herausragenden Sprinteigenschaften, vor allem im niedrigen Geschwindigkeitsbereich. Mit zunehmendem Tempo lässt dann die Beschleunigung aufgrund der nicht vorhandenen Mehrstufenübersetzung nach, wobei dies bei leistungsstarken Modellen und in der alltäglichen Verkehrslage das Fahrerlebnis nicht nennenswert trübt. Vor dem Hintergrund des signifikanten Stromverbrauchs und der damit verbundenen Reichweitenreduzierung sowie der erhöhten Reifenabnutzung in diesem Fahrmodus ist sowieso zu überlegen, inwiefern ein solch sportlicher Fahrstil dauerhaft sinnvoll erscheint.

Auf ungewohnte Steuereingaben achten

Beim Umstieg auf ein E-Auto sollten Sie etwas dezenter fahren. Im Gegensatz zu PKW mit Verbrennungsmotor verfügen elektrisch angetriebene Fahrzeuge über einen sogenannten Rekuperator. Dieser ermöglicht die teilweise Rückgewinnung der Bewegungsenergie in elektrischen Strom, der über einen Generator erzeugt und in die Batterie zur Speicherung zurückgeführt wird. Fahrbetrieblich äußert sich dies durch ein spürbares Verzögern des E-Autos beim Entlasten des Gaspedals. Ein vorausschauender Fahrstil vorausgesetzt lässt sich damit das Fahrzeug durch sogenannten „One-Pedal-Driving“ verschleißarm und wirkungsgradeffizient pilotieren. Fahrzeugspezifische Unterschiede sind dabei stets zu beachten und in den jeweiligen Bedienanleitungen beschrieben.

Die Straßenlage von E-Autos ist grundsätzlich durch den niedrigen Schwerpunkt verbessert und sorgt für mehr Agilität, ein präziseres, vibrationsreduziertes Lenken und Straffheit für stabile Kurvenfahrten. Übertreiben sollten Sie es dennoch nicht: Achten Sie unter anderem auf Ihre individuellen Fertigkeiten, den Straßenbelag, die Witterungsverhältnisse und halten Sie sich stets an die zulässigen Regeln der Straßenverkehrsordnung für den jeweiligen Streckenabschnitt.

Fahrkomfort – großzügige Innenräume und digitales Cockpit

Viel Platz im Fahrzeuginneren 

Je nach Fahrzeugklasse und Entwicklungsstand können Elektroautos auch mit einem großräumigeren Platzangebot punkten. Dies gilt besonders dann, wenn das Design neu konzipiert wurde. Elektromotoren sind meist deutlich kleiner als Verbrennungsmotoren und oftmals achsspezifisch dezentral angeordnet. Neuere Entwicklungen, insbesondere für Kleinfahrzeuge, setzen sogar auf einen Radnabenmotor. Aber auch Autos, die evolutionär an bestehende Fahrzeugdesigns für Verbrenner anknüpfen, können durch den Wegfall von platzintensiven Komponenten zumindest durch ein größeres Raumangebot im Fond überzeugen. Durch den Wegfall des mehrstufigen Getriebes, Schalthebels und der klassischen Kardanwelle ergibt sich aber auch im vorderen Fahrzeugbereich ein Plus an Platz. Übrigens: Aus den gleichen Gründen ergibt sich potenziell auch ein zusätzlicher Raum für Verstauungen aller Art – sowohl im Frontsegment als auch im Heckbereich.

Digitales Cockpit: multifunktional und aufgeräumt 

Auch bezüglich der Ausstattung von Bedienelementen und Fahranzeigen setzen E-Autos neue Meilensteine. Stilistisch unterscheiden sich die Bildschirmapplikationen eklatant von bekannten Systemen aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Aufgrund der technischen Besonderheiten des E-Antriebs können einige Bordinstrumente zur Motorsteuerung entfallen oder werden durch andere ersetzt. In der Regel werden großzügige Bildschirme verbaut, die einen Großteil des ehemaligen Armaturenbretts verblenden. Insgesamt wirkt das Cockpit damit schlichter und aufgeräumter – und erzeugt darüber hinaus ein futuristisch anmutendes Ambiente. Periphere Bedienelemente sind meist nicht zu finden – die Eingabe erfolgt intuitiv über Gestensteuerung oder Touchscreen – ähnelt also der gewohnten Bedienung eines Tablets und modernen Mobiltelefons. Apropos Handy: Mit diversen Apps lässt sich das Fahrzeug multifunktionell und bedarfsgerecht mit den Applikationen auf Ihrem Handy verbinden. Beim Fahren können Sie also getrost das Telefon bei Seite legen und sich vollumfänglich auf den Verkehr konzentrieren. Ein Plus an Sicherheit und Komfort gleichermaßen.

Auch im Winter weit vorankommen

Ein vielseitig diskutiertes Thema unter den Verbrauchern ist immer noch die Reichweite. Zwar ist auch auf Langstreckenfahrten ein etappenweises Laden an den zahlreichen Schnellladeeinrichtungen möglich, dennoch präferieren Sie sicherlich bereits vor Reiseantritt eine verlässliche Planung der Reichweite – vor allem wenn es in entlegenere Gegenden oder ins Ausland geht.

Grundsätzlich liegen die Reichweiten heutiger PKW der Mittel- und Oberklasse mit elektrischem Antrieb in vergleichbarer Größenordnung mit klassischen Verbrennungsfahrzeugen – zumindest unter den standardisierten Bedingungen im WLTP-Fahrzyklus. Streckenprofil, Witterungseinflüsse, Verkehrsverhältnisse und der persönliche Fahrstil können jedoch schnell zu einer deutlichen Reichweitenminderung führen. Hinzu kommen zugeschaltete elektrische Verbraucher, beispielsweise für Licht und Klimatisierung der Fahrgastzelle, die sich ebenfalls nachteilig auf den Strombedarf auswirken. Beispielsweise kann sich die Fahrzeugreichweite in winterlichen Verhältnissen um bis zu 50 Prozent verringern. Mit einem anforderungsgerechten und vorausschauenden Fahrstil können Sie jedoch solche Szenarien energetisch zumindest in begrenztem Umfang günstig beeinflussen.

E-Autos müssen Geräusche machen

Ab Juli 2021 hat die Europäische Union eine verpflichtende Geräuschemission für Elektrofahrzeuge erlassen. Hintergrund ist vor allem die akustische Bemerkbarkeit im Straßenverkehr – insbesondere zum Schutz von Fußgängern und Radfahrenden. 

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Regelwerke

Umgesetzt werden soll dies im Rahmen des sogenannten Acoustic Vehicle Alerting Systems (AVAS). Die Applikation ist für alle neuen typgeprüften Autos in der ersten Stufe der EU-Verordnung 540 [1] bereits seit Juli 2019 verpflichtend. Die zweite ist im Juli 2021 in Kraft getreten und gilt für alle neu zugelassenen E-Autos einschließlich Hybridfahrzeugen. Da Elektroautos vor allem im unteren Geschwindigkeitsbereich kaum Geräusche erzeugen (Motor ist vergleichsweise leise, Walk- und Abrollgeräusche der Reifen sind niedrig) muss ein adäquates Fahrgeräusch im Geschwindigkeitsbereich bis 20 Kilometer pro Stunde künstlich vom Fahrzeug emittiert werden. Dies gilt im Übrigen auch beim Rückwärtsfahren. Bei höheren Geschwindigkeiten ist es zulässig, die Lautstärke an die zunehmende fahrzeugimmanenten Geräuschentwicklung zu adaptieren. Soundqualität einschließlich Frequenz und Klangfarbe darf grundsätzlich von den Automobilherstellern weitestgehend selbst gewählt sein – allerdings mit folgenden Einschränkungen (auszugsweise):

  • Schallpegel muss zwischen 56 und 75 Dezibel liegen
  • Das Geräusch muss sich qualitativ an der Soundqualität eines Verbrennungsmotors der Fahrzeugklasse orientieren. Ein übermäßiger Motorsound ist damit nicht möglich.
  • Die Mindestfrequenz beträgt 1.600 Hertz, so dass auch Personengruppen mit eingeschränkter akustischer Wahrnehmungsfähigkeit das Fahrzeug hören können.

Besonderes Fahrerlebnis für die Insassen

Ansonsten ist der Kreativität Freiraum gegeben, was es Fahrzeugherstellern ermöglicht, den Marken-Wiedererkennungswert durch charakteristische Geräusche ihrer Flottenmodelle zu steigern. Als Basis dieses Marketingaspekts werden die Töne meist durch professionelle Akustikexperten und namenhafte Künstler und Filmkomponisten bei der Entwicklung begleitet. Unterschiedliche Fahrmanöver werden oftmals von einer eigenen Soundkulisse flankiert – und wird von den Fahrzeuginsassen als besonderes Klangerlebnis wertgeschätzt.

Nachrüstung möglich

Sofern Ihr Fahrzeug nicht von den Vorgaben der EU-Verordnung 540 betroffen ist, können Sie auch nachträglich einen entsprechenden Soundgenerator einbauen lassen. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Förderfähigkeit durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle [2]. Unter anderem auf den Gelben Seiten finden Sie dazu kompetente Fachbetriebe

Fazit: Elektroauto im Fahrbetrieb

  • Fahrspaß und Handling: Bereits beim Losfahren kommen Sie in einen besonderen Fahrgenuss durch das kraftvolle Beschleunigen. In Kurvenlagen überzeugen E-Fahrzeuge durch eine verbesserte Straßenlage und präziseres Lenken. 
  • Komfort großgeschrieben: E-Autos ermöglichen ein vibrationsreduziertes und leises Innenraumerlebnis. Auch mit Blick auf das Platzangebot überzeugen sie. Die Bedienung ist weitgehend intuitiv und multifunktionell vernetzbar durch moderne digitale Konzepte. 
  • Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer: Im Rahmen der EU-Verordnung 540 müssen alle neueren Elektrofahrzeuge im unteren Geschwindigkeitsbereich künstliche Geräusche emittieren. Dadurch werden sie insbesondere für zu Fuß gehende Verkehrsteilnehmer und Radfahrende wahrnehmbar. Hersteller profitieren wiederum durch den Marken-Wiedererkennungswert. 

Quellenverzeichnis

[1]     Amtsblatt der EU: Verordnung (EU) Nr. 540/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. April 2014 über den Geräuschpegel von Kraftfahrzeugen und von Austauschschalldämpferanlagen sowie zur Änderung der Richtlinie 2007/46/EG und zur Aufhebung der Richtlinie 70/157/EWG Text von Bedeutung für den EWR

[2]     Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), https://www.bafa.de, aufgerufen am 26.12.2021

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Dr.-Ing. Rüdiger Reitz
Autor/-in
Dr.-Ing. Rüdiger Reitz ist hauptberuflich im Themenfeld der erneuerbaren Energieträger und alternativen Antriebssysteme unterwegs. Nicht nur seine Fachcommunity hält der Maschinenbauingenieur und teamverantwortliche Projektmanager mit zahlreichen wissenschaftlichen Vorträgen und anwendungsnahen Fachpublikationen auf dem neuesten Stand. Als freier Autor informiert der Hobby-Handwerker auch auf ganz praktischer Ebene seinen Leserkreis über Neuigkeiten aus dem Bereich Heimwerk & Technik. Er ist überzeugt: „Die Ziele fest im Blick behalten - und alles ist machbar!“
Dr.-Ing. Rüdiger Reitz
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