Verstauchung, Prellung & Muskelzerrung: Unterschiede der Sportverletzungen
Was ist eine Verstauchung?
Eine Verstauchung, medizinisch Distorsion, kann an allen Gelenken auftreten. Besonders häufig sind Sprunggelenk, Knie sowie das Handgelenk betroffen. Bei einer Verstauchung werden Gelenkkapsel oder Bänder (Ligamente) verletzt, meist verursacht durch eine ungünstige Verdrehung des Gelenks (oft Umknicken). Häufigste Ursache der Verstauchung sind Sportverletzungen. Besonders bei schnellen Sportarten wie Fußball, Handball, Volleyball oder Basketball sind Distorsionen häufig.
Durch Umknicken (Umknicktrauma) oder ruckartige, schnelle und kräftige Bewegungen werden die Bänder überdehnt und das Geflecht aus elastischen Kollagenfasern nimmt Schaden. Oftmals reißen zudem kleine Blutgefäße der Gelenkkapsel ein. Schmerzen, Schwellungen, ein Bluterguss (Hämatom) sowie eine eingeschränkte Beweglichkeit gehören zu den typischen Verstauchungs-Symptomen. Meist heilt eine Verstauchung innerhalb weniger Tage bis Wochen ab. Möglich ist, dass eine Instabilität des Gelenks zurückbleibt und dieses nicht mehr so belastbar ist wie vor der Sportverletzung. Mediziner unterscheiden drei Grade der Distorsion:
- Leichte Distorsion: Überdehnung der Bänder ohne Instabilität und ohne strukturelle Schädigung der Bänder.
- Mittelschwere Distorsion: Starke Überdehnung oder Teilriss eines oder mehrerer Bänder ohne Gelenkinstabilität. Ärzte sprechen auch von Bänderdehnung.
- Schwere Distorsion: Riss eines oder mehrerer Bänder mit einhergehender Gelenkinstabilität. Ärzte sprechen auch von Bänderriss.
Verstauchung behandeln: Sofort kühlen
Ruhigstellen und Kühlung der Verstauchung sind ein wichtiger erster Behandlungsschritt. Auch sollte das betroffene Körperteil hochgelagert werden. Das Kühlen der Sportverletzung lindert den Schmerz und sorgt dafür, dass sich die Gefäße verengen. So lassen sich Schwellungen und Einblutungen verringern. Auch das Hochlagern hilft, die Schwellung zu reduzieren. Ein Kompressionsverband stabilisiert das Gelenk und presst das Gewebe zusammen. So ist das Gelenk geschützt und der Blutaustritt aus den Gefäßen wird reduziert.
Wie stark die Verstauchung ist, kann nur ein Mediziner feststellen. Gehen Sie bei Verdacht auf eine Verstauchung daher zu einem Arzt und lassen Sie sich untersuchen. Ein Orthopäde hilft Ihnen ebenso wie ein Sportmediziner weiter. Auch Ihr Hausarzt kann ein erster Ansprechpartner sein. Wird die Verstauchung nicht behandelt, können bleibende Schäden und Fehlstellungen am Gelenk zurückbleiben. In der Regel wird eine Verstauchung konservativ, also nicht-operativ, behandelt. Ein chirurgischer Eingriff ist allerdings dann notwendig, wenn die Verletzung schwerwiegend ist, das verstauchte Gelenk sehr instabil ist oder eine rasche Stabilität wiederhergestellt werden muss.
Was ist eine Prellung?
Bei einer Prellung, medizinisch Kontusion, handelt es sich um eine stumpfe, geschlossene Verletzung. Ursache einer Prellung ist meist ein Stoß, ein Schlag, ein Sturz oder ein Aufprall, bei dem Gewebe gequetscht und geschädigt wird. Prellungen gehören zu den Sportverletzungen, die vor allem bei Kontaktsportarten häufig sind. Durch das plötzliche und heftige Zusammendrücken von Haut, Fettgewebe, Muskeln, Faszien, Sehnen und/ oder Gewebekapsel entstehen Schäden unter der Hautoberfläche. Eine Prellung ist somit eine geschlossene Sportverletzung. Ein Beispiel für eine Prellung ist der blaue Fleck. Die Gewebeschädigung ist zwar sehr schmerzhaft, meist aber nicht mit größeren Schäden und Folgen verbunden.
Prellung behandeln
Bei einer einfachen Prellung ist in der Regel keine ärztliche Behandlung erforderlich. Sie heilt nach zwei bis drei Wochen von selbst ab. Sind mit der Prellung starke Schmerzen oder andere Symptome verbunden, sollten Sie einen Sportmediziner oder Orthopäden aufsuchen, um schwerwiegendere Verletzungen auszuschließen. Bei Prellungen im Kopf- und Nackenbereich, am Auge und im Bauchraum sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen. Bei der Behandlung einer Prellung gilt, wie bei der Verstauchung auch: zuerst die PECH-Regel anwenden.
Bei schweren Prellungen mit ausgeprägten Blutergüssen kann es notwendig sein, die Prellung zu punktieren (mit einer Nadel einzustechen) und die angesammelte Flüssigkeit zur Druckentlastung abzusaugen. Das ist beispielsweise bei einer schweren Muskelprellung wichtig, damit der Muskel durch den erhöhten Druck nicht von der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung abgeklemmt wird und abstirbt.
Was ist eine Muskelzerrung?
Eine Muskelzerrung ist die Folge einer Überbelastung oder Ermüdung der Muskulatur – häufig im Rahmen einer Sportverletzung. Vor allem Sportarten, deren Bestandteil schnelle Sprints und Stopps sind, bergen das Risiko für eine Muskelzerrung. Die Muskelzerrung gehört zu den leichten Muskelverletzungen. Größeren Schaden erleidet der Muskel bei einem Muskelfaserriss oder einem Muskelriss. Während bei der Muskelzerrung die kleinsten Einheiten des Muskels, die sogenannten Sarkomere geschädigt werden, reißen beim Muskelfaserriss Muskelfasern im Muskel. Beim Muskelriss wird sogar ein ganzes Muskelbündel durchtrennt. Klassisches Symptom der Muskelzerrung ist ein plötzlich einsetzender, stechender Schmerz am betroffenen Muskel.
Muskelzerrung behandeln
Die schmerzhafte Muskelzerrung ist meist nach etwa einer Woche überstanden. Wichtig ist, den betroffenen Muskel zu schonen. Bis man sportlich wieder voll aktiv ist, sollte man allerdings etwa zwei Wochen warten. Wer zu früh wieder belastet, riskiert eine erneute Muskelzerrung. Eine leichte Muskelzerrung benötigt in der Regel keine ärztliche Behandlung. Zum Orthopäden oder Sportmediziner sollten Sie aber gehen, wenn Sie unter sehr starken Schmerzen leiden oder andere Beschwerden hinzukommen, etwa eine starke Schwellung. Dann muss abgeklärt werden, ob die Verletzung nicht doch stärker ist als angenommen. Ausreichendes Aufwärmen vor dem Training, gutsitzende Schuhe und Tapeverbände an stark belasteten Stellen können helfen, einer Muskelzerrung vorzubeugen.
Quellen:
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schmerzen/alternative-schmerz-therapien.html#c633
Dr. med. Arne Schäffler (Hrsg.): Gesundheit heute. Das Handbuch für Schulmedizin, Naturheilkunde und Selbsthilfe, 2014.