Ursachen der frontotemporalen Demenz
Die frontotemporale Demenz heißt so, weil dabei als erstes Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich, dem Fronto-Temporal-Lappen, absterben. Was der Auslöser dafür ist, ist bislang unbekannt.
Diese Hirnregion ist für die Steuerung und Kontrolle von Emotionen zuständig, aber auch für das Sozialverhalten. Benimmregeln sind hier beispielsweise abgespeichert. Wenn die betreffenden Nervenzellen absterben, verlieren Betroffene auch das Wissen und das Gefühl dafür, was im menschlichen Miteinander angemessen ist und selbst ihre Emotionen verändern sich stark.
Symptome einer frontotemporalen Demenz
Generell können die Symptome bei Patienten unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich unterschiedlich schnell entwickeln. Fast immer sind es jedoch Persönlichkeitsveränderungen, die als erstes auffallen.
Dazu gehören typischerweise
- Aggressivität: selbst bei Menschen, die ihr ganzes Leben lang ruhig und freundlich waren
- Taktlosigkeit: Betroffene äußern in Gesellschaft hemmungslos und ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer ihre Meinung, oft mit drastischen Worten
- Maßlosigkeit beim Essen und Trinken: viele entwickeln einen wahren Heißhunger, vor allem auf Süßigkeiten
- Teilnahmslosigkeit: häufig verlieren Betroffene das Interesse an ihren Hobbies und Mitmenschen. Sie vernachlässigen Job und Familie und ziehen sich völlig zurück
- Tics: manche Betroffene wiederholen Sätze, die sie hören, oft wie ein Echo
- Schlafstörungen: FTD kann auch dazu führen, dass Patienten ständig, oder fast gar nicht mehr schlafen
- Sexuelle Enthemmung: manchmal führt die Krankheit auch zu gesteigertem Interesse an Sex, selbst mit Fremden. Durch das gestörte Kontrollzentrum äußern die Betroffenen ihre Wünsche dann auch offen, ohne zu merken, dass sie anderen damit vielleicht zu nahe treten
- Sprachstörungen: die treten bei FTD erst verhältnismäßig spät auf. Die Person hat dann zum Beispiel Wortfindungsschwierigkeiten, Verständnisprobleme oder ihr Mitteilungsbedürfnis erlahmt. Manche Patienten verstummen auch völlig
- Gedächtnisstörungen: sie treten irgendwann im späteren Verlauf der Krankheit auf, sind aber lange nicht so ausgeprägt wie bei Alzheimer
- Inkontinenz: auch dieses Symptom zeigt sich oft erst im fortgeschrittenen Stadium
Für Angehörige ist gerade das aggressive Verhalten, dass die Betroffenen an den Tag legen, sehr belastend. Sie sollten sich deshalb auch selbst Entlastung und Hilfe suchen und sich außerdem klar machen, dass der Patient eigentlich nicht die Absicht hat, sie zu verletzen. Er kann sich nur aufgrund seiner Krankheit nicht mehr anders verhalten.
So wird die frontotemporale Demenz diagnostiziert
Weil bei Patienten als erstes die Veränderungen der Persönlichkeit auffallen, tippen Ärzte oft anfangs auf psychische Störungen: Schizophrenie zum Beispiel, Depression oder auch Burn-out.
Um herauszufinden, ob es sich stattdessen um frontotemporale Demenz handelt, führt der Arzt als erstes einen Demenz-Test durch, der speziell für die Diagnose von FTD entwickelt wurde. Auch Gespräche mit den Angehörigen können wichtige Hinweise geben.
Endgültige Beweise liefern meist eine Computertomografie oder eine Kernspintomografie, denn sie können zeigen, dass beim Patienten Stirn- und Schläfenlappen sichtbar geschrumpft sind.
Behandlung der frontotemporalen Demenz
Wie andere Demenzformen auch ist die frontotemporale Demenz leider bislang nicht heilbar. Da die Ursachen für FTD unbekannt sind, kann nicht einmal der Verlauf medikamentös gebremst werden, wie es bei Alzheimer möglich ist. Der Arzt kann lediglich versuchen, mit Antidepressiva, Neuroleptika oder Beruhigungsmitteln das aggressive Verhalten des Patienten etwas zu mildern.
Auch nicht-medikamentös kann etwas getan werden: Um die aggressiven Gefühle des Betroffenen etwas zu beruhigen, hilft es zum Beispiel, wenn er sich körperlich bewegt - also etwas Sport macht oder wandert zum Beispiel.
Hat sich der Patient extrem zurückgezogen, gilt es, ihn behutsam zu motivieren. Das kann bei dem einen durch Musik gelingen, bei dem anderen vielleicht eher durch eine Unternehmung.
Das Problem bei FTD-Patienten ist, dass sie ihre eigene Krankheit meist nicht realisieren und auch nicht bereit sind, bei einer Therapie mitzuarbeiten. Das unterscheidet sie klar von Alzheimer-Betroffenen, die in der Regel sehr bereitwillig an Therapiemaßnahmen teilnehmen.
Wie schon weiter oben erwähnt, kann eine frontotemporale Demenz bereits sehr früh auftreten, selbst mit Anfang 20. Meistens zeigen sich die Symptome aber eher in einem Alter zwischen 50 und 60. Aber selbst eine Erkrankung mit 85 ist noch möglich.
Die Lebenserwartung von Patienten ist sehr schwer abzuschätzen. Im Durchschnitt gehen Ärzte von einer Lebenserwartung von rund acht Jahren ab der Diagnosestellung aus. Aber der Betroffene kann genauso gut etwas kürzer oder auch sehr viel länger leben. Leider ist über diese Krankheit noch viel zu wenig bekannt.
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.