pflegerin hält hand auf kranke person die im bett liegt
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Ratgeber Sterbebegleitung: Schwerstkranke und Sterbende auf ihrem letzten Weg begleiten

Eine unheilbare, schwere Krankheit, ein Unfall oder ein hohes Alter: Es gibt verschiedene Gründe, die uns plötzlich mit dem Sterben konfrontieren können – und die uns hilflos machen. Sterben, Tod, Verlust und Trauer gehören in unserer Gesellschaft nach wie vor zu den Tabuthemen. Die große Unbekannte am Ende des Lebens macht Angst. Wohin führt uns der letzte Weg, den wir beschreiten? Was bleibt von uns in den Herzen der uns liebenden Menschen zurück? Und wenn wir als Angehörige einen geliebten Menschen begleiten: Woher nehmen wir die Kraft für diese herausfordernde und traurige Zeit? Der Ratgeber „Sterbebegleitung“ der Gelben Seiten möchte Orientierung schenken für die letzte Reise eines Menschen und seine Begleitung durch Angehörige.

Was ist Sterbebegleitung?

Als Sterbebegleitung oder Sterbebeistand wird die Begleitung eines Schwerstkranken oder Sterbenden beschrieben. Es ist die Begleitung eines Weges, an dessen Ende der Tod steht. Es ist die Begleitung bis zum letzten Atemzug eines Menschen. Sterbebegleitung umfasst die letzten Monate, Wochen oder Tage bis zum Tod. Sterbebegleitung kann zuhause mit Hilfe von Palliativ-Teams stattfinden, im Krankenhaus auf einer Palliativstation, in Pflegeheimen sowie in Hospizen.

Sterbebegleitung ist interdisziplinär und erfolgt professionell unter anderem durch Ärzte, Pflegende, Palliativ-Teams, Psychologen, Seelsorger und Sozialpädagogen, aber auch durch Angehörige, Freunde und ehrenamtliche Hospizbegleiter. Sterbebegleitung versteht sich als Lebenshilfe: Das Ziel ist, die Zeit, die noch bleibt, für den Sterbenden so angenehm wie möglich zu gestalten. Sterbebegleitung berücksichtigt dabei die körperliche, die psychologische sowie die spirituelle Ebene. Sterbebegleitung hat nicht das Ziel zu heilen. Auch grenzt sie sich von der Sterbehilfe ab, welche das Sterben in den Fokus rückt.

Für manche Menschen ist Sterbebegleitung Teil ihres Berufs, etwa für ambulante Palliativ-Teams, Palliativ-Mediziner und Hospiz-Mitarbeitende. Sie sind mit dem Sterben und den Bedürfnissen der Sterbenden vertraut. Anders sieht es aus, wenn in der eigenen Familie jemand Sterbebegleitung benötigt. Dann finden sich Angehörige plötzlich in einer Ausnahmesituation wieder. Neben Verlustängsten, Schmerz und Hilflosigkeit steht die große Frage im Raum: Wie kann ich meinen lieben Menschen würdevoll und angemessen begleiten? Was braucht er jetzt? Und wie können wir diesen herausfordernden Weg am besten zusammen gehen?

Wer braucht Sterbebegleitung?

Sterbebegleitung umfasst die Begleitung eines schwerstkranken oder sterbenden Menschen in seinen letzten Monaten, Wochen und Tagen bis hin zum Tag des Todes selbst. Sterbebegleitung kann im privaten Umfeld stattfinden, aber auch in einem Krankenhaus, einem Pflegeheim oder einem Hospiz. Im Rahmen der Sterbebegleitung kommt der Palliativpflege (Palliative Care) eine bedeutende Rolle zu. Palliative Care ist die internationale Bezeichnung für das ganzheitliche Konzept der umfassenden und lindernden Betreuung von Menschen, die eine unheilbare, fortschreitende und zum Tode führende Krankheit haben. Im Deutschen hat sich der Begriff Palliativ-Versorgung durchgesetzt. Palliative Care kann bei einer schweren Krankheit, etwa einer Krebserkrankung, über mehrere Jahre hinweg erfolgen.

Eine klare Trennung zwischen den Begriffen „Sterbebegleitung“ und „Palliative Care“ ist nicht immer ganz einfach. Oft werden die Begriffe synonym genutzt. Im Rahmen dieses Ratgebers wird der Begriff „Sterbebegleitung“ verwendet, um die Begleitung eines Menschen hin zu seinem Tod zu beschreiben. Die Begleitung kann allein den Sterbeprozess als solchen umfassen und wenige Tage dauern, aber auch mehrere Wochen oder gar Monate dauern und im Rahmen einer längerfristigen Betreuung und Pflege stattfinden. Sterbebegleitung beginnt dann, wenn ein Mensch so schwer krank oder so alt ist, dass mit seinem Tod gerechnet werden muss und er entsprechende Hilfen für diesen Weg benötigt.

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Wozu brauchen wir Sterbebegleitung?

Palliative Care hat nicht nur mit Sterben zu tun, sondern auch mit dem Leben: Damit, die verbleibende Zeit eines Schwerstkranken oder Sterbenden gut zu gestalten und ihm einen würdevollen letzten Weg zu ermöglichen. Es geht um die persönliche Begegnung mit Sterben und Tod. Jeder Mensch hat in der Phase bis zu seinem Tod individuelle Wünsche und Bedürfnisse, Ängste und Sorgen sowie Vorstellungen von der Gestaltung seines letzten Weges. Jeder stirbt seinen eigenen Tod. Und es ist Teil der Sterbebegleitung und von Palliative Care, diesen ganz eigenen Weg in den Tod zu begleiten, zu unterstützen und zu respektieren und die Würde des sterbenden Menschen zu achten. Palliative Care umfasst hierfür die medizinischen, pflegerischen, psychologischen und spirituellen Ebenen der Versorgung.

Was ist Palliative Care?

Palliative Care (von lat. palliare „mit einem Mantel bedecken“ und engl. care „Versorgung, Betreuung, Aufmerksamkeit“) ist der Oberbegriff für alle Bereiche der Versorgung unheilbar kranker und sterbender Menschen. Bei Palliative Care geht es nicht um Heilung, sondern um Versorgung, Schutz und Linderung von Leiden. Es geht darum, die Lebensqualität schwerstkranker Menschen und ihren Angehörigen zu verbessern. Die Berücksichtigung körperlicher Bedürfnisse gehört ebenso dazu wie die Berücksichtigung seelischer und spiritueller Bedürfnisse. Die Schmerzlinderung beispielsweise ist ein bedeutender Versorgungsbereich, ebenso die Behandlung von Atemnot, Übelkeit und Verdauungsproblemen wie Verstopfung oder Durchfall.

Seelischer Beistand bei Sterbebegleitung

Seelischer Beistand spielt bei der Sterbebegleitung neben der körperlichen Versorgung eine wichtige Rolle. Viele Schwerstkranke können (lange) nicht akzeptieren, dass sie sterben müssen. Verständnisvolle, mitfühlende und ehrliche Gespräche sind wertvoll, wenn die eigene Endlichkeit ins Bewusstsein rückt. Vielen Menschen ist es zudem ein Bedürfnis, sich auszusprechen, Reue, Sehnsüchte, Ängste und Niederlagen des Lebens zu adressieren, ihre Gefühle mitzuteilen, zu vergeben und Vergebung zu erfahren, Ungeklärtes zu klären. Wertvolle Gesprächspartner sind nicht nur die Familie und Freunde. Seelische Unterstützung können beispielsweise auch Seelsorger, (ehrenamtliche) Sterbebegleiter, Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen und Psychologen geben.

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Palliativmedizin: Definition der Weltgesundheitsorganisation

Was ist Sterbehilfe (Palliativbegleitung)? Palliativmedizin/ Palliative Care ist laut WHO-Definition (2002)

„ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patientinnen und Patienten und ihren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, welche mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen. Dies geschieht durch Vorbeugen und Lindern von Leiden durch frühzeitige Erkennung, sorgfältige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen Problemen körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art“.

Hierfür verfolgt Palliative Care folgende Grundsätze:

Palliativmedizin

  • fördert die Lebensqualität.
  • ermöglicht Linderung von Schmerzen und anderen belastenden Symptomen. bejaht das Leben und erkennt Sterben als normalen Prozess an.
  • beabsichtigt weder die Beschleunigung noch Verzögerung des Todes. integriert psychologische und spirituelle Aspekte der Betreuung. bietet Unterstützung, um Patienten zu helfen, ihr Leben so aktiv wie möglich bis zum Tod zu gestalten. bietet Angehörigen Unterstützung während der Erkrankung des Patienten und in der Trauerzeit. beruht auf einem Teamansatz, um den Bedürfnissen der Patienten und ihrer Familien zu begegnen, auch durch Beratung in der Trauerzeit, falls notwendig.


Ein Hospiz ist eine Einrichtung der Sterbebegleitung. In dieser Pflegeeinrichtung verbringen Sterbende die letzten Wochen oder Tage ihres Lebens. Hospize haben in der Regel keinen Krankenhauscharakter, sondern eine häusliche, geborgene Atmosphäre. Die Sterbenden dürfen ihr Zimmer in großen Teilen so einrichten, wie sie es möchten. Es wird darauf geachtet, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Sterbende und ihre Angehörigen wohlfühlen. Die Wünsche der Sterbenden werden berücksichtigt. Das kann der Wunsch sein, ein bestimmtes Essen zu genießen oder der Wunsch, einen Film zu schauen. Auch achten die Betreuenden darauf, dass körperliche Bedürfnisse erfüllt sind und Schmerzen im Rahmen einer lindernden Palliativmedizin behandelt werden, um die letzte Lebensphase zu erleichtern. Die durchschnittliche Verweildauer im Hospiz beträgt zwei bis vier Wochen. Oft werden die Menschen zuvor auf einer Palliativstation in einem Krankenhaus oder zuhause versorgt, bevor sie in ein Hospiz kommen.
Der Begriff „Palliative Care“ steht für eine umfassende Versorgung (Behandlung, Pflege und Begleitung) von Menschen mit einer unheilbaren Krankheit und Sterbenden. Das Ziel von Palliative Care ist nicht, zu heilen und das Leben zu verlängern, sondern die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und auch die Angehörigen zu unterstützen. Menschen, die im Bereich Palliative Care tätig sind, möchten Menschen auf ihrem letzten Lebensweg ein möglichst selbstbestimmtes Leben bis zum Tod ermöglichen.
Menschen, die im Rahmen von Palliative Care betreut und versorgt werden, müssen nicht unbedingt kurz vor dem Tod stehen. Palliativmedizin kommt auch zum Einsatz, wenn ein Mensch noch länger leben kann. Bei einer Krebserkrankung beispielsweise kann Palliative Care den Schwerstkranken mehrere Monate und manchmal sogar Jahre begleiten. Das Ziel ist, die Lebensqualität in der Zeit, die noch bleibt, zu verbessern und belastende Krankheitssymptome zu lindern.

Quellen:

who.int: „Palliative care. Key facts“. Online-Information der WHO.

dgpalliativmedizin.de: „WHO Definition of Palliative Care (2002)“. Online-Information (PDF) der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin e. V.

bundesaerztekammer.de: „Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung“. Bekanntmachung (PDF) der Bundesärztekammer.

caritas.de: „Verbesserte Begleitung sterbender Menschen“. Online-Information von Caritas Deutschland.

barmherzigebegleitung.de: „Was versteht man unter dem Begriff Sterbebegleitung?“. Online-Information von Barmherzige Begleitung e. V.

dgpalliativmedizin.de: „Handlungsempfehlung. Einsatz sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung“. Online-Broschüre (PDF) der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin.

bayerische-stiftung-hospiz.de: „Hospiz- und Palliativversorgung“. Online-Information der Bayerischen Stiftung Hospiz.

caritas-viersen.de: „Würdige Sterbebegleitung“. Online-Information des Caritasverbands für die Region Kempen-Viersen e. V.

Marion Jettenberger: „1 x 1 der Sterbebegleitung. Am Ende wissen, wie es geht…“. Manuela Kinzel Verlag. 2022.  

uniklinik-freiburg.de: „Was ist Palliative Care?“. Online-Information der Klinik für Palliativmedizin des Universitätsklinikums Freiburg.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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