Pflanzliche Mittel in den Wechseljahren: Medikamente, die helfen können
Diese pflanzlichen Medikamente in den Wechseljahren sind beliebt
Für die Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden sind unterschiedliche pflanzliche Mittel erhältlich. Beliebt sind unter anderem Extrakte aus:
- Mönchspfeffer
- Traubensilberkerze
- Rotklee
- Soja-Isoflavone
Umfragen zufolge verwenden in Deutschland 15 bis 17 von 100 Frauen vor allem bei leichten Wechseljahresbeschwerden rezeptfreie pflanzliche Arzneimittel. Da auch pflanzliche Präparate Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben können, sollten Frauen eine Einnahme mit ihrem behandelnden Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin abklären.
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Wie wirkt Mönchspfeffer gegen Wechseljahrsbeschwerden?
Mönchspfeffer (Vitex agnus castus) auch Keuschlamm genannt, soll Blutungsstörungen regulieren helfen. Viele Frauen berichten von positiven Effekten, was die Intensität der Monatsblutung und die Dauer angeht. Außerdem soll Mönchspfeffer Verkrampfungen lösen und schmerzlindernd wirken. Auch wird Mönchspfeffer ein regulierender Effekt bei leichteren Stimmungsschwankungen nachgesagt. Der genaue Wirkmechanismus ist unklar. Vermutet wird, dass Mönchspfeffer prolaktinsenkend und dopaminstimulierend wirkt.
Wissenschaftliche Belege und aussagekräftige Studien für eine Wirkung bei Zyklusstörungen fehlen bislang. Bei PMS wiederum deuten Studien darauf hin, dass Mönchspfeffer möglicherweise helfen kann. Es gibt Frauen, die positive Effekte im Rahmen einer Einnahme beobachten. Einen Versuch kann Mönchspfeffer bei Wechseljahresbeschwerden wert sein. Wer interessiert ist, sollte das Gespräch mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin suchen und nachfragen, wie die Erfahrungen mit anderen Patientinnen sind, welche Mönchspfeffer einnehmen. Ärztinnen und Ärzte können zudem darüber aufklären, ob etwas gegen die Einnahme von Mönchspfeffer spricht.
Achtung: In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Mönchspfeffer nicht eingenommen werden.
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Wie wirkt Traubensilberkerze gegen Wechseljahrsbeschwerden?
Es gibt Frauen, die von positiven Effekten von Produkten aus Extrakten der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa oder Actaea racemosa) berichten, etwa der Linderung von Hitzewallungen und übermäßigem Schwitzen. In Deutschland sind einige der Präparate als pflanzliche Arzneimittel zugelassen. Abschließende wissenschaftliche Nachweise für eine Linderung von Wechseljahresbeschwerden durch die Einnahme von Traubensilberkerze gibt es nicht.
Einen Versuch können Medikamente mit Traubensilberkerze möglicherweise dennoch wert sein. Auch hier sollten Frauen bei Interesse mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin ins Gespräch gehen. Ärzte können darüber aufklären, ob etwas gegen die Einnahme von Traubensilberkerze als Medikament gegen Wechseljahresbeschwerden spricht und welche Nebenwirkungen auftreten können. Das können sein:
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Magen-Darm-Beschwerden
- bei falscher Anwendung möglicherweise sogar Leberschäden
Achtung: Traubensilberkerze sollte nicht zusammen mit Östrogenen eingenommen werden. Auch Frauen mit Brustkrebs sollten Traubensilberkerzenextrakte nicht einnehmen. Das gilt ebenso für Menschen mit Leberproblemen.
Wie wirken Rotklee- und Soja-Isoflavone gegen Wechseljahrsbeschwerden?
Rotklee (Trifolium pratense) soll im Körper ähnlich wirken wie Östrogene. Experten sprechen von Phytoöstrogenen, also pflanzlichen Östrogenen. Diese Pflanzenöstrogene wirken im Körper ähnlich wie das weibliche Geschlechtshormon. Durch die Einnahme soll der Verlust durch die Wechseljahre ausgeglichen und die Beschwerden so gelindert werden. Angeboten wird Rotklee unter anderem gegen Hitzewallungen. Wissenschaftliche Belege, dass Rotklee Wechseljahresbeschwerden lindern kann, gibt es nicht. Mögliche Nebenwirkungen sind nicht ausreichend untersucht.
Auch die Wirkung von Soja-Isoflavonen ist umstritten. Laut der Verbraucherzentrale NRW e.V. hat die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) „auf Basis der eingereichten wissenschaftlichen Studien keinerlei Verbesserung von Wechseljahresbeschwerden durch Soja-Isoflavone feststellen können“. Dosierung und Einnahmedauer sollten mit einem Arzt beziehungsweise einer Ärztin abgestimmt werden. Ärztinnen und Ärzte können zudem darüber aufklären, ob etwas gegen die Einnahme von Rotklee- oder Soja-Isoflvonen als Medikament gegen Wechseljahresbeschwerden spricht.
Wechseljahre: Wann pflanzliche Medikamente an ihre Grenzen kommen
Pflanzliche Präparate eignen sich vor allem bei leichteren Beschwerden in den Wechseljahren. Pflanzliche Medikamente bei Wechseljahresbeschwerden kommen dann an ihre Grenzen, wenn die Symptome stärker ausgeprägt sind. Tritt bei einer Einnahme nicht die erhoffte Linderung ein, sollten Frauen erneut mit ihren Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin ins Gespräch gehen. Dann kommt möglicherweise eine Hormonbehandlung in Betracht. Im ganzen Körper wirkende Hormonpräparate gibt es als Tabletten, Pflaster, Nasenspray oder als Spritzen. Sie gelten als am wirksamsten gegen Wechseljahresbeschwerden. Die Einnahme ist aber nicht ganz ohne Risiko. Daher ist die ärztliche Aufklärung unverzichtbar.
Lokal anzuwendende Hormonpräparate bei Scheidentrockenheit
Sind die Beschwerden vor allem auf den Intimbereich beschränkt, etwa eine trockene Scheide, Schmerzen beim Sex oder wiederkehrende Infektionen, können Hormonpräparate lokal angewendet werden, etwa in Form von Salben, Zäpfchen, einer Hormonspirale oder einem Hormonring. Auch hormonfreie Gleitgele und Pflegecremes, etwa mit Hyaluron, können die Intimpflege unterstützen.
Wichtig: Frauen, die mit Kondom verhüten, sollten abklären, ob die eingesetzten Salben und Gele das Material angreifen und den Verhütungsschutz gefährden. Vorsicht ist auch bei pflanzlichen Ölen als Gleitmittel oder Intimpflege geboten. Die enthaltenen Fettsäuren können das Latex angreifen.
Quellen:
awmf.org: „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“. S3-Leitline. Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e.V. AWMF-Registernummer 015-062.
gesundheitsinformation.de: „Wechseljahrsbeschwerden“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
gesundheitsinformation.de: „Wechseljahrsbeschwerden selbst lindern“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
krankenkassenzentrale.de: „Mönchspfeffer – Vitex agnus-castus Anwendung“. Online-Information der Krankenkassen Zentrale.
medizin-transparent.at: „Mönchspfeffer: Wirkung wenig belegt“. Online-Information von Cochrane Österreich an der Donau-Universität Krems.
pharmazeutische-zeitung.de: „Extrakte aus Mönchspfefferfrüchten“. Online-Information der Pharmazeutischen Zeitung (PZ).
pharmazeutische-zeitung.de: „Evidenz für Traubensilberkerze“. Online-Information der Pharmazeutischen Zeitung (PZ).
menopause-gesellschaft.de: „Nicht-hormonale Therapiemöglichkeiten bei klimakterischen Beschwerden“. Online-Information der Deutschen Menopause Gesellschaft e.V.
menopause-gesellschaft.de: „Anwendungsempfehlung für die Frau in der Beratung zur Hormonsubstitution im Klimakterium und in der Postmenopause“. Online-Information (PDF) der Deutschen Menopause Gesellschaft e.V.
verbraucherzentrale.de: „Rotklee-Isoflavone für die Menopause?“. Online-Information der Verbraucherzentrale NRW e.V.
arzneipflanzenlexikon.info: „Lavendel“. Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka.
pharmazeutische-zeitung.de: „Metaanalyse. Lavendelöl verbessert Schlafstörungen“. Online-Information der Pharmazeutischen Zeitung (PZ).
ema.europa.eu: „Baldrianwurzel“. Online-Information der European Medicines Agency (EMA)
arzneipflanzenlexikon.info: „Baldrian“. Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka.
aerztezeitung.de: „Mit Salbei gegen Hyperhidrose“. Online-Information der Ärzte-Zeitung.