Herzinfarkt in den Wechseljahren: So schützen Frauen ihr Herz
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Herzinfarkt in den Wechseljahren: So schützen Frauen ihr Herz

Bis zu den Wechseljahren hat das weibliche Sexualhormon Östrogen einen schützenden Effekt auf das Herz. Mit den Wechseljahren und der abnehmenden Östrogenkonzentration im Körper schwindet dieser körpereigene Schutz. Ab dann entscheiden vor allem Lebensstilfaktoren über das Herzinfarktrisiko. Wechseljahre & Herzinfarkt: Wie Frauen ihr Herz schützen können.

Die größten Risikofaktoren für das Herz

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems gehören sowohl in Deutschland als auch weltweit zu den häufigsten Krankheits- und Todesursachen. Je mehr Risikofaktoren bei einem Menschen vorliegen, desto höher ist sein individuelles Herzinfarktrisiko. Zu den nicht beeinflussbaren Größen gehören das Alter, das Geschlecht, die erbliche Belastung und bei Frauen in den Wechseljahren auch die Veränderungen im Hormonspiegel. Bis zu den Wechseljahren wirken die Östrogene wie eine Art Herzschutz. Mit den Wechseljahren und dem abnehmenden Östrogenspiegel steigt bei Frauen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Herzinfarkt. Zu den Risikofaktoren, die beeinflussbar sind, gehören:

  • Rauchen
  • zu hohe Cholesterinwerte im Blut
  • Bewegungsmangel
  • Bluthochdruck
  • ungesunde Ernährung
  • Übergewicht bis hin zu Fettleibigkeit (Adipositas)
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Stress

So können Frauen das Herzinfarktrisiko in den Wechseljahren senken

Die oben genannten Einflussgrößen lassen sich durch einen gesunden Lebensstil minimieren. Je gesünder die Lebensweise ist, desto geringer ist das Risiko, eine Herz- und Gefäßkrankheit wie einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu entwickeln.

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Herzinfarkt in den Wechseljahren vorbeugen mit Rauchstopp

Wie Experten immer wieder betonen, ist Rauchen der aggressivste Risikofaktor für Gefäßerkrankungen. Die im Tabakrauch enthaltenen Giftstoffe verengen die Gefäße, lassen den Blutdruck steigen, begünstigen Entzündungsreaktionen und fördern arteriosklerotische Veränderungen wie spröde Gefäßwände und Ablagerungen. Studien haben gezeigt, dass Raucherinnen verglichen mit Nichtraucherinnen ein zweieinhalbfach erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod mitbringen. Der Rauchstopp lohnt sich – nicht erst in den Wechseljahren.

In der Ernährung tierische Fette minimieren

Cholesterin ist ein wichtiger Baustein der Zellen. Damit Cholesterin im Körper seine Aufgaben erfüllen kann, ohne schädigend zu wirken, ist es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen LDL- und HDL-Cholesterin herzustellen. Während das LDL-Cholesterin auch als „böses“ Cholesterin bezeichnet wird, wird HDL-Cholesterin auch „Hab-Dich-Lieb“-Cholesterin genannt, da es eine zellschützende Wirkung zeigt. Rund zwei Drittel des Cholesterins stellt der Körper in der Leber selbst her. Ein Drittel wird über die Nahrung aufgenommen.

Über die Nahrung lässt sich bis zu einem gewissen Maß Einfluss auf den Cholesterinspiegel nehmen. Besonders LDL-Cholesterin sollte nur in geringen Mengen verzehrt werden, da es sich an den Gefäßwänden ablagern und dort zu entzündungsbedingten Schäden führen kann, die sich bis hin zu einem Gefäßverschluss entwickeln können. Reich an LDL sind vor allem tierische Produkte wie Sahne, Butter, Fleisch und Wurst. Eine ausgewogene und fettarme Ernährung trägt einen wichtigen Teil für stabile Blutfettwerte bei. Herzexperten empfehlen vor allem die mediterrane Küche mit viel frischem Gemüse, Salat, Obst, Kräutern, pflanzlichen Ölen, Nüssen, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und magerem Fleisch.

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Bewegung schützt das Herz – nicht nur in den Wechseljahren

Studien kommen zu einem klaren Ergebnis: Bewegungsmangel begünstigt deutlich ein Fortschreiten von Herz- und Gefäßerkrankungen. Daher ist Bewegung nicht nur zur Vorbeugung bedeutsam, sondern auch in der Therapie von Herz-Kreislauf-Patienten unverzichtbar. So kann regelmäßige Bewegung zum Beispiel eine Arteriosklerose stoppen oder gar rückgängig machen und bei einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) die Pumpkraft des Herzens verbessern. Außerdem hilft Bewegung in Kombination mit gesunder Ernährung, Übergewicht vorzubeugen und senkt zudem erhöhte Blutdruckwerte. Dabei reichen oft schon leichte Übungen, die sich in den Alltag integrieren lassen. Schauen Sie einfach mal in unseren Beitrag: Die besten Tipps für mehr Bewegung im Alltag

Tipp: Frauen in den Wechseljahren, die neu mit Sport beginnen möchten, sollten zuvor einen Gesundheitscheck beim Arzt durchführen lassen.

Wechseljahre & Herzinfarkt-Risiko: Bluthochdruck vermeiden

Eine gesunde Ernährung in Kombination mit ausreichend Bewegung hilft nicht nur, Übergewicht entgegenzuwirken und einem Diabetes mellitus vorzubeugen, sondern senkt auch das Risiko, Bluthochdruck zu entwickeln. Bluthochdruck ist ein bedeutender Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Ein anhaltend zu hoher Druck in den Arterien schädigt die Gefäßinnenwände und begünstigt die Entwicklung Arteriosklerose. Die Gefäßwände werden starrer und spröder. Ablagerungen wie Cholesterin können leichter anhaften. Entzündungen entstehen und die Arterien werden zunehmend enger. Frauen in den Wechseljahren sollten ihre Blutdruckwerte daher im Blick behalten. Angaben der Deutschen Hochdruckliga e.V. ist ein Blutdruck von 120 / 80 mm Hg normal. Ab einem Wert von 140 / 90 mm Hg und höher handelt es sich um Bluthochdruck, medizinisch Hypertonie genannt.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen

Durch die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren und das Älterwerden nimmt bei Frauen das Risiko für bestimmte Erkrankungen zu, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose (umgangssprachlich Knochenschwund). Für Frauen in den Wechseljahren ist es daher empfehlenswert, sich über die Ange­bote der Krankenkassen zur Früherkennung zu informieren und eine Teilnahme in Betracht zu ziehen. Früherkennungsuntersuchungen haben das Ziel, Gesundheitsprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln – bevor sie schwere gesundheitliche Erkrankungen verursachen.

Folgende Früherkennungsuntersuchungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen und können für Frauen in den Wechseljahren interessant sein:

  • Gesundheits-Check-up: Versicherte ab einem Alter von 35 Jahren können ihn alle drei Jahre in Anspruch nehmen.
  • Hautkrebsscreening: Diese Untersuchung kann ebenfalls ab einem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre wahrgenommen werden.
  • Test auf verstecktes Blut im Stuhl: Diese Untersuchung soll helfen, Darmkrebs zu erkennen. Alle gesetzlich Versicherten im Alter zwischen 50 und 54 Jahren haben einmal im Jahr Anspruch auf diese Untersuchung, ab 55 Jahren alle zwei Jahre – es sei denn, sie entscheiden sich für eine Darmspiegelung.
  • Darmspiegelung: Diese Vorsorgeuntersuchung hilft, Darmkrebs zu erkennen. Frauen können die Darmspiegelung ab dem Alter von 55 Jahren zweimal in Anspruch nehmen. Zwischen den beiden Untersuchungen müssen zehn Jahre Abstand liegen.
  • Untersuchung auf Gebärmutterhalskrebs: Frauen ab 35 können alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung aus Pap-Test und einem HPV-Test wahrnehmen.
  • Tastuntersuchung der Brust: Frauen ab 30 haben einmal pro Jahr Anspruch auf eine Tastuntersuchung zur Brustkrebsfrüherkennung.
  • Mammografie-Screening: Das Röntgen der Brüste soll helfen, Brustkrebs in einem frühen Stadium zu erkennen. Die Untersuchung kann von Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre wahrgenommen werden.

Lesetipp: Früherkennungsuntersuchungen Krebs: Welche sind empfehlenswert?

Neben den Erbanlagen gehören die folgenden vier Einflussgrößen zu den stärksten Risikofaktoren für Bluthochdruck: Übergewicht, zu wenig Bewegung, eine ungesunde Ernährung und Stress.
Ist der Blutdruck leicht erhöht, empfehlen Experten zuerst eine Anpassung hin zu einem gesünderen Lebensstil. Sind die Blutdruckwerte bereits sehr hoch, raten Ärzte, ergänzend zur Lebensstilanpassung blutdrucksenkende Medikamente, umgangssprachlich Blutdrucksenker genannt, einzunehmen.
Es gibt verschiedene Medikamente zur Blutdrucksenkung. Häufig verschrieben und sehr bekannt sind Beta-Blocker. Sie werden, so die Deutsche Hochdruckliga, als Basismedikament Menschen verschrieben, die bereits Ablagerungen an den Herzkranzgefäßen haben (Koronare Herzkrankheit, KHK), einen Herzinfarkt hatten, an Herzmuskelschwäche leiden oder Herzrhythmusstörungen haben. Beta-Blocker blockieren die Stellen am Herzen (Beta 1-Rezeptoren), an denen blutdrucksteigernde Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin andocken. Das Herz schlägt langsamer. Der Blutdruck schießt nicht in die Höhe.
Wie bei anderen Medikamenten auch, können bei der Einnahme von blutdrucksenkenden Mitteln Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören unter anderem Schwindel, Benommenheit, Blutdruckabfall, verlangsamte Herzfrequenz, Magen-Darm-Beschwerden, Allergien, Hautreaktionen, Müdigkeit, sexuelle Funktions- oder Potenzstörungen, negative Beeinflussung des Zuckerstoffwechsels. Ärzte wägen die möglichen Nebenwirkungen und den Nutzen des Medikaments (unter anderem Schutz vor Herzinfarkt und Schlaganfall) im individuellen Fall ab.


Quellen:

gesundheitsforschung-bmbf.de: „Herz in Gefahr?“ Online-Ratgeber des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

hochdruckliga.de: „Bluthochdruck bei Erwachsenen“. Online-Information der Deutschen Hochdruckliga e.V.

herzstiftung.de: „Endlich mit dem Rauchen aufhören? So schaffen Sie es“. Online-Information der Deutschen Herzstiftung e.V.

dkfz.de: „Durch Rachen und Passivrauchen verursachte Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems“. PDF des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

gesundheitsinformation.de: „Früherkennung“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Wechseljahrsbeschwerden“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

frauenaerzte-im-netz.de: „Wechseljahresbeschwerden/ Klimakterische Beschwerden“. Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e.V. (BVF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).

dge.de: „Energiedichte – Biss für Biss das Körpergewicht senken“. Kostenloser Download-Flyer der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). (Stand 2019)

ugb.de: „Wechseljahre: Zeit für bewusste Ernährung“. Online-Information der Vereine für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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