Hormontherapie in den Wechseljahren - pro & contra
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Hormontherapie in den Wechseljahren - pro & contra

Eine Hormontherapie, kurz HT, gegen Wechseljahresbeschwerden kommt für Frauen in Betracht, die mit starken Symptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen zu kämpfen haben. Für die Hormonbehandlung kommen verschiedene Therapieformen infrage. Lokal aufzutragende Salben helfen unter anderem gegen Scheidentrockenheit. Tabletten und Spritzen beispielsweise wirken im gesamten Körper. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen sollten Chancen und Risiken einer Hormonbehandlung abgewogen werden.

Wann kommen Hormone in den Wechseljahren infrage?

Mit den Wechseljahren und der damit verbundenen veränderten Hormonsituation im weiblichen Körper – unter anderem fällt das Sexualhormon Östrogen ab – treten bei etwa einem Drittel der Frauen belastende Wechseljahresbeschwerden auf. Die wirksamste Behandlung stellt die Hormontherapie (HT) dar, auch Hormonersatztherapie genannt. Am häufigsten wird eine Östrogen-Gestagen-Kombination verschrieben, um den Hormonspiegel auszugleichen. Eine Monotherapie allein mit Östrogen kommt für Frauen ohne Gebärmutter infrage.

Hormontherapie in den Wechseljahren – weitere Varianten

Das künstliche Hormon Tibolon: Hat ähnliche Wirkungen wie Östrogen und Gestagen. Es kann zur Linderung von Hitzewallungen eingesetzt werden. In Deutschland wird Tibolon nur selten verschrieben. Es gibt Hinweise, dass eine längerfristige Behandlung bei Frauen, die an Brustkrebs erkrankt waren, das Risiko für einen Rückfall erhöht. Auch scheint unter Tibolon bei Frauen über 60 Jahren das Schlaganfall-Risiko zuzunehmen.

Bioidentische Hormone: Werden aus pflanzlichen Ausgangsstoffen halbsynthetisch hergestellt. Die biochemische Struktur ist die gleiche wie die von menschlichen Hormonen. Diese „neuen“ Hormone sind vielen Experten zufolge allerdings weder natürlicher noch sicherer als traditionell verwendete, synthetisch hergestellte Hormone.

Wie funktioniert die Hormonersatztherapie in den Wechseljahren?

Im ganzen Körper wirkende Medikamente mit Hormonen sind als Tabletten, Spritze oder Pflaster erhältlich. Tabletten müssen täglich eingenommen werden, die Spritze wird nach drei Monaten erneut verabreicht. Hormonpflaster werden meist monatlich gewechselt. Welche Hormongabe – es gibt unterschiedliche Östrogene und Gestagene mit unterschiedlichen Risiken – welche Dosierung und welche Dauer der Anwendung im individuellen Fall für die Therapie am erfolgversprechendsten sind, bespricht der behandelnde Frauenarzt beziehungsweise die Frauenärztin mit der Patientin.

Ziel der Hormonersatztherapie ist, den Hormonspiegel so zu stabilisieren, dass die östrogenmangelbedingten Beschwerden und Erkrankungen der Wechseljahre gelindert werden. Viele Studien zeigen, dass eine Östrogen-Gestagen-Behandlung Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen bei vielen Frauen deutlich lindern kann. Auch Schmerzen beim Sex ließen bei vielen Probandinnen nach.

Tipp: Fragen Sie Ihren Arzt, ob die hormonelle Behandlung allein gegen die Wechseljahresbeschwerden wirkt oder ob diese auch einen Verhütungsschutz bietet. Möglicherweise kann die Hormonspirale oder der Hormonring eine Therapieoption sein, welche/r zur Verhütung Anwendung findet.

Lesetipp: Verhütung mit dem Nuvaring: Hormonelle Alternative zur Pille.

Wann ist die Hormontherapie in den Wechseljahren nicht geeignet?

Da die Hormontherapie Risiken birgt, sollte sie gut abgewogen werden. Die gesundheitliche Situation, die Beschwerden der Wechseljahre, die Hormonsituation und die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung zeigen, ob die Therapie im individuellen Fall infrage kommt. Liegt ein erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Brustkrebs vor, ist von einer Therapie abzusehen. Auch bei bereits bestehendem Brustkrebs oder Gebärmutterschleimhauttumoren sollte keine hormonelle Therapie durchgeführt werden. Bei Lebererkrankungen sollten ebenfalls keine Hormone eingenommen werden, ebenso bei durchgemachten Thrombosen (Verschlüssen von Venen und/oder Arterien) sowie unklaren genitalen Blutungen.

Der behandelnde Arzt oder die Ärztin bespricht mit der Patientin, welche Risikofaktoren möglicherweise gegen eine Therapie sprechen. Generell sollte eine Hormonersatztherapie erst nach ausführlicher Aufklärung über mögliche Chancen und Risiken sowie unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden.

Zwei Grundsätze sollten dem Berufsverband der Frauenärzte (BVF) zufolge bei der Hormonersatztherapie immer berücksichtigt werden: „Die niedrigste effektive Dosis kommt während der individuell erforderlichen Behandlungsdauer zum Einsatz.“ Im Behandlungsverlauf sollten zudem regelmäßige, jährliche gynäkologische und allgemeinmedizinische Kontrolluntersuchungen stattfinden.

Welche Nebenwirkungen durch die Hormonersatztherapie?

Die Hormontherapie in den Wechseljahren birgt Risiken. Nehmen Frauen Hormonpräparate ein, dauert es meist einige Monate, bis sich der Körper an die Hormonzufuhr gewöhnt hat. Bis sich ein neues hormonelles Gleichgewicht eingestellt hat, berichten viele Frauen von Brustspannen, Zwischenblutungen, Unwohlsein und Übelkeit. Verbessern sich diese Symptome und gehen auch die Wechseljahresbeschwerden zurück, kann die Therapie über einen gewissen Zeitraum hinweg fortgeführt werden. Bringt die Hormontherapie nicht den erhofften Nutzen oder kommen gar belastende Nebenwirkungen hinzu, sollte die Therapie unter ärztlicher Aufsicht beendet werden.

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine längere Hormonbehandlung unter anderem die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Blutgerinnseln, Schlaganfällen und Brustkrebs erhöht. Manche Risiken der Hormonbehandlung steigen bereits mit Beginn der Einnahme, andere nehmen mit der Dauer der Behandlung zu. In der Packungsbeilage sind mögliche Risiken aufgeführt.

Tipp: Lesen Sie die Packungsbeilage und klären Sie Unsicherheiten und Fragen zu dem Medikament mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin.

Wann helfen lokal anzuwendende Hormonpräparate?

Oft besser verträglich, da sie lokal wirken und niedriger dosiert sind, sind Salben, Zäpfen sowie Gele zur Anwendung in der Scheide.  Sie geben geringe Mengen an Hormonen direkt im Bereich der Scheide und der Gebärmutter ab. Östrogenhaltige Salben helfen Frauen unter anderem gegen eine trockene und empfindliche Scheide. Durch die wechseljahresbedingten hormonellen Veränderungen wird die Schleimhaut der Scheide dünner und die Sekretproduktion wird geringer. Die Scheide wird schmerzempfindlicher. Jucken, Brennen und Schwellungen können auftreten. Auch kann es sein, dass vermehrt Infektionen auftreten, verursacht etwa durch Bakterien oder Pilze, da die natürliche Abwehr der Scheide schwächer wird.

Wichtig zu wissen: Auch bei lokal angewendeten Hormonpräparaten können Nebenwirkungen wie Zwischenblutungen, Brustspannen oder vermehrter Ausfluss auftreten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber und lesen Sie die Packungsbeilage des zu verwendenden Präparates.

Vor- und Nachteile der Hormonersatztherapie

Die Vor- und Nachteile der Hormonersatztherapie gegen Wechseljahresbeschwerden auf einen Blick.

Vorteile:

  • Mögliche Linderung belastender Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, verstärktes Schwitzen, Schlafstörungen, Blutungsstörungen, Stimmungsschwankungen und Verstimmungen.
  • In seltenen Fällen als vorbeugende Maßnahme gegen Osteoporose in Betracht zu ziehen – sofern die Anwendung präventiver Osteoporose-Medikamente aus bestimmten Gründen nicht möglich ist.
  • In der Regel ist keine Gewichtszunahme aufgrund der Hormontherapie zu befürchten.
  • Nebenwirkungen wie Zwischenblutungen und Brustspannen zu Beginn der Therapie lassen nach wenigen Wochen oft nach und eine Linderung der Beschwerden setzt ein.

Nachteile:

  • Es können starke Blutungen, Dauerbluten und Zwischenblutungen auftreten, die als belastend empfunden werden können. Bis zu 40 Prozent der Frauen haben unter der Hormonbehandlung Blutungsstörungen.
  • Ein steigendes Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln, Schlaganfälle und Brustkrebs kann nicht ausgeschlossen werden.
  • Nach Absetzen der Hormone kommen die Wechseljahresbeschwerden oft zurück.
  • Die Hormonersatztherapie hat in der Regel keine verhütende Wirkung. Frauen müssen sich darum kümmern, bis die letzte Periode stattgefunden hat.

Fazit: Eine Hormonbehandlung wird nur bei Beschwerden empfohlen, die die Lebensqualität der Frau deutlich beeinträchtigen. Ihr Nutzen ist immer gegen mögliche Risiken abzuwägen. Die HRT sollte so niedrig dosiert wie möglich und so kurz wie möglich angewendet werden.

Lesetipp: Das sind die Risikofaktoren von Osteoporose.

Bisherige Untersuchungen zeigen, dass unter der Einnahme von Hormonen zur Behandlung von Wechseljahressymptomen in der Regel keine Gewichtszunahme zu befürchten ist. Allerdings kann die Hormontherapie nicht verhindern, dass es zu einer Gewichtszunahme im Rahmen der Wechseljahre als solche kommt.
Eine Behandlung mit Hormonen kann nicht nur Zwischenblutungen verursachen, sondern auch zu stärkeren Blutungen führen, welche an die Menstruation erinnern. Hier gilt es abzuwägen: Viele Frauen brechen die Therapie ab, da sie die Blutungen als störend empfinden. Andere führen die Therapie fort, da der positive Effekt auf Hitzewallungen, Schlafstörungen & Co. überwiegt.
Die Hormonersatztherapie findet Anwendung, um Wechseljahrsbeschwerden zu lindern. Die Prävention einer Osteoporose ist keine schulmedizinische Indikation für eine Hormonersatztherapie. Hierfür kommen spezielle vorbeugende Arzneimittel gegen Osteoporose zur Anwendung. Dem Berufsverband der Frauenärzte zufolge wird die Hormontherapie zur Osteoporoseprävention in Ausnahmefällen angewendet, wenn ein hohes Knochenbruchrisiko und eine Unverträglichkeit oder Gegenanzeigen gegenüber anderen zur Prävention der Osteoporose zugelassenen Arzneimitteln vorliegen.


Quellen:

gesundheitsinformation.de: „Hormontherapie gegen Wechseljahrsbeschwerden“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

frauenaerzte-im-netz.de: „Hormonersatztherapie – Hormone in den Wechseljahren“. Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e.V. (BVF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).

profamilia.de: „Wechseljahre“. Ratgeber (PDF) von pro familia.

menopause-gesellschaft.de: „Hormontherapie“. Online-Information der Deutschen Menopause Gesellschaft e.V.

menopause-gesellschaft.de: „Anwendungsempfehlung für die Frau in der Beratung zur Hormonsubstitution im Klimakterium und in der Postmenopause“. Online-Information (PDF) der Deutschen Menopause Gesellschaft e.V.

endokrinologie.net: „Beschwerden in den Wechseljahren“. Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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