Neurodermitis-Behandlung: 3 wichtige Säulen
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Neurodermitis-Behandlung: 3 wichtige Säulen

Jucken, Brennen, Hautrötungen oder nässende Ekzeme - das Erscheinungsbild einer Neurodermitis kann sehr vielgestaltig sein. Eine Standardbehandlung für Neurodermitis gibt es daher nicht. Durch eine individuell angepasste Therapie lassen sich die Symptome jedoch deutlich lindern. Der modernen Schulmedizin stehen zur Neurodermitis-Behandlung heute verschiedene Methoden zur Verfügung. Auch die Betroffenen selbst können durch eine konsequente Basistherapie und Neurodermitis-Hausmittel einiges dafür tun, um ihre Beschwerden einzudämmen und neue Schübe zu verhindern.

Drei Säulen für die Neurodermitis-Behandlung

Die Schulmedizin verfolgt in der Neurodermitis-Behandlung einen Ansatz, der auf insgesamt drei Säulen ruht: 

Basistherapie: Gründliche Reinigung und nachhaltige Pflege 

Bei einer Neurodermitis ist die natürliche Schutzfunktion der Haut gestört. Die Basistherapie zielt darauf ab, die sogenannte epidermale Barriere wiederherzustellen und die Haut hierdurch wirksam gegen schädliche Umwelteinflüsse zu schützen. Sie wird durch den Arzt individuell auf den Patienten abgestimmt. Kriterien sind hier neben dem jeweiligen Erscheinungsbild der Krankheit auch das Lebensalter oder jahreszeitlich bedingte Einflüsse auf die Haut.

Die Basistherapie umfasst die tägliche gründliche Reinigung der Haut sowie die Körperpflege mit reichhaltigen, rückfettenden Cremes und Lotionen. Die Pflegemittel sollten frei von Duft- und Konservierungsstoffen sein. Oft verordnet der Arzt auch eine Creme mit dem synthetischen Harnstoff Urea, der eine verbesserte Feuchtigkeitsbalance der Haut bewirkt. 

Wichtig: Die Basispflege im Rahmen der Neurodermitis-Behandlung muss auch in beschwerdefreien Zeiten beibehalten werden, um neue Schübe der Erkrankung zu verhindern oder mindestens hinauszuzögern. 

 Antihistaminika: Allergische Reaktionen abwehren 

Akute Neurodermitis-Schübe kommen häufig durch eine allergische Reaktion auf Nahrungsmittel oder andere Umwelteinflüsse zustande. Um den quälenden Juckreiz einzudämmen, wird der Arzt im Rahmen einer Neurodermitis-Behandlung daher häufig sogenannte Antihistaminika verschreiben.

Diese Medikamente blockieren den körpereigenen Botenstoff Histamin, der am Zustandekommen von Allergien, aber auch von anderen Entzündungsreaktionen beteiligt ist. In der Regel werden Antihistaminika in Tablettenform verwendet. Falls Sie wissen, dass Sie unter Allergien leiden und den Auslöser dafür kennen, können Sie versuchen, diese Allergene in Ihrem Alltag so weit wie möglich zu vermeiden.

Wenn eine durch Allergene bedingte Neurodermitis von einer Allergie der Atemwege gegen Pollen oder Hausstaubmilben begleitet wird, kommt auch eine Desensibilisierungstherapie in Frage. 

Therapie von Entzündungsreaktionen: Schüben vorbeugen 

Entzündungsreaktionen werden therapiert, um die Beschwerden des aktuellen Neurodermitis-Schubes abzumildern und neuen Schüben vorzubeugen. Hierfür werden verschiedene Medikamente sowie Bestrahlungen mit UV-Licht eingesetzt. 

Die Therapie der Neurodermitis sollte generell und bei jedem neuen Schub frühzeitig beginnen, um schwere Krankheitsbilder und häufige Schübe zu vermeiden. Unmittelbar nach dem Beginn der Behandlung können sich Juckreiz und Entzündungserscheinungen zunächst verschlimmern, da auch die therapeutischen Maßnahmen möglicherweise eine Abwehrreaktion bewirken. Hierdurch können sich sogenannte Therapieekzeme bilden. 

Medikamente in der Neurodermitis-Therapie

Der Standardwirkstoff in der medikamentösen Behandlung der Neurodermitis ist Kortison, das in Form einer Creme auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen wird. Die Wirkstoffe in einer solchen Creme sind Glukokortikosteroide, die in den Hautzellen die Produktion bestimmter Botenstoffe reduzieren und hierdurch entzündungshemmend wirken. Eine Behandlung der Neurodermitis mit Kortison ist oft sehr erfolgreich, darf jedoch ausschließlich unter ärztlicher Begleitung vorgenommen werden. Problematisch ist, dass Juckreiz und Entzündungen nach dem Absetzen des Medikamentes häufig sofort wiederkommen. In solchen Fällen muss das Kortison langsam "ausgeschlichen" werden. 

Kortison-Alternativen 

Eine Kortison-Alternative in der Neurodermitis-Behandlung sind sogenannte Calcineurinhemmer oder Calcineurinhibitoren. Sie wirken direkt auf die Zellen des Immunsystems, indem sie dort die Ausschüttung von entzündungsverursachenden Stoffen hemmen. Auch diese Medikamente werden als Creme aufgetragen. Im Vergleich zu Kortison sind sie für die Behandlung besonders sensibler Hautpartien optimal geeignet. 

Dupilumab

Dupilumab ist ein Medikament, das seit 2017 zur Behandlung einer mittelschweren bis schweren Neurodermitis zugelassen ist. Es greift in den Zellstoffwechsel ein und hemmt die Bildung eines bestimmten Entzündungsstoffes. Es wird verordnet, wenn eine örtliche Behandlung oder eine Tablettentherapie nicht ausreichend wirksam sind. Erwachsene können sich den Wirkstoff in 14-tägigen Intervallen selber spritzen. 

Neurodermitis-Hausmittel und alternativmedizinische Therapien

Neurodermitis-Hausmittel sind beispielsweise Badezusätze mit reichhaltigen Ölen oder Weizenkleien, die dazu beitragen, die Austrocknung der Haut zu mildern. Entzündungshemmend wirken Extrakte aus Eichen- oder Buchenrinde, die außerdem den Juckreiz lindern können. Allerdings raten Ärzte davon ab, bei Neurodermitis zu oft zu baden und sich pro Woche auf ein bis zwei Vollbäder zu beschränken. Nach dem Bad sollten Sie darauf achten, ob sich die Symptome der Erkrankung ändern: Wenn die Haut nach einem Bad sehr trocken wird oder sich der Juckreiz sowie die entzündlichen Hautreaktionen verschlimmern, ist es sinnvoll, auf Vollbäder weitgehend zu verzichten. 

Mit Wickeln und Kompressen gegen Neurodermitis 

Bewährte Neurodermitis-Hausmittel sind auch Wickel und Kompressen. Wickel werden mit einem Aufguss oder einem Extrakt aus verschiedenen Heilpflanzen benetzt und auf einer größeren Körperregion verwendet. Kompressen folgen dem gleichen Prinzip, werden jedoch nur auf eine Körperstelle aufgebracht und dort mit einer Binde oder einem Pflaster festgehalten.

Heilpflanzen gegen Neurodermitis-Beschwerden 

Heilpflanzen, die gegen Neurodermitis-Beschwerden helfen, sind beispielsweise Stiefmütterchen, Salbei, Kamille, Ringelblume und Aloe Vera. Schwarzer Tee wirkt kühlend und kann den Juckreiz lindern. Auch Fischöl, Teebaumöl sowie die Öle von Borretsch und Nachtkerzen stehen im Ruf, gegen Juckreiz und Entzündungen zu helfen. Falls sich die Beschwerden durch solche Neurodermitis-Hausmittel verstärken, muss ihre Verwendung selbstverständlich sofort abgebrochen werden. 

Neurodermitis-Behandlung mit Homöopathie und Akupunktur 

Auch alternativmedizinische Methoden - beispielsweise Homöopathie oder Akupunktur - kommen in der Neurodermitis-Behandlung zum Einsatz. Wissenschaftliche Belege für ihre Wirksamkeit gibt es bisher nicht. Durch ihren ganzheitlichen Ansatz können sie eine schulmedizinische Neurodermitis-Therapie jedoch wirksam unterstützen. 

Veränderung der Lebensweise bringen Linderung

Linderung und Besserung bringen häufig auch Veränderungen der Lebensweise, beispielsweise die Reduktion von Stress oder der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel. Studien belegen, dass 30 bis 40 Prozent aller Kinder, die an Neurodermitis leiden, auf bestimmte Nahrungsmittel mit stärkeren Krankheitssymptomen reagieren. Zu diesen gehören unter anderem Erdnüsse, Milch und Erzeugnisse aus Weizenmehl.

Auch Farb- und Konservierungsstoffe, der reichliche Verzehr von tierischem Eiweiß sowie bestimmte Obst- und Gemüsesorten können einen negativen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung haben. Hier gilt: Sie müssen probieren, welche Nahrungsmittel Sie gut vertragen oder weniger gut vertragen. Zur Unterstützung ist es empfehlenswert, ein Ernährungstagebuch zu führen. Wichtig für eine erfolgreiche Neurodermitis-Behandlung ist außerdem ein gutes Selbstmanagement der Erkrankung. Vor allem die Krankenkassen bieten entsprechende Schulungskurse an. 

Ein Aufenthalt am Meer oder im Gebirge kann bei einer akuten Neurodermitis manchmal Wunder wirken. Verantwortlich dafür sind das UV-Licht sowie der geringe Allergen-Gehalt der Luft. 

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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