Macht Stress wirklich blind?
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Macht Stress wirklich blind?

Blind zu werden, zählt für viele Menschen zu den größten Ängsten. Kein Wunder, dass die Vorstellung, allein durch Stress das Augenlicht einzubüßen, außerordentlich unheimlich ist. Aber kann das tatsächlich passieren? Und wo liegen die Ursachen? Ob und welche Anzeichen dafür sprechen, dass Sie unter stressbedingten Augenproblemen leiden und welches Risiko diese bergen, wird hier näher erläutert.

Welche Augen-Beschwerden können stressbedingt entstehen? 

Zuckendes Augenlid

Stress kann, je nachdem welche begleitenden Faktoren hinzukommen - wie Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, Gewohnheiten und individuelle Augenphysiologie - zu einer Reihe verschiedener Störungen führen. Sehr bekannt ist beispielsweise das Lidzucken, bei dem ein kleiner Muskel schnell kontrahiert und zumeist von außen sichtbar ist. Hierbei handelt es sich allerdings um kein klassisches Augenproblem, denn diese Art der Zuckungen kann auch bei anderen Gesichtsmuskeln auftreten.

Trockene und brennende Augen 

Ebenfalls häufig sind trockene Augen, die unangenehm Brennen und stark tränen können. Das Problem kann stressbedingt sein, aber auch äußeren Umständen geschuldet sein, beispielsweise trockener Raumluft, Klimaanlage oder langes Starren in den Computer. Wenig Schlaf oder eine persönliche Neigung zu Augentrockenheit stellen ebenfalls mögliche Ursachen dar. Oft treten trockene Augen in Verbindung mit müden Augen auf. Auch Blinzelticks können vorkommen, entweder als eigenständige Stressreaktion oder aber aufgrund der trockenen Augen, die das Bedürfnis hervorrufen, ständig zu blinzeln.

Verschwommenes Sehen oder doppelte Bilder bei Stress

Deutlich beunruhigender sind Sehstörungen, beispielsweise verschwommenes Sehen, Doppelbilder oder Sehfeldstörungen wie verengtes Sehfeld, Augenflimmern, graue Flecken oder Blitze. Diese Symptome sind oft sehr erschreckend und können unterschiedliche Ursachen haben. 

Welche Ursachen haben Sehstörungen durch Stress? 

Dreh- und Angelpunkt stressbedingter Augenprobleme ist höchstwahrscheinlich Kortisol, ein Hormon, das bei Stress vermehrt ausgeschüttet wird. Dieser Botenstoff ist von Natur aus dazu gedacht, den Körper an kurzfristige Stresssituationen anzupassen. Bleibt der Spiegel allerdings dauerhaft erhöht, hat das negative Auswirkungen, zu denen beispielsweise eine schlechtere Wundheilung zählt. Innerhalb der Augen kann das Hormon dazu führen, dass Gefäße empfindlicher werden und kleine Mengen Flüssigkeit austreten. Unter der Netzhaut sorgen diese für Sehstörungen, die sich oft durch graue Flecken oder Augenflimmern äußern.

Der Zustand ist zumeist reversibel, da die Flüssigkeit nach einiger Zeit wieder abgebaut wird. Das ist jedoch nicht immer der Fall, weshalb Betroffene keinesfalls einfach abwarten und ihre gestressten Augen ignorieren sollten. Suchen Sie bei Sehstörungen und anderen Augenproblemen immer einen Augenarzt oder eine Augenärztin auf und lassen Sie die Ursache abklären.

Sehstörungen durch Stress können auch auftreten, ohne dass ein organischer Befund nachgewiesen werden kann - nichtsdestotrotz sollten sie ernstgenommen werden. Eine weitere mögliche Verbindung besteht zwischen Stress und hohem Augeninnendruck. Dieser ist der wichtigste Risikofaktor für eine Glaukomerkrankung (grüner Star), die zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung führen kann. 

Ist ein Erblinden tastächlich möglich? 

Stress allein kann nach heutigem Kenntnisstand nicht zur Erblindung führen. Allerdings sind Sehstörungen möglich, die die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit der Betroffenen teils erheblich beeinträchtigen können. Gleichzeitig ist es durchaus möglich, dass der Verlauf von Krankheiten wie dem Glaukom, die im schlimmsten Fall tatsächlich zur Erblindung führen können, beschleunigt beziehungsweise verschlechtert wird. Das ist insbesondere deshalb fatal, da Betroffene häufig erst aus Angst vor der schlimmsten - bei vielen Erkrankungen jedoch seltenen - Folge, der Erblindung, in Stress geraten. Stattdessen ist es wesentlich sinnvoller Stress zu vermeiden und sich auf eine konsequente Behandlung der vorliegenden Erkrankung sowie einen gesunden Lebensstil zu konzentrieren. 

Den Sehbeschwerden entgegen wirken

Welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können, hängt von der genauen Art der Beschwerden ab. Ist bereits eine Erkrankung bekannt, muss diese gezielt behandelt werden. Doch auch im Falle einer konkreten Erkrankung kann der Abbau von Stress zu einer Verbesserung des Sehvermögens führen. 

Zeitnaher Arztbesuch 

In jedem Fall sind Sehstörungen, die häufiger auftreten, ein Grund für einen zeitnahen Facharztbesuch. Nur dann können ernsthafte Erkrankungen ausgeschlossen oder aber rechtzeitig behandelt werden, um keine weitere Verschlechterung des Sehvermögens zu erfahren.

Angemessenes Stressmanagement

Abgesehen davon hilft in erster Linie generelles Stressmanagement einerseits und Erholung für die gestressten Augen andererseits. Den Blick regelmäßig vom Monitor oder Tablet zu nehmen und beispielsweise aus dem Fenster zu schauen oder einen kurzen Spaziergang einzuplanen, kann bereits viel helfen. Ganz allgemein ist es für viele Betroffene wichtig, das Abschalten neu zu erlernen: Nach Feierabend oder im Urlaub nicht erreichbar zu sein, Freunden und Hobbys Raum zu geben und Achtsamkeit für den eigenen Körper und die Seele zu üben.

Ausdauersport und Entspannungsübungen 

Das kann beispielsweise mit Ausdauersport, Entspannungsübungen, autogenem Training oder Meditation gelingen. Umso wichtiger ist dies, wenn hinter den Sehstörungen durch Stress eine psychische Erkrankung wie eine Angststörung steckt - in diesem Fall ist meistens eine zusätzliche Psychotherapie hilfreich.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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