Leber und Alkohol: Leberwerte erhöht - Was hat das zu bedeuten?
Nicht immer Alkohol: Leberwerte erhöht - Was hat das zu bedeuten?
Meistens ist ein Besuch beim Arzt und die Diagnose erhöhter Leberwerte Anlass, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken. Nicht immer muss der Alkohol Leberwerte in die Höhe treiben. Ohnehin bedeuten erhöhte Leberwerte nicht zwangsläufig, dass Sie krank sind. Als "normal" gelten Blutwerte, wie sie bei 95 % der gesunden Bevölkerung anzutreffen sind. Demzufolge kann man auch mit normalen Leberwerten krank sein oder mit erhöhten Werten gesund.
Daher sollten Sie nicht sofort in Panik verfallen, wenn der Arzt Ihre Leberwerte in Folge einer Begutachtung bemängelt. Andererseits fühlt man sich noch lange nicht krank, wenn die Leber in ihrer Funktion eingeschränkt ist. Das Organ hat keinerlei Schmerzempfinden, da sensible Nervenendigungen fehlen. Schmerzen treten erst dann im rechten Oberbauch auf, wenn sie deutlich anschwillt und die umgebende schmerzempfindliche Organkapsel dehnt. Bei vielen Lebererkrankungen geschieht das, wenn überhaupt, erst in weit fortgeschrittenen Stadien.
Erhöhte Leberwerte? Symptome und Ursachen
Ist die Leberfunktion beeinträchtigt, äußert sich das zunächst in recht unspezifischen Symptomen: Man ist ständig müde und schlapp, die Konzentrationsfähigkeit sinkt ebenso wie die Leistungsfähigkeit. Bisweilen ist der Urin dunkel verfärbt und der Stuhlgang lehmfarben. Trifft das auf Sie zu und kommen nun erhöhte Leberwerte hinzu, sollten Sie tatsächlich darüber nachdenken, was die Leber in Mitleidenschaft gezogen haben könnte.
Das ist nicht zwangsläufig Alkohol - auch fettreiche Kost kann die Leber in ihrer Funktion nachhaltig beeinträchtigen. Ähnliches gilt für einige Medikamente, wie die oft verwendeten Schmerzmittel Paracetamol und Acetylsalicylsäure oder Allopurinol gegen erhöhte Harnsäure und Gicht. Ihr Hausarzt wird Ihre Medikation sicherlich berücksichtigen und gegebenenfalls weiterführende Untersuchungen vornehmen.
Leberwerte Alkohol: Wann sollte man den Alkoholkonsum unbedingt einschränken?
Liegt keine andere Erkrankung für erhöhte Leberwerte zugrunde und Sie trinken regelmäßig Alkohol, können ihre Leberwerte Alkohol-bedingt ansteigen. Treffen folgende 3 Umstände auf Sie zu, sollten Sie über eine Einschränkung Ihres Alkoholkonsums nachdenken:
Drei Umstände sollten Sie auf jeden Fall über eine Einschränkung Ihres Alkoholkonsums nachdenken lassen:
1. Nehmen Sie tatsächlich regelmäßig große Mengen Alkohol zu sich, sind Überlegungen über den Einfluss anderer Ursachen schlichtweg obsolet. Nehmen Sie die erhöhten Leberwerte als Warnung und warten Sie nicht ab, bis es zu spät ist und es zu einem dauerhaften Leberschaden kommt.
2. Ist Ihr Enzym Gamma-Glutamyltransferase, kurz GGT erhöht und alle anderen Leberwerte liegen im Normbereich? So eine isolierte Erhöhung des GGT-Wertes ist fast ausschließlich auf übermäßigen Alkoholgenuss zurückzuführen.
3. Ihre Leber benötigt in jedem Falle Schonung, falls sie durch andere Erkrankungen wie Virushepatitis, Leberkrebs oder Metastasen anderer Tumoren geschädigt ist.
Leberwerte Alkohol: Wie viel Alkohol schadet der Leber?
Die Menge ist weniger entscheidend als die Regelmäßigkeit, mit der Alkohol konsumiert wird. Kleine Mengen sind für die Leber nichts ungewöhnliches. Sie entstehen im normalen Stoffwechsel oder bei Gärungsprozessen im Darm und lassen sich problemlos abbauen. Selbst mit größeren Mengen Alkohol wird die Leber in gewissem Ausmaß fertig. Sind die Mengen im Blut so hoch, dass sie zum Absterben von Leberzellen (und erhöhten Leberwerten) führt, bildet die Leber die fehlenden Zellen mit der Zeit nach. Das Organ ist für den Stoffwechsel so wichtig, dass Mutter Natur es mit einer bemerkenswerten Regenerationsfähigkeit ausgestattet hat.
Alkohol & Leberwerte: Was passiert, wenn die Leber nicht genug Zeit zum Regenerieren hat?
Das Problem beginnt, wo der Faktor Zeit knapp wird und man seiner Leber nicht die Chance zur Neubildung von Zellen lässt. Entzündungen durch das Absterben von Leberzellen begünstigen das Wachstum von Fettzellen (Ito-Zellen) und Bildung einer Fettleber. Wo nicht ausreichend neue Leberzellen zur Verfügung stehen, wird das Leberparenchym mit nicht funktionellem Bindegewebe aufgefüllt.
Schrumpfleber, Narbenleber oder Alkoholhepatitis führen letztendlich zum Krankheitsbild der Leberzirrhose. Durch die Vernarbung staut sich das Blut vor der Leber und verursacht ein Anschwellen der oberflächlichen Bauchgefäße ("Medusenhaupt"), Bauchwassersucht (Aszites) und krampfaderartige Gefäße in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen). Letztere können bei Schluckbewegungen reißen und innerliches Verbluten verursachen. Zudem ist Leberzirrhose Risikofaktor für Leberkrebs.
Gute Leberwerte trotz Alkohol: Ist das möglich?
Grundsätzlich gilt: Alkohol schadet den Leberwerten auf langfristiger Ebene. Dennoch gibt es Menschen, die gute Leberwerte trotz einem erhöhten Alkoholkonsum haben. So ist es möglich, dass die Gefahr, eine Leberzirrhose zu entwickeln, genetisch bedingt sein kann. Untersuchungen haben gezeigt, dass es drei Gen-Varianten im menschlichen Erbgut gibt, die die Gefahr für eine Leberzirrhose deutlich erhöhen.
Wie viel Alkohol ist vertretbar?
Auch diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Jeder Mensch und jede Leber reagiert unterschiedlich auf Alkohol und weist somit ein unterschiedliches Maß an Alkoholgefährdung auf. Eine wesentliche Rolle für Schädigungsmuster spielen sonstige gesundheitliche Faktoren, Alter, Konstitution oder Einnahme von Medikamenten. Auf Alkohol möglichst komplett verzichten muss man, wenn die Leber bereits eindeutige Schäden aufweist, egal ob diese durch Alkohol, Hepatitis oder sonstige Erkrankungen hervorgerufen wurden.
Als ansonsten gesunder Mensch sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass der Faktor Zeit wichtig für die Regeneration der Leber ist. Haben Sie mal kräftig einen über den Durst getrunken und wachen morgens mit einem ausgewachsenen Kater auf, machen Sie daraus kein Haustier. Geben Sie Ihrer Leber mindestens eine Woche Zeit, sich von der Schwerstarbeit zu erholen.
Alkohol Leberwerte: Regelmäßiger Alkoholkonsum ist nicht nur für die Leber ein Problem
Im April 2018 veröffentlichten Forscher der Universitäten Cambridge und Innsbruck in der renommierten Fachzeitschrift Lancet eine Studie, derzufolge mehr als 100 Gramm Alkohol pro Woche (entsprechend vier großen Gläsern Bier oder sieben Achteln Wein) die Lebenserwartung um durchschnittlich ein halbes Jahr verkürzen. Eine solche Auswirkung hat jedoch mehr mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun als mit der Gesundheit der Leber. Paracelsus' alte Weisheit "Die Dosis macht, dass ein Ding ein Gift sei" gilt nicht nur für die Leber, sondern ebenso für andere Organe. Gerade kleine Mengen Rotwein stehen sogar im Ruf, der Gefäßsystem zu schützen.