Fibromyalgie: Was ist das?
Weichteilrheuma, psychische Erkrankung oder neurologische Krankheit?
Die Bezeichnung "Fibromyalgie" wird auch mit Faser-Muskel-Schmerz übersetzt. Bisher gibt es für die Erkrankung keine klaren Marker. Sie zählt zu den Ausschlussdiagnosen, die je nach Ausprägung und Erfahrung des Behandlers sowohl zu den rheumatischen Erkrankungen ("Weichteilrheuma") als auch zu den neurologischen Krankheiten (gestörte Schmerzreizleitung) gezählt wird. Schwierig ist dabei vor allem die Abgrenzung gegenüber somatischen Störungen, bei denen psychische Erkrankungen körperliche Beschwerden auslösen können. Nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen gehört Fibromyalgie jedoch weder zu den rheumatischen noch zu den psychischen Erkrankungen. Sie wird als eigenständige Erkrankung nach dem IDC 10 der WHO zu den Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes aufgeführt und mit der Ziffer M 79.7 - "Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes, anderenorts nicht klassifiziert" festgelegt. Wenngleich klinische und laborchemische Untersuchungsmethoden derzeit noch fehlen, wurden jedoch in jüngeren Forschungsstudien klare Hinweise auf verletzte oder erkrankte Nervenfasern ermittelt, welche als Auslöser für die neuropathischen Schmerzen angesehen werden. Auch eine Verlangsamung der Reizweiterleitung wurde dabei ermittelt.
Chronische Schmerzen und Erschöpfungszustände im Vordergrund
Rund zwei bis vier Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind in den westlichen Ländern von Fibromyalgie betroffen. Die Diagnosestellung erfolgt anhand typischen Beschwerdeschilderungen des Patienten, zu denen vor allem die nervliche Sensibilisierung mit chronischen Schmerzen in mehreren (mitunter auch wechselnden) Körperregionen zählen. Die kognitive Leistungsfähigkeit ist meist stark gesenkt, Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit kombinieren sich mit chronischen Erschöpfungszuständen und depressiven Symptomen. Betroffene erhalten meist erst nach langen Wegen zu vielen Fachärzten die richtige Diagnose, die für die zielführende Behandlung notwendig ist. Das Krankheitsbild der Fibromyalgie zeigt sich sehr vielfältig und bedarf einer individuellen, meist multimodualen Therapie, um die stark eingeschränkte Lebensqualität bestmöglich zurückzugewinnen. In der multimodualen Therapie werden verschiedene Behandlungsformen passend zum individuellen Beschwerdebild miteinander kombiniert. Dies kann beispielsweise in einer Kombination aus Medikamentengaben, Bewegungstherapie, Psychotherapie und manuellen Therapien (Ergotherapie, Krankengymnastik, Massagen, Entspannungstechniken) erfolgen.
Psychische Begleiterkrankungen bei Fibromyalgie häufig
Viele Patienten mit Fibromyalgie erhalten zunächst eine Diagnose mit psychischen Hintergründen. Tatsächlich geht das Fibromyalgie-Syndrom häufig mit seelischen Beschwerden wie Depressionen oder Angsterkrankungen einher. Während jedoch Schmerzen, sie aus einer Depression heraus entstehen (Psychosomatische Schmerzen) mit der Verbesserung der mentalen Situation besser werden, bleiben die Schmerzen bei Fibromyalgie erhalten.
Je nach individuellem Beschwerdebild können Depressionen parallel zu der Erkrankung auftreten oder das psychische Krankheitsbild durch die Kombination der dauerhaften Schmerzzustände mit der chronischen Erschöpfung (auch "Fatique" genannt) ausgelöst werden. Die stark reduzierte Lebensqualität geht meist mit sozialem Rückzug einher, wodurch das Risiko für depressive Episoden zunimmt. Wenngleich Fibromyalgie derzeit als nicht heilbar gilt, ist eine Reduzierung der Lebensdauer durch die Erkrankung nicht zu erwarten.