Wie lange schützt mich die Corona-Impfung?
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Wie lange schützt mich die Corona-Impfung?

Viele Geimpfte fragen sich mit Blick auf den Herbst: Wie lange schützt mich meine Corona-Impfung überhaupt? Verunsicherung kommt bei vielen zudem auf, da Risikogruppen bereits die vierte Impfung verabreicht wird. Wie schnell verliert die Corona-Impfung ihren Schutz?

Die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe

Fragen zur längerfristigen Wirkung der Impfstoffe lassen sich derzeit noch nicht zuverlässig beantworten. Bekannt ist, dass die Impfstoffe das Risiko um bis zu 95 Prozent senken können, an Covid-19 zu erkranken. Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge bieten die Impfstoffe folgende Wirksamkeit:

  • Comirnaty® von BioNTech/Pfizer: bis zu 95 Prozent
  • Spikevax® (Vaccine Moderna) von Moderna: bis zu 95 Prozent
  • Vaxzevria® von AstraZeneca: bis zu 80 Prozent
  • Jcovden® von Janssen-Cilag/ Johnson & Johnson: bis zu 66 Prozent
  • Nuvaxovid® von Novavax: ca. 90 Prozent
  • COVID-19 Vaccine Valneva® von Valneva Austria: ähnlich wie Vaxzevria - bis zu 80 Prozent

Einen 100-prozentigen Schutz kann die Impfung nicht bieten. Erkrankt eine Person, obwohl sie geimpft ist, sprechen Experten von „Impfdurchbruch“. Im Falle einer Ansteckung können die Wirkstoffe laut Studienergebnissen allerdings helfen, schwere Verläufe zu verhindern. Die Corona-Impfstoffe wirken in verschiedenen Altersgruppen ähnlich gut – auch bei Menschen mit Vorerkrankungen.

Allerdings wurde bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen, beispielsweise Autoimmunerkrankungen oder Krebs, festgestellt, dass bei ihnen der Impfschutz oft deutlich schwächer ausfällt, weil ihr Körper Antikörper häufig nicht in ausreichender Menge herstellen kann, um einen stabilen Immunschutz aufzubauen. Auch bei organtransplantierten Menschen kann sich die Wirkung des Impfstoffs häufig nur unzureichend entwickeln, da sie Medikamente erhalten, die das Immunsystem unterdrücken, damit ihr Körper das Spenderorgan nicht abstößt.

Wann eine vierte Corona-Impfung?

Die vierte Impfung für den Herbst wird derzeit diskutiert, denn: Es ist nicht bekannt, wie anhaltend der Immunschutz der ersten drei Impfungen ist. Risikogruppen können nach dem Booster (dritte Impfung) bereits die vierte Impfung, also den Booster für den Booster, bekommen. Viele nutzen dieses Angebot.

Studien deuten an, dass nach etwa einem halben Jahr der Impfschutz beziehungsweise die Menge an Antikörpern gegen das Coronavirus abnimmt. Da dies ein sehr individueller Prozess ist, lässt sich nicht sicher sagen, bei wem die Anzahl der Antikörper wann um wie viel nachlässt. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass der Abbau des Immunschutzes besonders bei Risikogruppen häufig beschleunigt ist.

Wer bekommt die vierte Impfung?

So wie man nicht klar sagen kann, wie wirksam die Corona-Impfstoffe beim Einzelnen sind, lässt sich nicht sicher sagen, wie lange der Immunschutz der Impfung anhält. Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Impfschutz nach etwa einem halben Jahr nachlässt. Seit August/ September 2021 können Menschen eine dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten, wenn ihre letzte Impfung sechs Monate zurückliegt. Und die vierte Impfung, also der Booster für die Booster-Impfung, steht ebenfalls bestimmten Personengruppen zur Verfügung.

Als Booster werden mRNA-Impfstoffe verimpft. Experten zufolge sind mRNA-Impfstoffe, etwa von BioNTech/Pfizer oder Moderna, für die dritte und vierte Impfung geeigneter als Vektorimpfstoffe, zu denen etwa der Impfstoff "Vaxzevria" von AstraZeneca sowie der Impfstoff "Jcovden" von Janssen-Cilag /Johnson & Johnson gehören. Vektorimpfstoffe haben etwas mehr Nebenwirkungen. Nicht auszuschließen ist, dass zukünftig Impfstoffe entwickelt werden müssen, die speziell an bestimmte Corona-Varianten angepasst sind – um das Risiko für Infektionen und schwere Verläufe langfristig senken zu können. Bislang schützen die zugelassenen Impfstoffe gut.

Vierte Impfung auch für Gesunde?

Experten sind sich derzeit uneinig, ob eine vierte Impfung für Menschen, die nicht der Risikogruppe angehören, notwendig ist. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hält eine zweite Auffrischungsimpfung bisher nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung für notwendig. Sie empfiehlt die vierte Impfung für Patientinnen und Patienten mit unterdrücktem Immunsystem, Pflegeheimbewohnende, Personal medizinischer Einrichtungen und Menschen ab 70 Jahren.

Experten gehen davon aus, dass vor allem diejenigen von der vierten Impfung profitieren könnten, deren Immunsystem auf die ersten drei Impfungen nicht optimal reagiert hat. Für Menschen mit einer guten Immunreaktion auf die ersten drei Impfungen ist Experten zufolge eine vierte Impfung vermutlich nicht wirklich notwendig.

Lesetipp: Corona im Urlaub - wie groß ist die Gefahr?

Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, Gliederschmerzen und Schmerzen im geimpften Arm gehören zu den häufigeren Impfreaktionen auf die Corona-Impfung. Eine Impfreaktion ist ein Zeichen, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Der „Eindringling“ wird vom Immunsystem als fremd erkannt und es bildet daraufhin Antikörper. Covid-19-Impfstoffe gelten als sehr reaktogen, das heißt, sie lösen häufig eine sehr intensive Immunantwort aus. Die Impfreaktion lässt aber keinen Rückschluss auf den Impfschutz zu. Die Corona-Impfung ist nicht weniger wirksam, wenn keine Impfreaktion auftritt. Auch ohne Impfreaktion kann ein effektiver Schutz aufgebaut werden. Andersherum bedeuten starke Impfreaktionen nicht, dass der Impfschutz besonders stark ist.
Die meisten Corona-Infektionen, die in Kliniken behandelt werden, sind bei Ungeimpften zu verzeichnen. Virologen sprechen sich daher nach wie vor stark für eine Impfung aus. Wer die erste Impfung erhalten hat, weist bereits wenige Tage später einen guten Basisschutz auf. Damit der Schutz vollständig wird, wird wenige Wochen später die zweite Impfung verabreicht. Zu den einzelnen Impfstoffen gibt es Empfehlungen, wie lange der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung sein sollte: Comirnaty® von BioNTech/Pfizer: 3-6 Wochen; Spikevax® (Vaccine Moderna) von Moderna: 4-6 Wochen; Vaxzevria® von AstraZeneca: 9-12 Wochen. Bei dem Impfstoff Janssen® von Johnson & Johnson ist nur eine Impfdosis notwendig. Heterologes Impfschema (1. Impfung mit Vaxzevria® von AstraZeneca /2. Impfung mit mRNA-Impfstoff): ab 4 Wochen. Diese Empfehlungen leiten sich von verschiedenen Untersuchungen ab. Durch Einhaltung der Impfabstände zwischen erster und zweiter Impfung soll die bestmögliche Schutzwirkung erreicht werden. Zudem haben es die entsprechenden Impfabstände ermöglicht, Kapazitäten zu schaffen, sodass zu Impfbeginn möglichst viele Menschen ihre erste Impfung bekommen konnten und so einen ersten Basisschutz hatten.
Wer länger als empfohlen mit der zweiten Impfung wartet, verzögert den Aufbau der Immunität. Auch wenn trotzdem die Schutzwirkung erreicht werden kann, raten Impfexperten, die empfohlenen Impfintervalle einzuhalten, um schnellstmöglich den vollen Impfschutz aufzubauen. Die dritte Corona-Impfung für Ältere und Menschen mit bestimmten Erkrankungen wird nun im Herbst gespritzt – etwa ein halbes Jahr nach der zweiten Impfung. Virologen gehen davon aus, dass so das Immunsystem erneut geschult und der Immunschutz zuverlässig aufgefrischt wird.

Quellen:

Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

S1-Leitlinie „Post-COVID/ Long-COVID (AWMF Registernummer 020-027). Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP).

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2/ Krankheit COVID-19. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Neue Daten zur Langzeit-Immunität von COVID-19-Infizierten. Pressemeldung der Universität zu Lübeck.

COVID-19 und Impfen: Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ). Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Unterstützung in der Corona-Krise. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Corona-Schutzimpfung. Wirksamkeit und Sicherheit. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Der Impfstoff Comirnaty (BNT162b2, Biontech / Pfizer) zur Impfung gegen Corona. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Dritte Impfung für die meisten wohl unnötig. Berichterstattung von tagesschau.de (Stand: 19. August 2021)

Für wen sich die Drittimpfung lohnt. Berichterstattung von tagesschau.de (Stand: 1. September 2021)

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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