Vierte Corona-Impfung: Wer sollte sich jetzt impfen lassen?
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Vierte Corona-Impfung: Wer sollte sich jetzt impfen lassen?

Die 7-Tage-Inzidenzen in ganz Deutschland sind nach wie vor hoch. Experten rechnen mit einem Anstieg der Fallzahlen. In der aktuellen Omikron-Welle seien Auffrischungsimpfungen daher besonders wichtig, betont das Bundesministerium für Gesundheit. Doch wie sicher kann eine vierte Corona-Impfung helfen, dass Ansteckungsrisiko zu senken? Wer braucht die zweite Corona-Booster-Impfung? Und welche Impfstoffe werden in der Auffrischimpfung gegen Covid-19 verimpft? Alles, was Sie jetzt über die zweite Booster-Impfung wissen sollten.

Für wen ist die vierte Corona-Impfung empfohlen?

„Ist eine vierte Impfung notwendig? Soll ich mich impfen lassen?“ fragen sich viele mit Blick auf die nach wie vor hohen Fallzahlen in Deutschland und sind verunsichert. Ja, wenn man einer Risikogruppe angehört, befindet die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) und empfiehlt die zweite Booster-Impfung:

  • Erwachsenen, die 60 Jahre und älter sind
  • Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen
  • Kindern ab fünf Jahren mit Grunderkrankungen, die dadurch ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben (beispielsweise chronische Atemwegserkrankungen, Herzerkrankungen oder Diabetes mellitus)
  • Kindern ab fünf Jahren mit einem geschwächten Immunsystem (beispielsweise aufgrund einer Organtransplantation)
  • Pflegepersonal und anderen Menschen mit engem Kontakt zu Pflegebedürftigen oder Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe
  • Personal von medizinischen Einrichtungen mit Patientenkontakt

Wer unsicher ist, ob für ihn oder Familienangehörige eine vierte Impfung gegen Covid-19 sinnvoll ist, wendet sich am besten an den Hausarzt oder die Hausärztin.

Wann soll die vierte Corona-Impfung verabreicht werden?

Die vierte Corona-Impfung sollte frühestens sechs Monate nach der letzten Impfung oder einer vorangegangenen Covid-19-Infektion erfolgen. In begründeten Einzelfällen ist eine Verkürzung dieses Abstandes auf drei Monate möglich: etwa für Menschen mit einer Immunschwäche. Laut der STIKO ist bei immungesunden Menschen ein längerer Impfabstand in der Regel als günstiger für den Langzeitschutz einzustufen.

Vierte Corona-Impfung: Welcher Impfstoff wird verimpft?

Für den zweiten Booster soll ein zugelassener mRNA-Impfstoff verimpft werden – unabhängig davon, mit welcher Art Impfstoff die Grundimmunisierung und die erste Booster-Impfung erfolgt ist. Empfohlen ist der Impfstoff Comirnaty® von BioNTech/Pfizer für Personen ab zwölf Jahren. Für Personen ab 30 Jahren sind Comirnaty® und der Impfstoff Spikevax® (Vaccine Moderna)“ von Moderna für die zweite Auffrischungsimpfung empfohlen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und die STIKO betonen, dass beide mRNA-Impfstoffe qualitativ gleichwertig und sicher sind. Dabei soll bei der Booster-Impfung möglichst der Impfstoff zum Einsatz kommen, der auch bei der Grundimmunisierung verabreicht wurde. Ist dieser nicht verfügbar, kann mit einem anderen mRNA-Impfstoff geimpft werden. Sprechen medizinische Gründe gegen eine Impfung mit Comirnaty® oder Spikevax®, kann Nuvaxovid® des Herstellers Novavax verwendet werden. Kinder mit Vorerkrankungen und Immundefizienz im Alter von fünf bis elf Jahren sollen bevorzugt mit Comirnaty® geboostert werden. Schwangere sollen ausschließlich mit Comirnaty® geboostert werden.

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Neue Impfstoffe gegen Corona

Seit September 2022 gibt es an die Omikron-Varianten angepasste Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna. Diese wirken sowohl gegen den Wildtyp als auch gegen die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat sich mittlerweile eindeutig dafür ausgesprochen, sich „vorzugsweise“ mit einem an die Omikron-Untervarianten angepassten Corona-Impfstoff boostern zu lassen.

Warum ist die vierte Corona-Impfung wichtig?

Die Empfehlung einer zweiten Booster-Impfung für bestimmte Risikogruppen hat einen Grund: Die vierte Corona-Impfung verstärkt den nachlassenden Abwehrschutz des Immunsystems. Durch den Booster wird das Immunsystem wieder an das Coronavirus erinnert und die Abwehr trainiert. Das senkt das Risiko für Infektionen beziehungsweise schwere Verläufe und das Infektionsgeschehen wird eingedämmt.

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Wie wirksam ist die vierte Impfung?

In Deutschland werden derzeit fast alle Covid-19-Infektionen durch Omikron-Varianten verursacht. Seit September 2022 stehen zwei mRNA-Impfstoffe zur Verfügung, die an die Omikron-Varianten angepasst sind: Comirnaty® und Spikevax®. Wie wirksam diese im Vergleich zu den bisherigen Impfstoffen sind, ist derzeit noch unklar. Laut dem RKI boten die bisherigen Impfstoffe einen „guten Schutz gegen schwere Erkrankungen“. Nach einer Auffrischimpfung sei der Schutz vor schweren Erkrankungen „erneut hoch“. Experten vermuten einen vergleichbar guten Schutz vor schweren Verläufen durch die neuen Impfstoffe.

Wie lange hält die vierte Corona-Impfung?

Bei immungesunden Personen wird ein Schutz von mindestens sechs Monaten nach der ersten Auffrischimpfung angenommen. Die zweite Auffrischimpfung soll daher mit einem Mindestabstand von sechs Monaten zur ersten Auffrischimpfung erfolgen. Auch danach wird von einem Impfschutz um die sechs Monate ausgegangen. Bei immungeschwächten Personen kann eine Auffrischimpfung nach ärztlicher Absprache bereits nach drei Monaten sinnvoll sein.

Fünfte Impfung für ältere Menschen denkbar

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit kann es bei älteren Personen aufgrund eines schwächeren Immunsystems im Vergleich zu jungen Menschen sogar sinnvoll sein, eine fünfte Impfstoffdosis zu verabreichen, wenn die zweite Auffrischimpfung mehr als sechs Monate zurückliegt. Die Indikation sollte „unter Berücksichtigung des Gesundheitszustands und der Gefährdung“ individuell und gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt getroffen werden.

Nebenwirkungen: Wie sicher ist die vierte Corona-Impfung?

Bislang ist die Datenlage für die zweite Booster-Impfung noch begrenzt. Nach derzeitigem Kenntnisstand treten nach einer zweiten Auffrischungsimpfung vergleichbare Nebenwirkungen auf wie nach der ersten. Dazu gehören Impfreaktionen wie Schmerzen, Schwellungen und Rötung an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Fieber. Die Reaktionen haben dem Bundesministerium für Gesundheit zufolge meist einen milden Verlauf und würden deutlich seltener auftreten als nach den ersten beiden Impfstoffdosen. Das Risiko für schwere Impfnebenwirkungen wird „als sehr gering“ eingeschätzt.

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Grippeimpfung und Coronaimpfung: geht das zeitgleich?

„Kann ich die Grippeimpfung zusammen mit der Coronaimpfung bekommen?“, fragen sich vor allem ältere Menschen, denen beide Impfungen von Seiten der STIKO empfohlen werden. „Ja“, lautet die Antwort des Robert Koch-Instituts. Es ist sogar eine zeitgleiche Verabreichung möglich. Gemäß Empfehlung der STIKO muss zwischen COVID-19-Impfungen und der Verabreichung eines Totimpfstoffs wie der Grippeimpfung kein Impfabstand von 14 Tagen mehr eingehalten werden. Die Impfungen könnten gleichzeitig verabreicht werden und seien in der Regel gut verträglich. Die Injektion solle an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen.

Allerdings kann es bei einer gleichzeitigen Verabreichung häufiger zu Impfreaktionen kommen. Das betrifft vor allem lokale Nebenwirkungen an der Injektionsstelle wie Schmerz, Rötung und Schwellung sowie systemische Reaktionen wie Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen und Müdigkeit. Die Beschwerden klingen in der Regel nach einigen Tagen ab.

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Wo kann ich mich impfen lassen?

Für die vierte Impfung kann man sich unter anderem an den Hausarzt oder die Hausärztin, an mobile Impfteams, Impfzentren, Betriebsärztinnen und Betriebsärzte, Einrichtungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Krankenhäuser sowie Vorsorge- und Reha-Einrichtungen wenden. Der einfachste Weg ist, Kontakt zum Hausarzt aufzunehmen. Sollte dieser keine Impfkapazitäten haben, weiß er in der Regel, wo Impfangebote in der Nähe sind.

Angaben der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) hat eine Untersuchung auf Corona-Antikörper vor einer Auffrischimpfung keinen Nutzen. Anhand eines Antikörperwerts lasse sich nicht sicher vorhersagen, wie gut diese Person vor Covid-19 geschützt sei. Die Schutzwirkung von Antikörpern könne sich von Mensch zu Mensch unterscheiden und hänge nicht allein von der im Blut nachgewiesenen Menge ab. Zudem seien Antikörper nicht die einzige Abwehrwaffe gegen Viren wie Corona.
Halten nach einer Covid-19-Infektion die Beschwerden länger als vier Wochen an, sprechen Mediziner von Long Covid. Halten sie länger als zwölf Wochen an, von Post Covid. Wie gut Impfungen vor länger anhaltenden Beschwerden wie starker Erschöpfung, Müdigkeit, Kurzatmigkeit und Konzentrationsproblemen schützen, ist bislang nicht gut untersucht. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass die Corona-Impfung möglicherweise das Risiko für Long Covid und Post Covid senken kann.
Angaben der STIKO zufolge gibt es bislang keine Hinweise darauf, dass sich die Impfreaktionen bei Auffrischimpfungen von denen der Erstimpfungen unterscheiden. Bei einer Booster-Impfung könnten die gleichen, vorübergehenden Impfreaktionen auftreten. Dazu gehören beispielsweise Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Erschöpfung, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Fieber.


Quellen:

bundesregierung.de: „Booster-Impfungen bevorzugt mit angepassten Impfstoffen“. Online-Information der Bundesregierung.

bundesgesundheitsministerium.de: „Aktuelle Informationen zur COVID-19-Impfung“. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

zusammengegencorona.de: „Auffrischungsimpfung gegen COVID-19: Jetzt boostern lassen!“. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

rki.de: „Wie wirksam sind die COVID-19-Impfstoffe? (Stand: 13.10.2022)“. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

rki.de: „COVID-19 Impfempfehlung (Stand: 26.10.2022)“. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

rki.de: „COVID-19: Fallzahlen in Deutschland und weltweit“. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

rki.de: „Grippeschutzimpfung (Stand 16.9.2022)“. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

impfen-info.de: „Darf die Grippeimpfung zusammen mit der COVID-19-Impfung erfolgen?“. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

kbv.de: „STIKO empfiehlt weitere Corona-Impfung für Personen ab 60“. Online-Information der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

gesundheitsinformation.de: „Covid-19 (Coronavirus-Krankheit)“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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