Schwerer Covid-19-Verlauf: Wer hat ein erhöhtes Risiko?
© Halfpoint/ iStock / Getty Images Plus
Letztes Update am: 

Schwerer Covid-19-Verlauf: Wer hat ein erhöhtes Risiko?

Anfang 2020 breitete sich das neuartige Corona-Virus SARS-CoV-2 von der chinesischen Stadt Wuhan rasant auf die ganze Welt aus. Die Corona-Pandemie forderte weltweit bislang fast 4,5 Millionen Todesopfer. Wissenschaftler sind besorgt über die immer neuen Virusvarianten (engl. variant of concern; VOC). Wer ist besonders gefährdet, bei einer Covid-19-Infektion einen schweren Verlauf zu entwickeln?

Was macht das Coronavirus so gefährlich?

SARS-CoV-2 verursacht bei den Betroffenen ähnliche Symptome wie eine Grippe. Allerdings gehen Wissenschaftler davon aus, dass das neuartige Coronavirus und seine Varianten häufiger zu schweren Verläufen führen. Bei manchen Betroffenen nimmt die Atemwegserkrankung einen lebensgefährlichen Verlauf. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilt, kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, die Lungenversagen zur Folge hat.

Ob Covid-19 einen schweren Verlauf nimmt, lässt sich meist in der zweiten Woche abschätzen: Dann bildet sich oftmals eine Lungenentzündung (Pneumonie) aus, die in ein beatmungspflichtiges ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) fortschreiten kann, das unter Umständen eine Sauerstoffaufsättigung des Blutes außerhalb des Körpers (ECMO) erforderlich macht. In Folge der Lungenentzündung und der Beatmung können schwere Lungengewebsschäden entstehen. Hinzu kommt, dass das neuartige Coronavirus nicht nur die Atemwege befallen kann, sondern auch andere Organe, etwa das Herz oder die Nieren. Das Thromboserisiko kann ebenfalls erhöht sein. Zudem kann sich bei schwerwiegenden Verläufen eine Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln.

Forscher: Coronaviren sind gefährlicher als Grippeviren

Experten zufolge müssen Covid-19-Patienten häufiger künstlich beatmet werden als Grippe-Erkrankte: 22 Prozent der Covid-19-Betroffenen und 14 Prozent der Grippe-Betroffenen. Auch das Sterberisiko der Krankenhauspatienten ist höher. Das Risiko liegt Wissenschaftlern zufolge bei SARS-CoV-2 doppelt so hoch wie bei den stationär behandelten Grippe-Kranken. Von den beatmeten Patienten mit SARS-CoV-2 verstirbt etwa die Hälfte. Das Virus ist neu. Das Immunsystem hat noch nicht gelernt, mit diesem umzugehen und es erfolgreich abzuwehren. Zudem besteht noch keine Grundimmunität in der Bevölkerung, was dazu führt, dass sich das Virus schneller ausbreiten kann. Auch ist unklar, wie lange eine Immunität nach einer Infektion anhält. Bislang gehen Experten von mindestens einem halben Jahr aus. Doch nicht bei jedem Covid-19-Genesenen hält dieser Schutz so lange an.

Schwerer Verlauf bei Covid-19: Wer ist gefährdet?

Bestimmte Risikogruppen haben eine mögliche höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Covid-19-Verlauf. Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge werden schwere Covid-19-Verläufe bei folgenden Personengruppen häufiger beobachtet:

  • ältere Personen (mit stetig steigendem Risiko für einen schweren Verlauf ab etwa 50 Jahre. 86 Prozent der in Deutschland an Covid-19 Verstorbenen waren 70 Jahre alt oder älter)
  • männliches Geschlecht
  • Raucher
  • adipöse (BMI>30) und stark adipöse (BMI>35) Menschen
  • Menschen mit Down-Syndrom (Trisomie 21)

Personen mit bestimmten Vorerkrankungen können ebenfalls ein höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf aufweisen:

  • Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (etwa koronare Herzerkrankung und Bluthochdruck)
  • chronische Lungenerkrankungen (etwa COPD)
  • chronische Nieren- und Lebererkrankungen
  • psychiatrische Erkrankungen (etwa Demenz)
  • Patienten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Patienten mit einer Krebserkrankung
  • Patienten mit geschwächtem Immunsystem (zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung, die mit einer Immunschwäche einhergeht oder durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr beeinflussen und herabsetzen können, etwa Kortison)
Die Einhaltung der Abstand- und Hygieneregeln ist für Risikogruppen wichtig, um das Risiko einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 zu senken. Wichtig ist zudem, dass die zugrunde liegende Erkrankung gut eingestellt ist. Ergänzend empfehlen Experten neben der Impfung gegen das Coronavirus die Grippe-Impfung sowie eine Impfung gegen Streptokokken. Welche Impfungen im Einzelfall empfehlenswert und verabreichbar sind – auch mit Hinblick auf gesundheitliche Faktoren – sollte mit dem Hausarzt beziehungsweise der Hausärztin oder dem behandelnden Facharzt besprochen werden.
Laut RKI können derzeit keine abschließenden Aussagen über die Auswirkung einer Infektion auf das ungeborene Kind gemacht werden. Grundsätzlich könne hohes Fieber während des ersten Trimenons der Schwangerschaft das Risiko von Komplikationen und Fehlbildungen erhöhen. Bislang seien nur wenige Totgeburten oder Todesfälle bei Neugeborenen beschrieben. Das Risiko einer Totgeburt sei im Fall einer schweren Covid-19 Erkrankung der Mutter jedoch in einzelnen Studien deutlich höher.
In Studien, in denen Kontaktpersonen von infektiösen Personen untersucht wurden, zeigte sich bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen meist eine geringere Empfänglichkeit, wie das RKI mitteilt. Kinder im Kindergartenalter waren weniger empfänglich für eine Infektion mit SARS-CoV-2 als Kinder im Schulalter. Laut den Experten der RKI wurde die Infektiosität im Kindesalter bisher selten untersucht und kann daher nicht abschließend bewertet werden.

Quellen:

Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Unterstützung in der Corona-Krise. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2/ Krankheit COVID-19. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

S1-Leitlinie „Post-COVID/ Long-COVID (AWMF Registernummer 020-027). Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP).

Coronavirus. Regeln in den Bundesländern. Online-Information der Bundesregierung.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?