Schwerer Covid-19-Verlauf: Wer hat ein erhöhtes Risiko?
Was macht das Coronavirus so gefährlich?
SARS-CoV-2 verursacht bei den Betroffenen ähnliche Symptome wie eine Grippe. Allerdings gehen Wissenschaftler davon aus, dass das neuartige Coronavirus und seine Varianten häufiger zu schweren Verläufen führen. Bei manchen Betroffenen nimmt die Atemwegserkrankung einen lebensgefährlichen Verlauf. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilt, kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, die Lungenversagen zur Folge hat.
Ob Covid-19 einen schweren Verlauf nimmt, lässt sich meist in der zweiten Woche abschätzen: Dann bildet sich oftmals eine Lungenentzündung (Pneumonie) aus, die in ein beatmungspflichtiges ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) fortschreiten kann, das unter Umständen eine Sauerstoffaufsättigung des Blutes außerhalb des Körpers (ECMO) erforderlich macht. In Folge der Lungenentzündung und der Beatmung können schwere Lungengewebsschäden entstehen. Hinzu kommt, dass das neuartige Coronavirus nicht nur die Atemwege befallen kann, sondern auch andere Organe, etwa das Herz oder die Nieren. Das Thromboserisiko kann ebenfalls erhöht sein. Zudem kann sich bei schwerwiegenden Verläufen eine Blutvergiftung (Sepsis) entwickeln.
Forscher: Coronaviren sind gefährlicher als Grippeviren
Experten zufolge müssen Covid-19-Patienten häufiger künstlich beatmet werden als Grippe-Erkrankte: 22 Prozent der Covid-19-Betroffenen und 14 Prozent der Grippe-Betroffenen. Auch das Sterberisiko der Krankenhauspatienten ist höher. Das Risiko liegt Wissenschaftlern zufolge bei SARS-CoV-2 doppelt so hoch wie bei den stationär behandelten Grippe-Kranken. Von den beatmeten Patienten mit SARS-CoV-2 verstirbt etwa die Hälfte. Das Virus ist neu. Das Immunsystem hat noch nicht gelernt, mit diesem umzugehen und es erfolgreich abzuwehren. Zudem besteht noch keine Grundimmunität in der Bevölkerung, was dazu führt, dass sich das Virus schneller ausbreiten kann. Auch ist unklar, wie lange eine Immunität nach einer Infektion anhält. Bislang gehen Experten von mindestens einem halben Jahr aus. Doch nicht bei jedem Covid-19-Genesenen hält dieser Schutz so lange an.
Schwerer Verlauf bei Covid-19: Wer ist gefährdet?
Bestimmte Risikogruppen haben eine mögliche höhere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Covid-19-Verlauf. Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge werden schwere Covid-19-Verläufe bei folgenden Personengruppen häufiger beobachtet:
- ältere Personen (mit stetig steigendem Risiko für einen schweren Verlauf ab etwa 50 Jahre. 86 Prozent der in Deutschland an Covid-19 Verstorbenen waren 70 Jahre alt oder älter)
- männliches Geschlecht
- Raucher
- adipöse (BMI>30) und stark adipöse (BMI>35) Menschen
- Menschen mit Down-Syndrom (Trisomie 21)
Personen mit bestimmten Vorerkrankungen können ebenfalls ein höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf aufweisen:
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (etwa koronare Herzerkrankung und Bluthochdruck)
- chronische Lungenerkrankungen (etwa COPD)
- chronische Nieren- und Lebererkrankungen
- psychiatrische Erkrankungen (etwa Demenz)
- Patienten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Patienten mit einer Krebserkrankung
- Patienten mit geschwächtem Immunsystem (zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung, die mit einer Immunschwäche einhergeht oder durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr beeinflussen und herabsetzen können, etwa Kortison)
Quellen:
Epidemiologischer Steckbrief zu SARS-CoV-2 und COVID-19. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).
Unterstützung in der Corona-Krise. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2/ Krankheit COVID-19. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).
S1-Leitlinie „Post-COVID/ Long-COVID (AWMF Registernummer 020-027). Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP).
Coronavirus. Regeln in den Bundesländern. Online-Information der Bundesregierung.