gemaltes bild von kind mit lachendem und schlechtgelauntem smiley
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Was die Kinderseele schwächt: Ursachen von psychischen Krankheiten bei Kindern

Grundsätzlich kann eine psychische Erkrankung jedes Kind und jeden Erwachsenen treffen. Es gibt eine Reihe verschiedener Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit, eine psychische Krankheit zu entwickeln, erhöhen können. Ebenso gibt es positive Einflussgrößen, die das Erkrankungsrisiko senken. Dabei entscheidet nicht ein einzelner Faktor über Gesundheit oder Krankheit. Es spielen mehrere Faktoren zusammen, unter anderem genetische Faktoren, das soziale Umfeld, bisherige Erfahrungen, die persönliche Widerstandsfähigkeit sowie die aktuelle Lebenssituation mit ihren Herausforderungen und stärkenden Erlebnissen. Was die Kinderseele schwächt: Ursachen von psychischen Krankheiten bei Kindern.

Mögliche familiäre Ursachen von psychischen Erkrankungen bei Kindern

Die Entstehung psychischer Krankheiten kann viele Ursachen haben. Meist spielen verschiedene Einflussgrößen zusammen. So gehören instabile Beziehungen sowie ein nicht intaktes soziales Umfeld zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer psychischen Krankheit. Das können beispielsweise eine schwierige Eltern-Kind-Beziehung, Verlust- und Trennungserfahrungen, Gewalterfahrungen (psychische sowie physische), finanzielle Probleme in der Familie, schwierige Wohnverhältnisse sowie innerfamiliäre Konflikte (häufiger Streit, Scheidung) sein. Auch wenn ein oder beide Elternteile körperlich oder psychisch krank sind, nehmen Kinder das als belastend wahr, da oftmals die von ihnen benötigte Stabilität und der Schutzraum fehlen und sie Unsicherheit und Sorgen erfahren.

Mögliche außerfamiliäre Ursachen von psychischen Erkrankungen bei Kindern

Doch auch außerhalb des Familienlebens spielen Kontakte beziehungsweise das soziale Umfeld eine bedeutende Rolle. Nicht selten sind es Mobbing, Ausgrenzung und Ablehnung, welche die Kinder so stark belasten, dass sich psychische Symptome wie Ängste, sozialer Rückzug, Aggressivität oder häufiges Weinen zeigen – aus denen sich unter Umständen psychische Probleme bis hin zu einer psychischen Erkrankung entwickeln können. Generell sind die ersten Erfahrungen im Kindergarten, in der Schule oder im Beruf für viele Heranwachsende eine enorme Herausforderung, ebenso Umzüge oder Schulwechsel. Die Situationen sind neu. Kinder und Jugendliche können nur bedingt auf bereits gemachte Erfahrungen zurückgreifen. Sie müssen sich neu orientieren und ihren Platz im gesellschaftlichen Gefüge mit all seinen Regeln finden. Während die einen damit gut zurechtkommen, tun sich andere damit schwer. Wie ein Kind auf psychosoziale Belastungen reagiert, ist individuell verschieden.

Die individuelle Veranlagung, auf Belastungen mit psychischen Erkrankungen zu reagieren, bezeichnen Experten als Vulnerabilität. Werden die psychosozialen Einflussgrößen von dem Kind als nicht zu bewältigend empfunden, steigt das Risiko, dass sich eine psychische Erkrankung wie eine Angststörung, eine Depression oder eine Essstörung, etwa eine Magersucht, entwickelt.

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Chronische Erkrankungen: Schwächung der Kinderseele

Eine weitere Ursache für die Entstehung einer psychischen Erkrankung beim Kind kann eine chronische, körperliche Krankheit oder ein Entwicklungsrückstand sein, etwa im Bereich der Motorik (Bewegungsfähigkeit) oder Kognition (Denk- und Erinnerungsfähigkeit). Dieses „Anderssein“ kann das Selbstbewusstsein beeinträchtigen, den Alltag und den Kontakt mit anderen einschränken und teilweise auch zu Ausgrenzung oder Rückzug führen. Das betroffene Kind merkt, dass es sich von anderen unterscheidet. Das kann als große Belastung wahrgenommen werden – besonders wenn das Umfeld mit Ablehnung oder Unverständnis reagiert.

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Die Rolle von Substanzmissbrauch bei psychischen Krankheiten

Auch der Konsum von legalen Drogen wie Alkohol und Zigaretten sowie der Konsum von illegalen Drogen wie Cannabis, Kokain oder Methamphetamin („Crystal“) steht oftmals mit psychischen Auffälligkeiten und Krankheiten im Zusammenhang. Dabei kann der Missbrauch die psychische Erkrankung auslösen. Oder die psychische Erkrankung führt zum Substanzmissbrauch. So sind Menschen, die an psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen leiden besonders anfällig, ein Alkoholproblem zu entwickeln. Ein Grund hierfür ist, dass Alkohol oftmals eingesetzt wird, um die Symptome zu lindern. So fühlen sich ängstliche Menschen nach dem Konsum von Alkohol oft entspannter und mutiger und tun sich im Kontakt mit anderen leichter. Auch Drogenkonsum kann solch einen für den Konsumenten erstmal positiven Effekt aufweisen, bevor möglicherweise eine Missbrauchs- oder Suchtproblematik auftritt. 

Erlebte Traumata: tiefer Schmerz in der Kinderseele

Ein weiterer Risikofaktor für die Entwicklung einer psychischen Krankheit beim Kind sind erlebte Traumata. Dabei kann es sich um ein akutes Trauma (Schocktrauma) handeln, etwa einen Unfall oder eine Verlusterfahrung. Auch ein Entwicklungstrauma (Bindungstrauma) ist mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer psychischen Erkrankung verbunden. Von einem Entwicklungstrauma oder Bindungstrauma sprechen Psychotherapeuten, wenn das Kind andauernden seelischen oder körperlichen Verletzungen ausgesetzt ist/war und tiefgreifende seelische Verletzungen davongetragen hat. Das Trauma ist die Folge eines langen Prozesses von gefühlter existenzieller Not, Unsicherheit, Unterdrückung, fehlender stabiler Bindung, Hilflosigkeit, Strukturlosigkeit und Gewalt psychischer und/oder körperlicher Art. Erkrankungen, die oftmals auf ein Trauma zurückzuführen sind, sind: Angststörungen, Depressionen, Phobien, Zwangsstörungen, Abhängigkeitserkrankungen sowie Persönlichkeitsstörungen (beispielsweise Borderline-Persönlichkeitsstörung, schizoide Persönlichkeitsstörung, narzisstische Persönlichkeitsstörung, paranoide Persönlichkeitsstörung).

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Ursache Gene: Sind psychische Erkrankungen vererbbar?

Genetische Faktoren spielen bei der Entwicklung einer psychischen Krankheit bei Kindern oftmals eine Rolle. Ein Beispiel sind Depressionen. Depressionen treten familiär gehäuft auf. Sind Verwandte ersten Grades betroffen, liege die Gefahr, selbst eine Depression zu entwickeln, bei etwa 15 Prozent, so die Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland. Genetische Faktoren können darüber hinaus die Empfindlichkeit (Vulnerabilität) gegenüber psychosozialen Belastungen erhöhen.

Mittlerweile ist eine Reihe verschiedener Gene bekannt, welche zur Entwicklung einer Depression beitragen. Wer die Veranlagung in sich trägt, erkrankt aber nicht zwangsläufig an einer Depression. Meist kommen weitere Faktoren hinzu, die schließlich zum Ausbruch der Erkrankung führen, beispielsweise:

  • Trennung
  • Tod
  • Traumata
  • hoher Leistungsdruck
  • soziale Isolation
  • chronische Krankheiten
  • hormonelle Veränderungen, etwa in den Wechseljahren
  • neurobiologische Veränderungen im Gehirn (Veränderungen von Botenstoffen im Gehirn)
  • ein ängstlich-fürsorglicher Erziehungsstil
  • geringe Fähigkeit zur Stressbewältigung
  • Drogenkonsum/Alkoholmissbrauch

Das persönliche Erkrankungsrisiko ist abhängig von der Persönlichkeit, den eigenen Lebenserfahrungen (eventuell unverarbeitete Traumata), der Genetik, den familiären und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie den Arbeits- und Umweltbedingungen. Wie die Deutsche Depressions-Liga e. V. mitteilt, treten Depressionen zudem häufig in Kombination mit anderen psychischen Erkrankungen auf, beispielsweise Angst- und Panikstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Zwangserkrankungen, Suchterkrankungen und Essstörungen.

Lesetipp: Sind Depressionen vererbbar?

Welche Faktoren schützen die Kinderpsyche?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert den Begriff der Gesundheit als einen „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“. Körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden können durch folgende Faktoren gestärkt werden und das Risiko für die Entwicklung einer psychischen Erkrankung beim Kind senken:

  • positive Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit (Stabile Eltern-Kind-Erfahrung)
  • positives Familienklima
  • soziale Ressourcen, etwa ein unterstützendes Familiensystem sowie später ein stabiler Freundeskreis
  • eine angemessene Wohnsituation/Lebenssituation
  • positive Kitaerfahrungen/Schulerfahrungen
  • sichere und vertrauensvolle Bindungen innerhalb und außerhalb der Familie (Schule, Kita, Beruf)

Sind diese Schutzfaktoren gegeben, kann das Kind persönliche Schutzfaktoren entwickeln, darunter soziale Kompetenz, Problemlösefähigkeit, psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz), positive Wahrnehmung der Person, Entwicklung einer positiven Lebenseinstellung, Selbstwirksamkeitserwartung, Selbstkontrolle/Selbstregulation, realistische Selbsteinschätzung sowie Entwicklung von Begabungen, Ressourcen und Kreativität. Je mehr äußere und persönliche Schutzfaktoren bestehen, desto geringer ist das Risiko, dass sich eine psychische Erkrankung entwickelt.

Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention zufolge gehören leichte depressive Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Im Vorschulalter seien etwa ein Prozent der Kinder und im Grundschulalter etwa zwei Prozent betroffen. Aktuell würden etwa drei bis zehn Prozent aller Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren an einer Depression erkranken. Bei Kindern und Jugendlichen komme es häufig vor, dass die Depression mit weiteren psychischen Erkrankungen einhergehe, etwa Angststörungen, Essstörungen und ADHS.
Laut den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland mit Bezug auf Daten des Robert Koch-Instituts sind rund zehn Prozent der Kinder- und Jugendlichen in Deutschland von einer akuten Angststörung betroffen. Angststörungen gehören im Kinder- und Jugendalter damit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge sind bei knapp 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland Symptome einer Essstörung feststellbar, so eines der Ergebnisse aus der zweiten Welle der Studie zur Ge­sundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des RKI. Mädchen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Jungen.

Quellen:

achtung-kinderseele.de: „Thema: Psychische Erkrankungen“. Online-Information der Stiftung Achtung!Kinderseele der Fachverbände für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie (DGKJP, BAG, BKJPP).

achtung-kinderseele.de: „Was ist Gesundheit?“. Online-Information der Stiftung Achtung!Kinderseele der Fachverbände für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie (DGKJP, BAG, BKJPP).

rki.de: „Kinder- und Jugendgesundheit“. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

rki.de: „Journal of Health Monitoring. Psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittsergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends“. Online-Information (PDF) des Robert Koch-Instituts (RKI).

kindergesundheit.info: „Psychische Probleme und Verhaltensprobleme bei Kindern“. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

kindergesundheit.info: „Wegweiser bei Problemen in der kindlichen Entwicklung und in der Familie“. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

bzga.de: „Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen“. Online-Publikation (PDF) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

neurologen-und-psychiater-im-netz.org: „Risikofaktoren für psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen“. Online-Information der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

neurologen-und-psychiater-im-netz.org: „Persönlichkeitsstörungen - Krankheitsbilder“. Online-Information der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

neurologen-und-psychiater-im-netz.org: „Ursachen einer Depression“. Online-Information der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

neurologen-und-psychiater-im-netz.org: „Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen“. Online-Information der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland.

bundesdrogenbauftragter.de: „Illegale Drogen“. Online-Information des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen.

gesundheit.gv.at: „Alkoholabhängigkeit: Symptome und Ursachen“. Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich.

vfp.de: „Entwicklungstrauma – die unterschätzte Störung in der Praxis“. Online-Information des Verbands Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater e.V.

gesundheitsforschung-bmbf.de: „Depression – Internationale Studie bringt Licht in die Ursachen der Lebensfinsternis“. Online-Information des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

depressionsliga.de: „Depressionen. Ein Leitfaden für betroffene und Angehörige“. Online-Ratgeber (PDF) der Deutschen Depressionsliga e. V.

deutsche-depressionshilfe.de: „Wie entsteht eine Depression?“. Online-Information der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.

deutsche-depressionshilfe.de: „Depression im Kindes- und Jugendalter“. Online-Information der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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