Hausmittel gegen Blasenschwäche: Hilft das was?
© sawaddee3002/ iStock / Getty Images Plus
Letztes Update am: 

Hausmittel gegen Blasenschwäche: Hilft das was?

Ein Hausmittel gegen Blasenschwäche erhoffen sich viele Betroffene. Es wäre so einfach. Hausmittel anwenden und die Harninkontinenz ist weg. Leider ist das nicht so einfach. Welche Tipps bei Blasenschwäche helfen und was Blasenschwäche-Hausmittel wirklich bringen.

Blasenschwäche-Hausmittel Kürbiskerne

Nicht nur Kürbiskern-Produkte werden in Drogerien und Apotheken angeboten. Auch der Verzehr von Kürbiskernen wird vielfach empfohlen. Doch Verbraucherschützer sind skeptisch. Es sei nicht bewiesen, dass Kürbiskerne die Blase wieder stark machen könnten. So betont die Verbraucherzentrale Bundesverband, dass die Wirksamkeit von Kürbiskernkapseln als Nahrungsergänzungsmittel wissenschaftlich nicht belegt ist. Wer versuchen wolle, die Blase zu stärken, können über mehrere Monate hinweg täglich zwei bis drei Esslöffel Kürbiskerne essen – ohne zu viel zu erwarten. Zudem betonen die Verbraucherschützer, bei Blasenproblemen immer einen Arzt aufzusuchen.

Inkontinenz – welcher Arzt ist der richtige?

Bei Blasenschwäche-Symptomen sollten Sie einen Facharzt beziehungsweise eine Fachärztin für Urologie aufsuchen. Die Urologie beschäftigt sich als Teilgebiet der Medizin mit den harnbildenden und harnableitenden Systemen, also Nieren, Harnblase, Harnleiter und Harnröhre. Auch Ihre Hausarztpraxis kann eine erste Anlaufstelle sein. Frauen können sich ebenso an ihren Frauenarzt oder ihre Frauenärztin wenden (Fachärzte für Gynäkologie).

 Blasenschwäche-Hausmittel Cranberrys

Auch beim viel empfohlenen Blasenschwäche-Hausmittel Cranberrys können die Verbraucherschützer keine klare Empfehlung aussprechen. Zwar würden Cranberry-Nahrungsergänzungsmittel ebenso wie Cranberry-Saft gegen Harnwegsinfekte empfohlen und häufig mit „Tragen zu einer normalen Funktion von Blase und Harnweg bei“ beworben, doch Studienergebnisse seien nicht überzeugend, die Wirknachweise fehlten. Auch Wirknachweise für andere Heilpflanzen gegen Blasenschwäche wie Salbei, Johanniskraut, Spitzwegerich oder Brennnessel fehlen bislang. 

Blasenschwäche-Hausmittel: Verzicht auf blasenreizende Stoffe

Statt bestimmte Hausmittel auszuprobieren, kann Verzicht möglicherweise das bessere Hausmittel sein. Denn weniger ist manchmal mehr. So ist bekannt, dass bestimmte Getränke und Lebensmittel die Blasenschleimhaut reizen können und so den Harndrang bei Harninkontinenz, etwa bei Dranginkontinenz, möglicherweise verstärken. Betroffene sollten beobachten, ob diese Lebensmittel auch bei ihnen den Harndrang verstärken und blasenreizend wirken. Dazu gehören Getränke wie Alkohol, Kaffee, grüner und schwarzer Tee. Auch scharfe Gewürze wie Chili, Peperoni, Ingwer können reizend wirken.

Hausmittel gegen Inkontinenz: Beckenbodentraining

Ein „Haus“-Mittel gegen Blasenschwäche, das Sie unkompliziert zuhause in den eigenen vier Wänden durchführen können – aber auch unauffällig auf dem Bürostuhl – ist Beckenbodentraining. Eine kräftige Beckenbodenmuskulatur stützt die Bauch- und Beckenorgane und ist für einen funktionierenden Verschluss von Harnröhre und Anus unverzichtbar. Im folgenden Video sehen Sie ein 15-minütiges Training für den Beckenboden.

Ausreichend trinken – auch bei Blasenschwäche

Ein wichtiges Blasenschwäche-Hausmittel ist simpel: Trinken. Betroffene mit einer Harninkontinenz neigen häufig dazu, zu wenig zu trinken. Sie hoffen, dadurch weniger Harndrang zu verspüren, weniger auf Toilette zu müssen und weniger Urin zu verlieren. Doch eine zu geringe Trinkmenge erhöht nicht nur das Risiko für Harnwegsinfekte und strapaziert die Nieren. Bekommt die Blase zu wenig Flüssigkeit, fehlt der Trainingseffekt. Das heißt, es kann passieren, dass sie immer früher „voll“ signalisiert und die Betroffenen noch öfter die Toilette aufsuchen müssen. Regelmäßiges Trinken und den Harndrang immer etwas hinauszuzögern, können helfen, dass die Blase lernt, sich stärker zu dehnen und mehr Harn zu speichern.

Übergewicht abbauen

Vermeiden Sie Übergewicht. Ein zu hohes Körpergewicht bewirkt durch vermehrten Druck auf den Beckenboden eine Schwächung der Muskulatur. Eine Blasenschwäche wird begünstigt. Laut der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) halbiert eine Gewichtsreduktion von 5 bis 10 Prozent die Anzahl der wöchentlichen Inkontinenz-Episoden. Um in Bewegung zu kommen und so Kalorien zu verbrennen und Muskulatur aufzubauen, sind beckenbodenschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking, Yoga, Pilates und Gymnastik gut geeignet.

Die Elektrostimulation bei Blasenschwäche hat das Ziel, den Beckenboden für die Betroffenen spürbarer zu machen und zugleich zu stärken. Bei der Elektrostimulation führt der Arzt oder die Ärztin spezielle Elektroden in die Scheide ein. Die ausgesendeten Elektroimpulse stimulieren den Beckenboden und lassen die Muskulatur kontrahieren.
Bei Belastungsinkontinenz können Frauen ein Pessar angepasst bekommen und ausprobieren. Dabei handelt es sich um eine kleine Schale aus Gummi oder Silikon, die bei körperlicher Aktivität die Harnröhre und die Blase stützt. Pessare gibt es auch als Würfel oder Ringe. Der Vorteil: Die Frauen können Pessare selbst einführen und entfernen.
Botulinumtoxin, bekannt unter dem Handelsnamen Botox, ist ein potentes Nervengift, das auf die Nervenleitungen und Muskelfunktionen einwirkt. Seit einigen Jahren wird Botulinumtoxin in der Urologie eingesetzt, beispielsweise zur Behandlung von häufigem Harndrang, Dranginkontinenz, einer überaktiven Blase oder nervenbedingten (neurogenen) Blasenentleerungsstörungen.

Urloginnen und Urologen setzen das Nervengift dann ein, wenn nicht-operative Behandlungsoptionen nicht den erhofften Erfolg gebracht haben oder aufgrund von Nebenwirkungen nicht fortgeführt werden können. Das in die Blasenmuskulatur gespritzte Botulinumtoxin lässt die Blasenmuskulatur entspannen. Die Harnblase kann mehr Urin über einen längeren Zeitraum speichern und der ständige Harndrang lässt nach. Auch kann Urinverlust in vielen Fällen gut behandelt werden. Die Botulinumtoxin-Therapie muss in regelmäßigen Abständen wiederholt werden – meist in einem Zeitraum zwischen sechs bis zwölf Monaten.

Quellen:

Kürbiskernkapseln – Machen sie eine schwache Blase wieder stark? Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband

Cranberry: Sind Produkte zur Vorbeugung von Blasenentzündungen geeignet? Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband

Wie funktioniert Blasentraining? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Was tun bei Harninkontinenz. Online-Ratgeber der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU)

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?