Blasenschwäche behandeln: Was tun bei Blasenschwäche?
Blasenschwäche-Therapie: Welche Behandlung ist die richtige?
Was hilft bei Blasenschwäche? Bei Blasenschwäche gilt wie bei vielen anderen Erkrankungen auch: Es gibt nicht die eine Therapieempfehlung. Welche Behandlung für die Harninkontinenz in Frage kommt, ist unter anderem abhängig von der Ursache des Harnverlusts, dem Ausmaß und dem individuellen Gesundheitszustand des oder der Betroffenen. Besprechen Sie gemeinsam mit Ihrem behandelnden Urologen oder Ihrer Urologin, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Maßnahmen zur Behandlung der Blasenschwäche mit sich bringen und welche Therapie zu Ihrer individuellen körperlichen Situation und Lebenssituation passt.
Blasenschwäche behandeln: Beckenbodentraining
Beckenbodentraining kann Menschen mit Belastungsinkontinenz (früher Stressinkontinenz genannt), aber auch mit Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz), in vielen Fällen helfen. Beckenbodentraining kräftigt die Beckenbodenmuskulatur und unterstützt das Zusammenspiel der Muskulatur, die für den Verschluss der Blase sowie für die Entspannung bei der Entleerung zusammenspielt. Beckenbodentraining kann deshalb so erfolgreich für die Blasenschwäche-Behandlung sein, weil gerade bei der Belastungsinkontinenz ein geschwächter Beckenboden eine häufige Ursache ist – bei Frauen etwa aufgrund von Schwangerschaften, Geburten, einer Bindegewebsschwäche oder Operationen.
Belastungsinkontinenz bei Männern
Bei Männern hingegen gehören Operationen im Beckenraum, etwa eine Operation der Prostata, zu den Belastungsinkontinenz-Ursachen. Bei Dranginkontinenz kann eine Stärkung des Beckenbodens oftmals die überaktive Blase besser kontrollieren helfen. Beckenbodentraining wird zudem vorbeugend eingesetzt, um das Risiko für die Entstehung einer Inkontinenz zu senken. Männer und Frauen können sich an einen Urologen oder eine Urologin wenden. Schwangere können ihre Hebamme beziehungsweise ihren Gynäkologen oder ihre Gynäkologin um Rat fragen. Richtiges Beckenbodentraining erlernen Sie beispielsweise bei einem Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin. Eventuell kann Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin eine entsprechende Therapie verordnen.
Blasentraining unterstützt die Blasenschwäche-Behandlung
„Blasenschwäche – was tun?“ – fragen sich Betroffene häufig verzweifelt und sind erstaunt, wenn sie vom Blasentraining erfahren. Blasentraining, auch Toilettentraining genannt, hilft, die Blasenfunktion zu stärken. So können bestimmte Tricks helfen, einen starken Harndrang zu mildern und das nächste Wasserlassen noch etwas hinauszuzögern. Denn für eine gesunde Blase ist es wichtig, dass diese nicht ständig bei geringen Mengen entleert wird, da sie sich sonst an den geringen Füllstand gewöhnt und immer früher „voll“ signalisiert. Zum anderen ist es für die Blasenwand und die Blasenmuskulatur nicht gut, wenn die Blase häufig zu voll ist und übermäßig gedehnt wird. Blasentraining hilft Betroffenen dabei, einen für die Blase geeigneten Toilettenrhythmus zu finden.
Dabei helfen die richtige Getränkewahl (blasenreizende Getränke meiden), passende Trinkmengen und geplante Toilettenzeiten, die Blase wieder in ein möglichst gutes Gleichgewicht zu bringen. Das Toilettentraining stellt der behandelnde Arzt oder die Ärztin individuell für den Patienten oder die Patientin zusammen. Grundlage des Blasentrainings ist ein Tagebuch, das sogenannte Miktionsprotokoll, in das Betroffene unter anderem notieren, wie oft sie auf Toilette gehen, wie viel Urin abgeht und wie viel sie trinken. Hier können Sie Toiletten- und Trinkprotokolle der Deutschen Kontinenz Gesellschaft herunterladen.
Gewichtscheck bei Blasenschwäche: Übergewicht ist ein Risikofaktor
Urologen und Urologinnen empfehlen Betroffenen mit Übergewicht, Gewicht zu reduzieren, um die Blase zu entlasten. Der Grund: Die Zusatzpfunde drücken auf die Blase und das umgebende Gewebe. Dieser ständige Druck begünstigt eine Schwächung der Harnwege – und begünstigt Inkontinenz.
Wann Östrogen hilft, Blasenschwäche zu behandeln
Mit der Gabe von Östrogenen lässt sich bei vielen Frauen die Blasenschwäche behandeln. Bei Frauen kommt die Östrogen-Therapie als medikamentöse Behandlungsmöglichkeit vor allem bei Belastungsinkontinenz zum Einsatz. Östrogenmangel, wie er im Rahmen der Wechseljahre und danach auftritt, kann eine Blasenschwäche begünstigen. Um die Inkontinenz zu behandeln, können östrogenhaltige Salben und Zäpfchen zur Anwendung kommen. Experten zufolge sind Nebenwirkungen gering, da das Östriol direkt am Genitalbereich beziehungsweise Harnbereich angewendet wird und mit einer geringen Konzentration des weiblichen Sexualhormons auskommt.
Achtung: Hormone zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden können dem Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF) zufolge die Inkontinenz hingegen verschlechtern.
Welche Medikamente bei Blasenschwäche?
Es gibt verschiedene Medikamente, die bei Blasenschwäche Anwendung finden:
- Wirkstoff Duloxetin: Für Frauen mit Belastungsinkontinenz steht der Wirkstoff Duloxetin zur Verfügung. Der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer verbessert die Kontraktion des quergestreiften Harnröhren-Schließmuskels, was die Inkontinenz lindern kann.
- Alpha-Rezeptorenblocker: Bei einer Überlaufinkontinenz, die vor allem bei Männern eine häufige Folge einer vergrößerten Prostata ist, helfen Wirkstoffe aus der Gruppe der Alpha-Rezeptorenblocker. Sie lockern das Prostatagewebe, welches die Harnröhre umgibt und erleichtern so die Entleerung der Blase.
- Anticholinergika: Medikamente aus der Gruppe der sogenannten Anticholinergika finden vor allem bei der Dranginkontinenz und bei der Reflexinkontinenz Anwendung. Sie helfen, die Blasenmuskulatur zu entspannen und unkontrollierbare Aktivitäten der Blasenmuskulatur zu hemmen. Zugleich kann die Blase bei Dranginkontinenz wieder mehr Harn speichern, da sie nicht zu früh „voll“ signalisiert. Vor einer Einnahme von Medikamenten sollten Betroffene die Vor- und Nachteile mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen und mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten abklären.
- Mirabegron: Der Wirkstoff ist ein sogenannter Beta-3-Adrenozeptoragonist. Er findet vor allem bei einer überaktiven Blase Anwendung. Ärzte verschreiben Mirabegron vor allem dann, wenn Anticholinergika nicht wie erhofft wirken oder wenn die Einnahme von Anticholinergika mit Nebenwirkungen verbunden ist. Doch auch als Erstmedikation kann Mirabegron eingenommen werden.
- Botulinumtoxin: Das Nervengift Botulinumtoxin, bekannt unter dem Handelsnamen Botox, kann bei einer überaktiven Blase sowie bei Reflexinkontinenz wirken. In den Blasenmuskel gespritzt, wird die Blasenmuskulatur entspannt, das Nervengewebe beruhigt und starker Harndrang lässt nach.
Behandlung von Grunderkrankungen
Neben der Behandlung der Blasenschwäche als solche ist es ebenso wichtig, Grunderkrankungen entsprechend zu behandeln, etwa einen Diabetes richtig einzustellen, Blasensteine zu entfernen, ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt auszugleichen, eine Fistel (meist Ursache einer extraurethralen Inkontinenz) zu verschließen oder herauszuschneiden oder eine vergrößerte Prostata bei Männern zu therapieren.
Inkontinenzhilfsmittel für mehr Sicherheit im Alltag
Wie rasch sich die Blasenschwäche verbessert und ob sie möglicherweise ganz behoben werden kann, ist zu Beginn der Therapie nicht vorhersehbar. Damit sich Betroffene während der Blasenschwäche-Behandlung sicher fühlen und sich nicht aus Angst vor peinlichen Momenten immer mehr aus dem Sozialleben zurückziehen, können Inkontinenzhilfsmittel wie Inkontinenzvorlagen eine wertvolle Unterstützung sein. Sie sind so konzipiert, dass sie reichlich Urin aufnehmen können, den Geruch neutralisieren und an der Oberfläche rasch trocknen. Das beugt Hautreizungen und der Vermehrung von Bakterien vor.
Quellen:
Blasenschwäche bei Frauen: Behandlungsmethoden. Online-Information des Bundesverbands für Gesundheitsinformation und Verbraucherschutz – Info Gesundheit e. V.
Was tun bei Harninkontinenz? Patienteninformation der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU)
Mit der Blasenschwäche leben. Online-Ratgeber der Deutschen Seniorenliga e. V.
Harninkontinenz: Therapie & Behandlungsmöglichkeiten. Online-Information von Frauenärzte im Netz, einem Online-Angebot des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (BVF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG)
Toiletten- und Trinkprotokolle. Online-Angebot zum Herunterladen der Deutschen Kontinenz Gesellschaft
Belastungsinkontinenz: Duloxetin ist nur für psychisch gesunde Patienten geeignet. Online—Information des Deutschen Ärzteblatts