Expertenrat: Das sind die wichtigsten Medikamente für die Allergie-Behandlung
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Expertenrat: Das sind die wichtigsten Medikamente für die Allergie-Behandlung

Wer unter einer Allergie leidet, beugt den unangenehmen Allergie-Symptomen am besten vor, wenn er das entsprechende Allergen meidet (Karenz). Doch bei vielen Allergien ist das nicht möglich, zum Beispiel bei einer Pollen- oder Hausstaub-Allergie. Dann können Medikamente die Beschwerden lindern. Dermatologin und Allergologin Dr. Uta Schlossberger aus Köln weiß, welche Medikamente für die Allergie-Behandlung zum Einsatz kommen.

Gelbe Seiten: Nachdem die Diagnose Allergie gestellt ist: Wo setzt die Allergie-Therapie an?

Dr. Uta Schlossberger: Schwerpunkt der Allergie-Behandlung ist die Linderung der Symptome. Verschiedene Medikamente helfen gegen Niesattacken, Fließschnupfen sowie tränende und juckende Augen. Bei einem starken Leidensdruck von Seiten des Patienten ist zudem eine sogenannte Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie, SIT) möglich. Diese geht gezielt die Ursache der Allergie an. Der Körper wird Stück für Stück an das Allergen gewöhnt, sodass die Beschwerden mit der Zeit nachlassen. Die Hyposensibilisierung kommt vor allem bei Heuschnupfen zum Einsatz.

Gelbe Seiten: Wenn sich Allergiker mit einer Pollen- oder Hausstauballergie für eine Hyposensibilisierung entscheiden – wie erfolgreich ist diese Therapiemaßnahme?

Dr. Uta Schlossberger: Die Wirksamkeit der Hyposensibilisierung in Form von Spritzen gegen Heuschnupfen beträgt 86 Prozent, ähnlich ist es bei der Hausstaub-Allergie. Bei oral gegebenen Wirkstoffen liegt der Erfolg der Hyposensibilisierung bei etwa 50 Prozent, ist also geringer. Wer über die spezifische Immuntherapie nachdenkt, sollte sich bei seinem Facharzt über die Vor- und Nachteile der Therapievarianten informieren.  

Gelbe Seiten: Welche Medikamente werden für die Behandlung der Allergiebeschwerden am häufigsten verabreicht?

Dr. Uta Schlossberger: Das sind vor allem Antihistaminika, welche die übermäßige Ausschüttung von Histamin hemmen. Denn es ist das körpereigene Histamin, das die Allergiesymptome auslöst. Antihistaminika  docken an die Zellen an und stören die Signalübertragung, welche für die Histaminwirkung verantwortlich ist. Dadurch werden die Beschwerden verbessert. Antihistaminika können in Form von Nasensprays und Augentropfen verabreicht werden, aber auch als Tabletten und Tropfen. Zu den Wirkstoffen gehören unter anderem Cetirizin, Loratadin, Emedastin und Lodoxamid. Ebenfalls finden häufig Präparate mit Kortison Anwendung bei Allergien. Sie wirken entzündungshemmend und unterdrücken die Reaktion des Immunsystems. Kortison kann in Form einer Salbe die Hautreaktionen einer Kontakt-Allergie lindern oder in Tablettenform Nahrungsmittel-Allergien lindern. Welche Wirkstoffe in welcher Dosierung dem Patienten verabreicht werden, ist immer abhängig von der Art der Allergie und der Stärke der Beschwerden.

Gelbe Seiten: Wann sollten Allergiker ein Notfall-Set bei sich tragen?

Dr. Uta Schlossberger: Das Notfall-Set ist vor allem bei einer Insektengift-Allergie wichtig. Der Körper kann auf das Insektengift so stark reagieren, dass es lebensbedrohlich wird. Es kann zu einem anaphylaktischen Schock mit Kreislauf- und Organversagen kommen. Auch starke Schwellungen der Atemwege sind möglich. Hier muss rasch gehandelt werden. Das Notfall-Set enthält eine Adrenalin-Fertigspritze, die bei einem Blutdruckabfall die Gefäße verengt und dadurch Blutdruck und Kreislauf stabilisiert. Ebenfalls enthalten sind ein Antihistaminikum sowie Kortison. Sie wirken abschwellend und entzündungshemmend.  

Gelbe Seiten: Vielen Dank für das Gespräch.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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