Demenz-Vorsorge - gibt es das?
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Demenz-Vorsorge - gibt es das?

Demenz betrifft immer mehr Menschen - zusehends auch jüngere. Wichtig für die richtige Diagnose ist der Ausschluss anderer Erkrankungen. Methoden für eine geeignete Demenzvorsorge sind erst im Aufbau, sodass sich die Früherkennung auf spezielle Tests und bildgebende Verfahren beschränkt.

Demenz ist nicht gleich Demenz

Demenz bedeutet einen fortschreitenden Verlust kognitiver Fähigkeiten wie Gedächtnis, Orientierung und Vorausplanung. Ebenso beeinträchtigt sie die emotionalen und sozialen Eigenschaften eines Patienten. Diese verlieren in späten Stadien praktisch alle erlernten Fähigkeiten, werden unselbständig und damit zu Pflegefällen. In über 60 Prozent der Fälle handelt es sich um Morbus Alzheimer. An zweiter Stelle rangiert mit 10 - 15 Prozent die vaskuläre Demenz. Hier sorgt Arterienverkalkung (Arteriosklerose) von Hirngefäßen für eine Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen. Mischformen aus Alzheimer und vaskulärer Demenz sind häufig. Andere Varianten wie die Lewykörperchen-Demenz oder die frontotemporale Demenz spielen eine untergeordnete Rolle. Wie die verschiedenen Formen die typischen Persönlichkeitsveränderungen verursachen, ist nicht vollständig geklärt. 

Untersuchungen beim Hausarzt und Neurologen

Wichtig für die Früherkennung einer Demenz ist die Abgrenzung von anderen Krankheiten. Depressionen und einige körperliche Erkrankungen verursachen ähnliche Beschwerden, sodass man sie für eine korrekte Diagnose ausschließen muss.  Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, der außer dem Patienten auch dessen Angehörige zu Beschwerden befragt. An die Anamnese schließt sich eine umfangreiche körperliche Untersuchung mit EKG und Blutwerten an. Bei Verdacht auf Demenz überweist er an einen Neurologen.  Als Facharzt kann dieser die häufige Altersdepression von einer Demenz unterscheiden. Für die Früherkennung verwendet der Neurologe psychologische Testverfahren und veranlasst gegebenenfalls bildgebende Verfahren zur Untersuchung des Gehirns.

Früherkennung mit Demenztests

Demenztests sind ein wichtiges Element der Diagnose. Der einfachste ist der Uhrentest, bei dem der Patient ein Zifferblatt mit den Zahlen von eins bis zwölf malen und darin eine Uhrzeit mit den Zeigern eintragen soll. Kognitive Defizite bestimmt der Neurologe mit dem Mini-Mental-Status-Test (MMST), den man häufig für die Verlaufskontrolle einsetzt.  Wesentlich sensitiver ist der DemTect, bei dem der Patient sich an vorgelesene Begriffe erinnern oder Zahlen in Wörter umschreiben soll. Darüber hinaus gibt es weitere Testverfahren wie SIDAM und TFFD.

Bildgebende Verfahren und EEG

Mit bildgebenden Verfahren lassen sich Anomalien des Gehirns feststellen und andere Hirnerkrankungen ausschließen. Hochauflösende dreidimensionale Bilder liefern Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) und Computertomographie (CT). Ein Elektroenzephalogramm (EEG) gibt Auskunft über abweichende Hirnströme.

Bestimmung der Demenzform mit Hirnwasseruntersuchung

In besonderen Fällen unterscheidet man durch eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) Alzheimer von anderen Demenzformen. In der Flüssigkeit, die Gehirn und Rückenmark umspült, lassen sich typische Abbauprodukte nachweisen. Für die ambulante Untersuchung punktiert der Arzt mit einer Nadel die Lendenwirbelsäule und schickt die Probe in ein Labor.

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Wird Alzheimer früh erkannt, kann die Krankheit im besten Fall mit Medikamenten hinausgezögert werden. Eine Heilung ist jedoch nicht möglich.

Früherkennung von Demenz - und dann?

Bei Alzheimer stehen die Ärzte vor einem Problem: Selbst wenn man die Erkrankung früh diagnostiziert, kann man sie nicht heilen - ihr Fortschreiten lässt sich bestenfalls mit Medikamenten hinauszögern. Die Möglichkeit zur Vorsorge besteht nur bei vaskulärer Demenz. 

Kann man etwas gegen Demenz tun?

Bei der vaskulären Demenz verengt Arterienverkalkung die Hirngefäße. Die Risikofaktoren der Arteriosklerose sind klar definiert und beeinträchtigen das gesamte Blutgefäßsystem: Rauchen, Alkohol, Übergewicht, Bewegungsmangel, hoher Blutdruck und Diabetes. Will man das Fortschreiten von Arteriosklerose und vaskulärer Demenz vermeiden, muss der Hausarzt Bluthochdruck und Blutzucker überwachen und bei Bedarf medikamentös einstellen. Durch eine angepasste Lebensweise lassen sich zudem Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall verhindern. Wichtige Elemente der Vorsorge sind - gesunde Ernährung - leichte körperliche Betätigung - Reduzierung von Übergewicht - Stressabbau - ausreichend Schlaf - Verzicht auf Zigaretten - Einschränkung des Alkoholkonsums.

Geistig fit bleiben ist die beste Demenzvorsorge!

Ein wenig kann man auch gegen die sonstigen Formen der Demenz unternehmen. Das Gehirn kompensiert viele Schäden und verlagert verloren gehende Fähigkeiten in andere Hirnregionen. Daher ist es wichtig, den Geist mit der Pflege sozialer Kontakte, Kreuzworträtsel lösen oder Gehirnjogging in Schwung zu halten

Was bringt die Zukunft?

Eine Früherkennung von Demenz ist aktuell nur mithilfe von Testverfahren und Bildgebungen möglich. Zuverlässige Biomarker gibt es nicht, sind aber ein heißes Eisen in der Forschung.  Erst vor kurzem wurde ein Bluttest auf Alzheimer veröffentlicht, der typische Abbauprodukte toter Nervenzellen nachweist. Neurofilament light chain (NfL) wird bei neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer gebildet und erlaubt eine Vorhersage bis zu 16 Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome. Allerdings ist dieser Test nicht spezifisch und spricht beispielsweise auch bei Multipler Sklerose (MS) an.  Vielversprechend klingt eine Impfung gegen Alzheimer. In Tierexperimenten verhindert eine Immunisierung gegen Amyloid die Bildung von Plaques im Gehirn. Diese Ablagerungen gelten als typisches Anzeichen von Alzheimer. Ein durch Impfung alarmiertes Immunsystem beseitigt sie mit Antikörpern und verlangsamt das Fortschreiten der Erkrankung.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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