Grüner Star Vorsorge: So funktioniert die Glaukom-Früherkennung
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Grüner Star Vorsorge: So funktioniert die Glaukom-Früherkennung

Der Grüne Star beruht auf einer Erhöhung des Augeninnendrucks, die mit der Zeit den Sehnerven schädigt und das Sehvermögen beeinträchtigt. Bei Beschwerden und hohem Risiko ist eine rechtzeitige Vorsorge dringend geboten, denn das Glaukom gilt als häufigste Ursache für Gesichtsfeldausfälle bis hin zur Erblindung.

Grüner Star, grauer Star: Was ist der Unterschied?

Bei vielen Menschen wird die glasklare Augenlinse mit zunehmendem Alter trübe und hart. Das bei grauem Star (Katarakt) wahrgenommene Bild sieht aus wie der Blick durch einen Vorhang. Bei der Operation ersetzt der Augenarzt die Linse durch eine Plastikprothese. Die Erkrankung ist lästig aber harmlos. Dagegen muss grüner Star (Glaukom) zeitig behandelt werden.  Der Innendruck des Auges (intraokulärer Druck, IOD) wird durch den Abfluss von Kammerwasser geregelt. Die im Ziliarkörper gebildete Flüssigkeit hält die Hornhaut straff und bringt Linse und Fotorezeptoren in die ideale Position. Bei Störungen des Abflusses staut sie sich und erhöht den Augendruck. Steigt er über den normalen Wert zwischen 10 und 21 mmHg spricht man von okulärer Hypertension (OHT). Sie gilt als Hauptrisikofaktor für den grünen Star, der sich langsam entwickelt und erst spät Beschwerden verursacht.

Ist die Glaukom-Früherkennung sinnvoll?

Erhöhter Augendruck schädigt den Sehnerven und schränkt das Sehen zusehends ein. Ein solcher Nervenschaden ist nicht mehr rückgängig zu machen.  Hoher Augeninnendruck bedeutet nicht automatisch grüner Star. Tagsüber schwankt er um etwa 5 mmHg. Nur wenn er anhaltend hoch über 21 mmHg liegt oder Sehbeschwerden auftreten, sollte sich ein Augenarzt die Sache genauer anschauen. Umgekehrt kann sich ein Glaukom entwickeln, obwohl der Augeninnendruck im Normbereich oder sogar darunter liegt.

Wer sollte zur Grüner Star-Vorsorge gehen?

Sind Fälle von grünem Star in der Familie bekannt, empfiehlt sich eine Glaukomvorsorge ab dem 35. Lebensjahr. Ansonsten raten Augenärzte zu Kontrollen ab 40. Als Risikofaktoren gelten neben Alter und Diabetes die Behandlung mit Cortison, Verletzungen oder Entzündungen der Augen sowie extreme Kurzsichtigkeit.

Wie ist der Ablauf der Glaukom-Früherkennung?

Der Augenarzt beginnt mit einem Sehtest, in dem er die Sehschärfe feststellt. Für die nachfolgenden Schritte bekommen Sie Augentropfen mit Atropin, das die Pupille weit stellt, und einem Medikament, das die Augen berührungsunempfindlich macht und den Lidschlussreflex verhindert.  Für die Augenspiegelung (Ophthalmoskopie, Funduskopie) müssen Sie in ein Spaltlampenmikroskop blicken. Mithilfe eines halbdurchlässigen Spiegels beleuchtet und betrachtet der Arzt das Innenleben der Augen. Wichtig sind das Aussehen der Blutgefäße, die Stelle des schärfsten Sehens (gelber Fleck) und die kleine, helle Vertiefung, unter welcher der Sehnerv das Auge verlässt. Veränderungen in Form und Farbe dieser Papille sind verdächtig, vor allem wenn die angrenzenden Blutkapillaren nicht Richtung Zentrum verlaufen, sondern vorher abknicken. Die Spaltlampe verfügt über ein Druckmessgerät (Tonometer) für die Augeninnendruckmessung. Bei der klassischen Applanations-Tonometrie drückt ein winziger Stempel auf die Hornhaut, bis sich eine plane Fläche von drei Millimetern Durchmesser bildet. Der aufgewendete Druck entspricht dem Augeninnendruck. Da die Hornhautdicke das Ergebnis beeinflusst, muss der Augenarzt diese messen und berücksichtigen. Eine solche Vermessung nennt man Pachymetrie. Bei Hinweisen auf ein Glaukom nimmt der Arzt eine Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie) vor. Dazu blickt der Patient in eine Hohlkugel, auf die an verschiedenen Stellen ein Lichtpunkt projiziert wird. Der Arzt setzt aus Erkennen oder Nicht-Erkennen ein Bild zusammen, das die Funktionsfähigkeit der Netzhaut widerspiegelt und Auskunft über Gesichtsfeld und Gesichtsfeldausfälle (Skotome) gibt.

Was passiert bei grünem Star?

Funduskopie und Perimetrie sind aussagekräftiger als eine einmalige Augendruckmessung. Genauere Informationen liefert ein Tagesdruckprofil, in das über den Tag verteilte Messungen einfließen. Bestätigt sich der Verdacht auf grünen Star, erfolgt eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Antiglaukomatosa. Die Augentropfen enthalten Betablocker, Prostaglandine oder andere Wirkstoffe, die Produktion und/oder Abfluss des Kammerwassers beeinflussen und den Augeninnendruck senken. Nur in schweren Fällen sind operative Maßnahmen notwendig.

Wann zahlt die Krankenkasse die Glaukom-Früherkennung?

Behalten Sie im Hinterkopf, dass Ärzte individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) ausgesprochen gerne anbieten - für die Praxis sind sie rentabler als eine Abrechnung mit der Krankenkasse. Das gilt auch für Augenärzte und die Glaukom-Früherkennung: Medizinisch notwendig ist sie nicht immer. Sind Sie gesund, schlägt sie mit etwa 20 Euro zu Buche. Bei Risikopatienten wie Diabetikern übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Fortgeschrittene Verfahren wie die dynamische Konturtonometrie, die ohne Pachymetrie auskommt, sind immer IGeL-Leistungen. Ein Screening zur Früherkennung von grünem Star sehen die Krankenkassen nicht vor. Damit möchte man eine Überversorgung verhindern, denn die Gefahr von falschpositiven Diagnosen und unnötigen Behandlung ist beim Glaukom relativ hoch. Zudem fehlen wissenschaftliche Studien, die den Mehrwert einer flächendeckenden Früherkennung belegen.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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