Ursachen Lipödem : Wie die Krankheit entsteht
Die Stadien eines Lipödems
Anfangs sind die Symptome eines Lipödems nur zeitweise vorhanden. Als Hinweis auf eine spätere Entwicklung ist Orangenhaut (Cellulitis) nicht geeignet, aber sie findet sich häufig im Initialstadium: Die Hautoberfläche ist charakteristisch verändert, der Lymphabfluss gestört, wobei eine Schwellung noch nicht zu erkennen ist. Nach dem Fortschreiten der Erkrankung unterscheidet man drei Stadien:
- Stadium I: Die Haut erscheint glatt und feinporig, das Fettgewebe ist gleichmäßig verteilt. Beim Tasten fühlt sich die Unterhaut weich und gleichförmig verdickt an. Die Schwellung geht sofort wieder zurück, wenn man darauf drückt.
- Stadium II: Die Hautoberfläche zeigt sich zusehends wellenartig, grob und uneben mit größeren Dellen und Knoten. Bei einer solchen Matrazenhaut ist das Unterhautgewebe gleichmäßig verdickt und nach wie vor weich, aber die Einlagerung von Bindegewebe hat begonnen. Das ist daran zu erkennen, dass sich kaum noch eine Delle eindrücken lässt.
- Stadium III: Das Unterhautgewebe enthält immer mehr Bindegewebe. An Knien und Oberschenkeln treten Fettgeschwülste auf, die bis zu den Knöcheln hinabreichen. Der gestörte Lymphabfluss sorgt für massive Schwellungen und verdickte, harte Haut. Zusehends bilden sich Wammen, große deformierende Hautlappen und überhängende Wülste. Meist kommt ein Lymphödem hinzu und das Unterhaut-Fettgewebe verhärtet (Liposklerose).
Mit der Vermehrung des Unterhautfettgewebes fängt alles an
Anfangs vermehrt sich das Fettgewebe der Unterhaut. Die Zahl der Fettzellen nimmt zu (Hypertrophie), zudem werden sie größer (Hyperplasie). Solche Wucherungen komprimieren Blutkapillaren und Lymphgefäße und sorgen dafür, dass sich das Bindegewebe verändert.
Die Blutkapillaren werden fragil, sodass vermehrt Flüssigkeit in den Raum zwischen den Fettzellen eindringt und sich ein diffuses Ödem bildet. Insbesondere bei längerem Stehen kommt es zu einer Überlastung der Lymphgefäße und einem Lymphödem. Zudem verursacht bereits leichtes Anstoßen blaue Flecken und Blutergüsse.
Mit der Zeit funktionieren die Lymphgefäße nicht mehr. Sie können Zelltrümmer nicht mehr abtransportieren, sodass sie im Gewebe verbleiben. Das lockt Fresszellen an, die Entzündungsreaktionen hervorrufen. Dadurch reaktivierte Stammzellen produzieren vermehrt Fettzellen und Bindegewebe, die das Unterhautgewebe verhärten.
Angeborenes und erworbenes Lipödem
Die genauen Ursachen der Erkrankung liegen nach wie vor im Dunklen. Auffällig ist, dass das Lipödem fast ausschließlich bei Frauen und zu Zeiten massiver hormoneller Umstellungen auftritt, wie Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre. Zudem scheint es eine genetische Komponente zu geben, denn die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf.
Beim primären Lipödem (10 Prozent der Fälle) handelt es sich um eine angeborene Störung der Lymphgefäße. Einschränkungen des Lymphtransports zeigen sich meist bei jungen Erwachsenen, nach Schwangerschaft oder Beinverletzungen. Überbelastungen infolge langen Stehens oder ausgedehnter Wandertouren tragen zum Ausbruch der Krankheit bei.
Sekundäre Lipödeme (90 Prozent der Fälle) sind auf eine erworbene Schädigung der Lymphgefäße zurückzuführen. Häufig entwickeln sie sich aus einer zuvor beschwerdefreien Vermehrung des Fettgewebes (Lipohypertrophie) oder infolge Beeinträchtigungen des Lymphgefäßsystems. Dazu gehört die Entfernung von Lymphknoten und Lymphgefäßen oder die Bestrahlung eines Gebietes im Rahmen einer Krebstherapie.
Ebenso schädigend sind Entzündungen der Lymphgefäße (Lymphangitis) und Venen (Thrombophlebitis) oder bakterielle Infektionen der Haut, vor allem durch Streptokokken hervorgerufene, nicht eitrige Entzündungen (Erysipel) sowie Lepra und Syphilis. Vergleichsweise seltene Ursachen sind traumatische Verletzungen oder der Befall mit Parasiten.
Risikofaktoren für die Entwicklung eines Lipödems
Neben Adipositas und Krebstherapie spielen weitere Risikofaktoren eine Rolle bei der Entstehung eines Lipödems. Dazu gehören gynäkologische Operationen, Schwangerschaft und Menopause. Sie führen zu hormonellen Veränderungen und/oder beeinträchtigen die Funktionstüchtigkeit der Lymphbahnen.