Symptome bei Kiefer- und Zahnfehlstellungen: Diese Probleme können auftreten
© Misha Shutkevych/ iStock
Letztes Update am: 

Symptome bei Kiefer- und Zahnfehlstellungen: Diese Probleme können auftreten

Fehlstellungen im Zahn- und Kieferbereich empfinden viele optisch als störend. Doch schiefe Zähne oder ein zu großer oder zu kleiner Kiefer können vor allem gesundheitlich ein Risiko darstellen. So können Entzündungen gefördert, Verletzungen begünstigt sowie Sprechen, Essen, Trinken und sogar Atmen beeinträchtigt sein. Häufige Symptome bei Kiefer- und Zahnfehlstellungen: ein Überblick.

Das perfekte Gebiss? Selten!

Das „ideale“ Gebiss ist sehr selten. Nur bei jeder 20. Person sind alle Zähne symmetrisch im Kiefer angeordnet, schätzt beispielsweise das Universitäts Spital Zürich (USZ). Eine leichte Fehlstellung (Dysgnathie) ist bei fast jedem Gebiss zu finden. Während leichte Abweichungen in der Regel nicht behandelt werden müssen und eher ästhetisch statt medizinisch ein Problem darstellen, kommen Betroffene mit ausgeprägteren Fehlstellungen von Zähnen und Kiefer um eine Behandlung meist nicht herum. Die Symptome, die mit Zahn- und Kieferfehlstellungen verbunden sein können, können einschränken.

Kiefer- und Zahnfehlstellungen: Symptome können stark belasten

So können ausgeprägtere Fehlstellungen im Bereich der Zähne und des Kiefers zu Problemen beim Essen, Trinken, Sprechen und sogar Atmen führen. Auch die Mundhygiene kann erschwert sein, was das Risiko für Karies und/oder Zahnfleischentzündungen erhöht. Verletzungen beim Kauen sind ebenfalls möglich, etwa, wenn die Zähne auf Lippen, Gaumen oder Zahnfleisch drücken. Das Verletzungsrisiko beim Sport kann ebenfalls erhöht sein, beispielsweise wenn die vorderen Schneidezähne gekippt sind – nach innen oder außen.

Schmerzen durch Zahn- und Kieferfehlstellungen

Nicht selten führen Fehlstellungen zu Schmerzen bei den Betroffenen. Diese können an den Zähnen selbst auftreten, aber auch die Kiefergelenke sowie die Kiefermuskulatur betreffen. Schäden an Zahnwurzeln, entzündetes Zahnfleisch sowie Verletzungen der Mundschleimhaut können ebenfalls Schmerzen verursachen. Ebenso kann es sein, dass sich durch zu viel Druck oder zu wenig Kaubelastung Zähne lockern oder sich die Kieferknochen zurückbilden – was die Beschwerden verschlimmert.

Psychische Belastung durch Fehlstellungen an Zähnen und Kiefer

Nicht zu unterschätzen ist zudem die psychische Belastung, die mit Fehlstellungen verbunden sein kann. Viele Betroffene fühlen sich nicht wohl und haben das Gefühl, unattraktiv zu sein. Erschwert wird die ästhetische Wahrnehmung, wenn Betroffene wegen der Fehlstellung gehänselt werden. Das kann so weit gehen, dass Betroffene sich immer mehr aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen und Kontakte weitestgehend meiden. Das stellt einen erheblichen Verlust an Lebensqualität dar. Auch sind Fehlstellungen an Zähnen und Kiefer auch dann oft schambehaftet, wenn sie mit einem Sprachfehler, etwa Lispeln, verbunden sind.

Zahn- und Kieferfehlstellungen: Diese Symptome können auftreten

Abhängig von der Art und der Ausprägung der Fehlstellung können verschiedene Beschwerden auftreten. Hier finden Sie ein paar Beispiele für häufige Symptome von Zahn- und Kieferfehlstellungen.

Überbiss-Symptome: erhöhtes Verletzungsrisiko und Probleme beim Beißen

Beim Überbiss ragt der Oberkiefer vor, weil er im Verhältnis zum Unterkiefer zu groß ist oder der Unterkiefer zu klein ist. Das führt dazu, dass die oberen Schneidezähne reichlich Platz zu den unteren haben können. Dieser vergrößerte Zwischenraum, die sogenannte Frontzahnstufe, kann zu Beschwerden führen.

Überbiss-Symptome können sein:

  • Probleme beim Abbeißen
  • Erhöhtes Kariesrisiko aufgrund einer ungünstigen Mundatmung
  • Erkrankungen der Atemwege durch Mundatmung
  • Erhöhtes Verletzungsrisiko bei einem Sturz
  • „Hasenzähne“
  • Schnarchen
  • Kopfschmerzen
  • Kiefergelenksschmerzen
  • Muskelverspannungen

Tiefbiss-Symptome: Verletzung von Gaumen und Zahnfleisch

Der Tiefbiss ist dadurch gekennzeichnet, dass die oberen Schneidezähne zu weit über die unteren ragen und diese bedecken. Sind die Schneidezähne zusätzlich nach innen gekippt, sprechen Zahnärzte und Kieferorthopäden von Deckbiss.

Tiefbiss-Symptome können sein:

  • Die unteren Schneidezähne verletzen den Gaumen.
  • Die oberen Schneidezähne verletzen das untere Zahnfleisch oder die unteren Zähne.
  • Kiefergelenksbeschwerden
  • Geweberückbildung

Vorbiss-Symptome: beeinträchtigter Zusammenbiss

Bei einem Vorbiss ist der Unterkiefer länger als der Oberkiefer. Das führt dazu, dass der Unterkiefer den Oberkiefer nach vorne überragt. Der Zusammenbiss der Zähne ist beeinträchtigt, da die unteren Schneidezähne über die oberen Schneidezähne beißen statt darauf.

 Vorbiss-Symptome können sein:

  • Probleme beim Abbeißen
  • Probleme beim Kauen
  • Erhöhtes Kariesrisiko aufgrund einer ungünstigen Mundatmung
  • Erkrankungen der Atemwege durch Mundatmung
  • Erhöhtes Verletzungsrisiko bei einem Sturz
  • Kiefergelenksbeschwerden
  • Beeinflussung der Gesichtsform

Engstand-Symptome: Zähne wachsen an falschen Stellen heraus

Von einem Engstand sprechen Zahnärzte und Kieferorthopäden, wenn im Mund nicht ausreichend Platz für die Zähne vorhanden ist, sich normal zu entwickeln.

Engstand-Symptome können sein:

  • Nicht vollständig herauswachsende Zähne
  • Schief oder gedreht herauswachsende Zähne
  • im Kiefer verbleibende Zähne (Retention)
  • vorvortretende Schneidezähne und/oder Eckzähne
  • erschwerte Mundhygiene und dadurch ein erhöhtes Kariesrisiko und Parodontitisrisiko
  • Schmerzen
  • Entzündungen des Zahnhalteapparates
  • Schäden an den Zahnwurzeln

Kreuzbiss-Symptome: Seitenzähne beißen nicht richtig aufeinander

Bei einem Kreuzbiss passen die Seitenzähne beim Beißen nicht korrekt aufeinander. Dies kann einseitig oder beidseitig der Fall sein. Die Zähne greifen nicht richtig ineinander – so treffen beispielsweise beim Kopfbiss die Höcker der Backenzähne im Ober- und Unterkiefer sowie die Kanten der Frontzähne auseinander.

Kreuzbiss-Symptome können sein:

  • Beeinträchtigung der Sprachentwicklung (Lispeln)
  • Beeinträchtigung der Kaufunktion
  • Starke Belastung der Zähne und dadurch frühzeitige Abnutzung
  • Verspannungen und Schmerzen der Kiefergelenke durch Belastung
  • Störungen im Wachstum von Ober- oder Unterkiefer

Offener Biss-Symptome: erhöhtes Kariesrisiko

Bei einem offenen Biss passen die Zähne von Ober- und Unterkiefer bei geschlossenem Mund nicht aufeinander. Es bleibt ein Spalt zwischen den Zähnen – meist zwischen den Schneidezähnen von Ober- und Unterkiefer.

Offener Biss-Symptome können sein:

  • erschwertes Abbeißen
  • beeinträchtige Sprachentwicklung (Lispeln)
  • erschwerter Lippenschluss
  • ungünstige Mundatmung (erhöhtes Karies- und Infektionsrisiko der Atemwege)
  • Kopfschmerzen
Bleiben Zahnlücken bestehen, kann es passieren, dass sich andere Zähne verschieben, es zu einem falschen Biss kommt, Verspannungen der Kiefermuskulatur auftreten, sich der Kieferknochen zurückbildet, es zum Zähneknirschen kommt und das Sprechvermögen beeinträchtigt ist. Zahnärzte raten daher, Zahnlücken zu schließen.
Entwickeln sich zu viele Zähne im Mund, können Zahnwurzeln und angrenzende Zähne aufgrund von Platzmangel Schaden nehmen. Die Zahnengstände erschweren die Mundhygiene, was zu Karies und Zahnfleischentzündung (Parodontitis) führen kann. Auch das Abbeißen und Kauen kann beeinträchtigt sein. Es können sich Asymmetrien entwickeln, etwa ein Kreuzbiss.
Oft stellt der Zahnarzt die Diagnose Fehlstellung und empfiehlt, einen Kieferorthopäden zur Behandlung aufzusuchen. Mit kieferorthopädischen Maßnahmen, wie dem Einsetzen einer festen Zahnspange oder dem Tragen einer losen Zahnspange lassen, sich viele Fehlstellungen gut behandeln. Reichen kieferorthopädische Maßnahmen nicht aus und liegt ein ausgeprägte Fehlstellung vor, kann eine chirurgische Maßnahme notwendig sein. Ob die gesetzliche Krankenkasse eine Korrektur bei Zahn- oder Kieferfehlstellung bezahlt, ist von der Einstufung in die kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG) abhängig. Sprechen Sie vor Behandlungsbeginn mit dem behandelnden Kieferchirurgen und Ihrer Krankenkasse, ob die Kosten ganz oder teilweise übernommen werden. Wichtig zu wissen: Bei der Behandlung von erwachsenen gesetzlich Versicherten besteht grundsätzlich kein Anspruch auf Kostenübernahme.

Quellen:

Wie funktioniert das Gebiss? Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen.

Zahn- und Kieferfehlstellungen. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Zahn- und Kieferfehlstellungen. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Häufige Fehlstellungen. Online-Information der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).

Dysgnathie / Fehlbiss. Online-Information des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD).

Ursachen von Zahn- und Kieferfehlstellungen. Online-Information der Kieferorthopädischen Praxis Dr. Peter Borg.

Kieferfehlstellungen und Zahnfehlstellungen. Dysgnathie. Online-Information des Universitäts Spital Zürich (USZ).

Parodontitis. Online-Information der Bundeszahnärztekammer (BZÄK).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?