Zahn- und Kieferfehlstellungen korrigieren: So behandelt der Kieferorthopäde
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Zahn- und Kieferfehlstellungen korrigieren: So behandelt der Kieferorthopäde

Möchte der Kieferorthopäde Zahn- und Kieferfehlstellungen behandeln, nutzt er in der Regel eine Zahnspange. Diese kann herausnehmbar oder fest sein. Die Behandlung mit einer Zahnspange soll den Ober- und den Unterkiefer in das richtige Verhältnis bringen und die Zähne begradigen. In der Regel dauert die Behandlung um die zwei Jahre. In manchen Fällen kommen Betroffene um einen kieferchirurgischen Eingriff nicht herum.

Wann müssen Zahn- und Kieferfehlstellungen korrigiert werden?

Bei kaum einem Menschen ist das Gebiss perfekt und die Zähne sitzen „in Reih´ und Glied“. In fast jedem Mund finden sich „kleine Schönheitsfehler“. Diese sind nicht behandlungsbedürftig, da sie das Sprechen und Kauen nicht einschränken. Manche entscheiden sich dennoch für eine Behandlung, wenn die schiefen Zähne optisch stören.

Wann empfehlen Kieferorthopäden eine Behandlung?

Kieferorthopäden sprechen dann eine Behandlungsempfehlung aus, wenn Zähne und Kiefer über ein bestimmtes Maß Abweichungen zeigen, etwa wenn die oberen Schneidezähne die unteren um mehr als drei Millimeter überragen oder wenn seitliche Zähne aneinander vorbeibeißen. Auch wenn die Fehlstellung zu Beschwerden beim Abbeißen, Kauen, Sprechen oder Atmen führt, ist eine kieferorthopädische Behandlung angezeigt.

Das gilt auch, wenn die Betroffenen aufgrund der Fehlstellung unter Schmerzen oder einer erschwerten Mundhygiene leiden oder ein erhöhtes Risiko für Folgebeschwerden haben, etwa eine verfrühte Kiefergelenkabnutzung. Üblicherweise beginnt eine kieferorthopädische Behandlung im Alter von etwa zehn bis zwölf Jahren.

Wichtig zu wissen: Bei Erwachsenen kann die Kieferform kieferorthopädisch nicht mehr beeinflusst werden, sondern nur die Zahnstellung.

Zahn- und Kieferfehlstellungen korrigieren: die Zahnspange

Eine Zahnspange ist besonders in jungen Jahren sehr wirkungsvoll, da Zähne und Kiefer noch in der Entwicklung sind und sich kieferorthopädisch gut korrigieren lassen. Es gibt verschiedene Zahnspangenarten. Herausnehmbare Zahnspangen können aus dem Mund genommen werden. Manche müssen nur nachts getragen werden. Festsitzende Zahnspangen hingegen werden auf die Zähne geklebt und verbleiben während der gesamten Behandlungsdauer im Mund. Der Kieferorthopäde klebt sogenannte Brackets – sie sehen aus wie winzige Würfel – auf die Zähne auf und spannt einen Draht hindurch. Durch das Festziehen des Drahtes oder durch die Verwendung verschiedener Drahtstärken können gezielt Zug und Druck auf die Zähne ausgeübt und diese so korrigiert werden.

Der Retainer: Hält die Zähne in der korrigierten Stellung

Oftmals wird mit einer losen Zahnspange „vorbehandelt“ und die Zahn- und Kieferbehandlung mit einer festen Zahnspange abgeschlossen. Anschließend wird in der Regel ein sogenannter Lingual-Retainer (Kleberetainer) (englisch to retain = halten, sichern) angebracht. Dieser Draht wird beispielsweise an die hinteren Schneidezähne geklebt, damit sich die korrigierten Zähne nicht wieder in ihre ursprüngliche Form schieben.

Zahnfehlstellungen korrigieren: die „Nachtspange“

Wer keinen festen Retainer haben möchte, hat oft die Möglichkeit, mit einer Nachtspange/ Nachtschiene die Zähne in der gewünschten Lage zu halten. Nachtspangen und Zahnschienen sind auch zur Zahnkorrektur bei Erwachsenen beliebt. Die durchsichtigen Zahnschienen, die auch tagsüber getragen werden können, heißen übrigens „Aligner“.

Wichtig zu wissen: Werden Zahnspangen oder Schienen zur Zahnkorrektur nur nachts getragen, dauert die Behandlung in der Regel länger als bei festen Zahnspangen, die 24 Stunden am Tag auf die Zähne einwirken.

Operativer Eingriff bei Zahn- und Kieferfehlstellungen

Sind die Fehlstellungen im Mund so ausgeprägt, dass eine Zahnspange nicht ausreichend korrigieren kann, empfehlen Ärzte oft einen kieferchirurgischen Eingriff, etwa bei bestimmten angeborenen Fehlstellungen wie einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Auch ein ausgeprägter Vorbiss sowie eine Behandlung des Überbisses im Erwachsenenalter kann einen kieferchirurgischen Eingriff notwendig machen. Bei einem Engstand, also Platzmangel im Mund, wird ebenfalls oft kieferchirurgisch behandelt. Das wohl bekannteste Beispiel ist das Herausoperieren der Weisheitszähne.

Wichtig: Suchen Sie vor einer kieferorthopädischen oder kieferchirurgischen Behandlung Ihre Krankenkasse auf und nehmen Sie den Behandlungsplan mit. Klären Sie, ob und in welchem Umfang die Kosten der Zahn- und Kieferbehandlung übernommen werden und welchen Anteil Sie selbst tragen müssen. So bleiben Ihnen unangenehme Überraschungen erspart.

In der Regel muss beim Kreuzbiss der Oberkiefer vergrößert werden, da ein zu schmaler Oberkiefer häufig der Grund für den Kreuzbiss ist. Je nach Art und Schwere des Kreuzbisses können folgende Behandlungen erforderlich sein: Herausnehmbare Zahnspangen, die in ihrer Breite verstellt werden können; feste Zahnspangen, welche die Zähne nach hinten verschieben oder nach vorne drücken; eine Gaumennahterweiterung, die über die Milchzähne im Oberkiefer zementiert und über Schrauben Stück für Stück verbreitert wird.
Bei Kindern mit einem Überbiss wird das Wachstum des Oberkiefers gehemmt beziehungsweise das Wachstum des Unterkiefers gefördert. Bei Erwachsenen mit einem Überbiss hingegen ist in vielen Fällen eine zusätzliche kieferchirurgische Therapie notwendig.
Bei Kindern mit einem Vorbiss kann der Kieferorthopäde das Wachstum des Unterkiefers hemmen und das Wachstum des Oberkiefers fördern. Reicht die kieferorthopädische Therapie nicht aus, um den Vorbiss zu korrigieren, wird eine kieferchirurgische Behandlung empfohlen, sobald das Kind ausgewachsen ist.

Quellen:

Wie funktioniert das Gebiss? Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen.

Zahn- und Kieferfehlstellungen. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Zahn- und Kieferfehlstellungen. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Wie sehen Zahn- und Kieferfehlstellungen aus? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Häufige Fehlstellungen. Online-Information der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).

Kieferorthopädische Behandlungen. Online-Information der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).

Dysgnathie / Fehlbiss. Online-Information des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD).

Die häufigsten Zahn- und Kieferfehlstellungen. Online-Information der Kieferorthopädischen Praxis Dr. Peter Borg.

Kieferfehlstellungen und Zahnfehlstellungen. Dysgnathie. Online-Information des Universitäts Spital Zürich (USZ).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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