Lose, fest, um den Kopf: Welche Zahnspangen gibt es?
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Lose, fest, um den Kopf: Welche Zahnspangen gibt es?

Es gibt verschiedene Zahnspangenarten. Die grobe Unterteilung in lose Zahnspangen und feste Zahnspangen kennen die meisten. Auch Bilder, bei denen Kinder eine Zahnspange um den Kopf tragen müssen, haben manche in Gedanken vor Augen, wenn sie an eine Zahnspange denken. Doch die Auswahl ist weit größer. Welche Zahnspangen gibt es? Die häufigsten Zahnspangenarten im Überblick.

In welchem Alter eine Zahnspange und warum?

Eine Zahnspange kommt dann zum Einsatz, wenn Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers korrigiert werden sollen. Eine Zahnspange wird von einem Kieferorthopäden angepasst. Oft ist es der Zahnarzt, der Zahn- und Kieferfehlstellungen feststellt und einen Besuch bei einem Kieferorthopäden empfiehlt. Meist findet die kieferorthopädische Behandlung im Alter zwischen 12 und 16 Jahren statt, manchmal bereits früher.

Die Behandlung in jungen Jahren hat den großen Vorteil, dass Kiefer und Zähne noch in der Entwicklung und daher gut zu korrigieren sind. So kann mit einer Spange – zum Beispiel mit Hilfe von Druck – der Kiefer in die Breite reguliert werden oder – durch Zug – die Zähne in die gewünschte Position gerückt werden. Eine Zahnspange bei Erwachsenen kann lediglich die Position der Zähne verändern, nicht mehr den Kiefer anpassen. Die Zahnspange, auch als medizinische Zahnregulierung bezeichnet, gehört zu den häufigsten kieferorthopädischen Behandlungen.

Welche Zahnspangenarten gibt es?

Kieferorthopäden unterteilen grob zwei Gruppen von Zahnspangen: lose und festsitzende. Innerhalb dieser beiden Zahnspangen-Gruppen gibt es verschiedene Zahnspangenarten, welche besondere therapeutische Zwecke erfüllen.

Festsitzende Zahnspangen: außenliegend und innenliegend

Bei den festsitzenden Zahnspangen wird die Spange fest an den Zähnen befestigt. Das kann auf der Zahnaußenseite (außenliegende Zahnspange) oder der Zahninnenseite (innenliegende Zahnspange) geschehen. Bei der innenliegenden Zahnspange (Lingualtechnik) sitzt die Spange also hinter den Zähnen. Da die feste Zahnspange dauerhaft im Mund verbleibt und durch das andauernde Tragen rasch Veränderungen erreicht werden, ist die Behandlung nach ein bis zwei Jahren meist abgeschlossen. Da die feste Zahnspange auch beim Essen im Mund verbleibt, ist eine gründliche Mundhygiene unverzichtbar, um Essensreste von den Brackets und dem Draht zu lösen.

Feste Zahnspange: So ist sie an den Zähnen befestigt

Damit die feste Spange hält, klebt der Kieferorthopäde Befestigungselemente, sogenannte Brackets, auf die zu behandelnden Zähne. Die Brackets erinnern optisch an winzige Würfel. Sie können aus Metall oder Keramik sein. An diese können Drähte unterschiedlicher Dicke befestigt werden, mit denen Zug auf die Zähne ausgeübt wird. So werden sie in die gewünschte Position bewegt.

Um ausreichend Zug aufbauen zu können, werden um die hinteren Backenzähne meist Metallbänder gelegt, zu denen der Drahtbogen geführt wird. Eine innenliegende Zahnspange hat den Vorteil, dass sie von außen nicht sichtbar ist. Sie ist bei Zahnkorrekturen im Erwachsenenalter daher beliebt. Allerdings kann es unangenehm sein, wenn die Zunge an die Brackets und den Draht stößt.

Wer eine Zahnspange bekommt, muss Eingewöhnungszeit einplanen. Für die Schleimhaut, die Zunge und die Zähne ist die Zahnspange ungewohnt. Es können Reizungen wie kleine Bläschen an der Zunge auftreten, ebenso Sprachprobleme wie leichtes Lispeln oder Piksen durch den Draht. Auch ist das Essen manchmal unangenehm, nachdem der Draht vom Kieferorthopäden fester gezogen wurde. Die Zähne bewegen sich und sind erst einmal empfindlich. Reibt oder pikt es stark, sollte nochmals der Kieferorthopäde oder die Kieferorthopädin aufgesucht werden. Dieser oder diese kann zum Beispiel festes Wachs mitgeben, das auf die reibenden Stellen aufgebracht wird.

Lose Zahnspangen: Träger kann die Zahnspange herausnehmen

Lose Zahnspangen können vom Träger bei Bedarf aus dem Mund genommen werden, etwa beim Essen. Dennoch sollten auch lose Zahnspangen so oft wie möglich getragen werden, um Erfolge zu erzielen. Kieferorthopäden empfehlen eine Tragedauer von 16 Stunden pro Tag. Bei der Nachtspange beispielsweise wird die Spange über Nacht getragen und tagsüber herausgenommen. Diese Art der Korrektur ist ebenfalls bei Erwachsenen geliebt. Mittlerweile gibt es auch Korrekturschienen, die durchsichtig und damit fast unsichtbar sind, sogenannte Aligner. Diese können tagsüber getragen werden und werden nur zum Essen aus dem Mund genommen.

Welche losen Zahnspangen gibt es?

Die Kieferorthopädie unterscheidet zwischen:

  • Aktive Platten: Die Kunststoffplatte ist der Form des Unter- und/oder Oberkiefers angepasst. Sie wird mit Hilfe von Drähten an den Zähnen festgeklemmt. In der Mitte ist ein kleines Stellrad. Mit einem Schlüssel können die Platten breiter gestellt werden – was Druck auf den Kiefer ausübt und die Form des Kiefers beeinflusst.
  • Funktionskieferorthopädische Apparaturen (FKO-Geräte): Diese Zahnspangenart soll neben der Zahnstellung und der Kieferform zusätzlich auch die Lage des Kiefers anpassen. Die FKO-Geräte bestehen ebenfalls aus medizinischem Kunststoff mit Metallklammern und werden in den Ober- und/oder Unterkiefer eingesetzt.
  • Aligner (Invisalignes System): Ist eine unsichtbare Zahnspange. Es handelt sich um durchsichtige Kunststoffschienen, die über die Zähne gestülpt werden und nachts und auch tagsüber getragen werden können. Zum Essen kann die Schiene herausgenommen werden. Ungefähr im 14-tägigen Rhythmus wechselt der Patient zu einer anderen Schiene. So werden die Zähne Stück für Stück korrigiert.
Zahnspange um den Kopf: Was ist ein Headgear?

Bei einem Headgear, auch Kopfzug genannt, handelt es sich um eine Außenspange. Der Headgear ist ein mit zementierten Metallringen an den Zähnen verankerter, herausnehmbarer Außenbogen. Der Headgear wird mit einem Nackenzug oder einer Kopfkappe verbunden, um Kraft auf den Oberkiefer und die oberen Zähne auszuüben. Ein Headgear ist eine „Zahnspange um den Kopf“. Über den Headgear können die Zähne nach hinten gezogen werden. Zugleich wird das Wachstum des Oberkiefers gehemmt. Optisch erschreckt ein Headgear viele. Die gute Nachricht ist: Oftmals muss er nur nachts oder nur wenige Stunden am Tag getragen werden.

Wann ist welche Zahnspange geeignet?

Welche Zahnspange der Kieferorthopäde zur Behandlung empfiehlt, ist abhängig von der diagnostizierten Zahn- und/oder Kieferfehlstellung. Auch persönliche Vorlieben, etwa eine dezente Optik, sollten berücksichtigt werden. Manchmal werden auch verschiedene Zahnspangen kombiniert, beispielsweise wird mit einer losen Zahnspange begonnen und mit einer festen Zahnspange abgeschlossen. Aligner zum Beispiel finden vor allem bei Erwachsenen Anwendung. Wer es im Jugendalter unauffälliger mag, kann – wenn die Behandlungsziele es zulassen – eine innenliegende Zahnspange wählen. In einem ausführlichen Beratungsgespräch wird der Behandlungsplan besprochen.

Wie viel kostet eine Zahnspange?

Was eine Zahnspange kostet, lässt sich nicht pauschal sagen. Die Kosten für eine Zahnspange sind unter anderem abhängig von der Zahn- und/oder Kieferfehlstellung, der Art der Zahnspange, der Dauer der Behandlung und ob weitere Zahnspangen angefertigt werden müssen. Wichtig ist, sich VOR Start der kieferorthopädischen Behandlung mit dem Kostenvoranschlag des Kieferorthopäden oder der Kieferorthopädin bei der Krankenkasse zu melden und einen Antrag auf Kostenübernahme zu stellen. Bestehen entsprechende Zusatzversicherungen, sollten diese berücksichtigt werden.

Zahnspange: Was zahlt die gesetzliche Krankenkasse?

Es sollte auf jeden Fall im Voraus geklärt werden, welche Kosten die Krankenkasse übernimmt und für welche Leistungen man selbst – in dem meist zweijährigen Behandlungszeitraum – aufkommen muss. Wichtig zu wissen: Die Zahnspangen-Behandlung bei Erwachsenen wird nur in Ausnahmefällen finanziell unterstützt. Ausnahme sind beispielsweise schwere Kieferanomalien, etwa bei angeborenen Missbildungen, knöchern bedingten Fehlbissen und verletzungsbedingten Kieferfehlstellungen.

Bei Kindern werden die Kosten in der Regel erstattet, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt: Für das erste Kind werden 80 Prozent, bei weiteren Kindern 90 Prozent der Behandlungskosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen, wenn die Fehlstellung den Indikationsgruppen 3 bis 5 entspricht. Die fehlenden 10 Prozent oder 20 Prozent werden bei erfolgreichem Abschluss der Behandlung erstattet. Für besondere Zusatzleistungen, die außerhalb des Leistungskatalogs liegen, müssen die Kosten selbst übernommen werden.

Was sind kieferorthopädische Indikationsgruppen (KIG)?

Der Kieferorthopäde muss vor Behandlungsbeginn die Kiefer- oder Zahnfehlstellungen beurteilen. Hierfür stehen ihm 5 Indikationsgruppen zur Verfügung. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten erst ab der Einstufung 3. Die Einstufung der Gebissfehlentwicklung erfolgt nach exakt messbaren Kriterien und wird von den Krankenkassen überprüft. In die Schweregrade 1 und 2 fallen leichte Fehlstellungen der Zähne. In die Schweregrade 3, 4 und 5 fallen gröbere Fehlstellungen wie Kreuz- oder Überbisse oder eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten nicht und besteht keine Zusatzversicherung, können im Rahmen der Behandlung Kosten von mehreren 1000 Euro entstehen.

Nach der Behandlung mit der Zahnspange wird häufig ein Retainer empfohlen (Retentionsphase). Der Zahn-Stabilisator hat seinen Namen aus dem Englischen: to retain = stabilisieren, festhalten. Bei einem Lingual-Retainer (Kleberetainer) handelt es sich um einen Draht, der mit einem speziellen Klebstoff dauerhaft hinter den Zähnen befestigt wird. So wird verhindert, dass sich die von der Zahnspange korrigierten Zähne wieder in ihre ursprüngliche Form schieben. Eine Alternative ist ein herausnehmbaren Platten-Retainer. Auch eine Kunststoffschiene für die Nacht kann angefertigt werden.
Die Kosten für einen Retainer liegen bei bis zu 500 Euro. Lose Retainer werden meist von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Feste Retainer hingegen sind normalerweise eine Privatleistung. Klären Sie vor Behandlungsbeginn ab, welche Kosten Ihre Krankenkasse übernimmt und welche Kosten Sie selbst übernehmen müssen.
Wer nach der Behandlung mit der Zahnspange auf einen Retainer verzichtet, muss damit rechnen, dass sich die Zähne wieder in ihre ursprüngliche Fehlstellung verschieben und das Tragen der Zahnspange umsonst war. Vor allem in den ersten zwei Jahren nach der aktiven kieferorthopädischen Behandlung ist das Risiko groß, dass die Zähne wieder schief werden. Wer den Erfolg der Zahnspange erhalten möchte, sollte sich für einen festen oder herausnehmbaren Retainer entscheiden.

Quellen:

Kieferorthopädische Indikationsgruppen (KIG). Online-Information der Poliklinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD).

Retainer: Stabilisierung der KFO-Behandlung. Online-Information der Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA).

Feste Spange, lose Klammer – welche Behandlungsformen gibt es? Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Festsitzende kieferorthopädische Geräte. Online-Information der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV).

Festsitzende oder herausnehmbare kieferorthopädische Apparatur? Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK).

Behandlung mit herausnehmbarer Zahnspange. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Behandlung mit festsitzender Zahnspange. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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