tafel mit kreide aufschrift hormone und chemischen verbindungen auf holztisch mit brille und stethoskop
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Ratgeber: Hormone

Ohne Hormone wären lebenswichtige Stoffwechselvorgänge im Körper nicht möglich. Hormone funktionieren wie Botschafter: Sie übermitteln wichtige Informationen zwischen Geweben und Organen. Die Botenstoffe regeln beispielsweise den Energiehaushalt, den Blutdruck und die Fortpflanzung. Gerät der Hormonspiegel aus dem Gleichgewicht, sind wichtige Informationswege gestört. Krankheiten können entstehen. Zu den bekanntesten Hormonen gehören Serotonin, Dopamin, Adrenalin, Testosteron und Östrogen. Doch es gibt noch viel mehr Hormone im Körper.

Was sind Hormone?

Hormone sind wichtige Signalgeber für den Körper: Die chemischen Botenstoffe übermitteln im Körper Informationen und steuern Körperfunktionen – darunter den Blutdruck, den Stoffwechsel, den Salz- und Wasserhaushalt sowie die für die Fortpflanzung notwendigen Sexualfunktionen. Hormone beeinflussen auch unsere Psyche und unser Verhalten. Damit alle Körpervorgänge richtig funktionieren, benötigt der Körper die richtige Menge an Hormonen.

Welche Aufgaben haben Hormone im Körper?

Bestimmte Reize sorgen dafür, dass Hormone ausgeschüttet werden. Bekommt der Körper Zucker zugeführt, wird die Bauchspeicheldrüse aktiv und schüttet Insulin aus. Sind wir einer stressigen Situation ausgesetzt, wird das Stresshormon Adrenalin ins Blut abgegeben. Wir werden wachsamer, das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, wir schwitzen. Wird es dunkel, bildet der Körper vermehrt das Schlafhormon Melatonin – wir werden müde. Dass Frauen in der fruchtbaren Phase des Zyklus verstärkt Lust auf Sex empfinden, ist ebenfalls durch Hormone gesteuert. Östrogen und Testosteron spielen hierbei eine Rolle. Dies sind nur einige wenige Beispiele für den enormen Einfluss, den Hormone haben.

Wie wirken Hormone?

Hormone funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Sie wirken nicht überall im Körper. Bestimmte Hormone übernehmen ganz bestimmte Aufgaben. Über bestimmte Rezeptoren geben Hormone Informationen an die Zellen weiter. Um nochmal auf das Beispiel Insulin zurückzukommen: Gelangt Zucker in den Körper, steigt der Blutzuckerspiegel. Um den Zucker aus dem Blut zu schleusen, wird Insulin aktiv. Es wandert wie ein Schlüssel an die Zellen und „schließt“ diese auf, damit sie Zucker aufnehmen können.

Bei der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus Typ 2 spielen meist drei Mechanismen zusammen: eine Insulinresistenz, ein Mangel an Darmhormonen und eine erschöpfte Bauchspeicheldrüse. Bei einer Insulinresistenz werden die Zellen zunehmend unempfindlicher gegenüber Insulin. Das Hormon kann die Zellen nicht mehr ohne weiteres aufschließen und die Blutzuckerwerte im Blut steigen. Eine weitere Einflussgröße für die Zuckerkrankheit ist ein Mangel des Darmhormons GLP-1 (glucagon-like peptide-1), das normalerweise dafür sorgt, dass die Insulinausschüttung angeregt wird. Als dritter Faktor kommt eine überforderte Bauchspeicheldrüse hinzu. Ermüdet das Organ irgendwann, etwa aufgrund einer langjährigen ungesunden Ernährung oder genetischen Einflüssen, kann es nicht mehr in ausreichender Menge Insulin bilden.

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Wo werden Hormone gebildet?

Hormone werden nicht nur in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Im Körper befinden sich eine Vielzahl verschiedener Hormondrüsen, welche Hormone herstellen. Wichtige Hormondrüsen – neben der Bauchspeicheldrüse – sind die Schilddrüse, die Nebennieren, die Eierstöcke und die Hoden. Auch das Gehirn ist eine Hormon-Produktionsstätte: Im Hypothalamus und in der Hypophyse werden Steuerhormone produziert, welche die Bildung von Hormonen in anderen Drüsen anregen. Das Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) beispielsweise wird in der Hirnanhangdrüse, der Hypophyse, produziert und stimuliert die Schilddrüse dahingehend, die Schilddrüsenhormone T3 und T4 zu bilden.

Was beeinflusst den Hormonspiegel?

Das Zusammenspiel von Hormonen und Körperzellen ist störanfällig. Verschiedenste Einflüsse können den Hormonspiegel verändern und ein Zuviel an Hormonen begünstigen oder einen Mangel fördern. Dazu gehören unter anderem das Alter, genetische Faktoren, bestimmte Erkrankungen, Medikamente, Schlafmangel, Stress, Umweltgifte, eine falsche Ernährung sowie giftige Substanzen wie Nikotin und Alkohol.

Beispiel Schlafmangel: Viele stellen fest, dass sie tagsüber verstärkt Heißhunger bekommen, wenn sie zu wenig schlafen. Das kann auf einen erhöhten Ghrelinspiegel zurückzuführen sein, wie Forschungen vermuten lassen. Ghrelin ist ein Hormon, welches den Appetit anregt – und kann bei Schlafmangel verstärkt ausgeschüttet werden. Schlafmangel kann, so die Vermutung von Forschern, langfristig daher Übergewicht begünstigen. Auch die Insulinproduktion gerät bei zu wenig Schlaf aus dem Gleichgewicht. Langfristig erhöht sich das Diabetes-Risiko. Ebenso ist unter Schlafmangel die Produktion an Stresshormonen erhöht, beispielsweise Kortisol. Herzfrequenz und Blutdruck nehmen zu. Eine anhaltend erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

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Hormonmangel oder -überschuss: Wann machen Hormone krank?

Sind wir gesund, nehmen wir die Arbeit der Hormone nicht wahr. Sie verrichten unbemerkt alle notwendigen Aufgaben, damit die Körperfunktionen aufrechterhalten werden können. Aufmerksam werden wir dann, wenn der Hormonspiegel aus dem Gleichgewicht gerät, etwa ein Hormonmangel vorliegt oder zu viele Hormone gebildet werden. Dann treten Beschwerden auf. Ein Beispiel für eine Überproduktion von Hormonen ist die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Hierbei produziert der Körper zu große Mengen der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Häufige Beschwerden sind Gewichtsabnahme, vermehrtes Schwitzen, Herzrasen, Bluthochdruck, Schlafstörungen und Durchfall.

Ein Beispiel für einen Hormonmangel ist eine Schilddrüsenunterfunktion, Hypothyreose genannt. Diese zeigt sich unter anderem durch folgende Symptome:

  • Müdigkeit
  • körperliche Schwäche
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Depression
  • Kurzatmigkeit
  • trockene Haut
  • Haarausfall
  • Gewichtszunahme
  • Verstopfung
  • Zyklusstörungen
  • Erektionsstörungen
  • Frieren
  • Muskel- und Gelenkschmerzen

Ein weiteres Beispiel für einen Hormonmangel sind die Wechseljahre der Frau. In der Phase in der Lebensmitte sinkt der Östrogenspiegel bei Frauen immer mehr ab und kommt mit der Menopause, also der letzten Regelblutung, schließlich ganz zum Erliegen. Die zunehmend geringer werdende Östrogenproduktion nehmen viele Frauen durch Symptome wie Schweißausbrüche, Hitzewallungen, Zyklusstörungen, Schlafprobleme und Verstimmungen wahr.

Lesetipp: Haarausfall bei Frauen: Wechseljahre spielen oft eine Rolle.

Kann ich meinen Hormonspiegel beeinflussen?

Den Hormonspiegel hin zu einem möglichst gesunden und funktionierenden Hormonsystem zu beeinflussen, ist bis zu einem gewissen Maß mit einem gesunden Lebensstil möglich, etwa durch:

  • ausreichend Schlaf
  • regelmäßige Bewegung
  • gesunde und ausgewogene Ernährung
  • Normalgewicht
  • der Verzicht auf schädigende Substanzen, etwa Nikotin und Alkohol

Ist die Hormonbildung aufgrund bestimmter Erkrankungen gestört, ist eine medizinische Unterstützung notwendig. So kann der Arzt bei einer kranken Schilddrüse Schilddrüsenhormone verschreiben oder bei stark ausgeprägten Wechseljahresbeschwerden über die Möglichkeiten einer Hormontherapie informieren.

Hormonspiegel aus der Balance? Diese Ärzte helfen

Wer den Verdacht hat, dass bestimmte Symptome mit einem Ungleichgewicht im Hormonhaushalt in Zusammenhang stehen, kann sich im ersten Schritt an den Hausarzt oder die Hausärztin wenden. Dieser beziehungsweise diese kann nach verschiedenen Untersuchungen bei Bedarf an einen Facharzt überweisen, etwa einen Endokrinologen, der unter anderem Schilddrüsenerkrankungen behandelt. Bei Wechseljahresbeschwerden ist der Gynäkologe der richtige Kontakt, bei Erektionsstörungen ein Urologe oder Androloge. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse begleiten oft der Hausarzt und ein Diabetologe. Bei Verdacht auf eine Depression sollten sich Betroffene an einen Psychiater oder Neurologen wenden.

Erfahren Sie im Ratgeber „Hormone“ der Gelben Seiten,

welche Hormone es gibt,

welche Aufgaben Hormone übernehmen,

wann Hormone krank machen können

und was bei hormonellen Erkrankungen hilft.

Quellen:

gesundheitsinformation.de.: „Welche Aufgaben haben die Hormone?“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de.: „Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

stiftung-gesundheitswissen.de: „Das Hormonsystem – der Postdienst des Körpers“. Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen

neurologen-und-psychiater-im-netz.de: „Ursachen einer Depression“. Online-Information der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland

geo.de: „Warum Schlaflosigkeit auf Dauer so gefährlich ist“. Online-Information von GEO.

dzd-ev.de: „Ursachen des Diabetes“. Online-Information des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).

internisten-im-netz.de: „Hormone & Stoffwechsel“. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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