Um die Diagnose Polyzystisches Ovarialsyndrom (auch Polyzystisches Ovarsyndrom, PCOS oder PCO-Syndrom) stellen zu können, sind einige Untersuchungen notwendig. So ist der Ultraschall für die PCOS-Diagnose unverzichtbar. Doch nicht immer ist ein PCOS-Ultraschall aussagekräftig genug.
PCOS-Diagnose: Symptome, die den Arzt aufmerksam machen
Unregelmäßige und fehlende Monatsblutung, ungewollte
Kinderlosigkeit, verstärkter Haarwuchs am Körper, Haarausfall auf dem Kopf und
Akne: Suchen Frauen mit diesen Symptomen einen Frauenarzt auf, ist es möglich,
dass dieser nach eingehender Untersuchung die Diagnose PCOS stellt.
Was ist Hyperandrogenismus?
Der Begriff Hyperandrogenismus beschreibt im Zusammenhang mit PCOS eine „Vermännlichung“ (Virilisierung) des weiblichen Körpers. Unter Hyperandrogenismus werden folgende Symptome zusammengefasst:
Hirsutismus – vermehrte Körperbehaarung an Kinn, Brust, Rücken, sowie an den Beinen
Seborrhö – vermehrte Fettbildung (Talgbildung)
Akne – unreine Haut verursacht durch zu viele männliche Hormone
Androgenetische Alopezie – Haarausfall am Kopf (bekannt als kreisrunder Haarausfall)
PCOS: Ultraschall zeigt meist Eibläschen-Ansammlung
Bei etwa 70 Prozent der betroffenen Frauen findet der
Gynäkologe im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) der Eierstöcke (Ovarien)
eine vermehrte Bildung unreifer Eibläschen (Follikel). Da diese optisch an
winzige Zysten erinnern, wird die Hormon- und Stoffwechselkrankheit als
Polyzystisches Ovarialsyndrom bezeichnet. Wichtig: Bei PCOS handelt es sich
nicht um „klassische“ Zysten oder gar Tumoren an den Eierstöcken, sondern um
unreife Eizellen.
PCOS und PCO – ein Unterschied?
Spricht der Gynäkologe von PCO, beschreibt er eine vermehrte Ansammlung kleiner Eibläschen im Eierstock. Der Begriff PCO-Syndrom beziehungsweise Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) umfasst zusätzlich das Vorhandensein einer zu hohen Menge männlicher Sexualhormone sowie eine unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation.
Blutbild gibt Hinweise auf PCOS
Bei etwa 30 Prozent der von PCOS betroffenen Frauen sind
keine Auffälligkeiten an den Eierstöcken erkennbar. Daher gibt es weitere
Untersuchungen, welche für die PCOS-Diagnose herangezogen werden können. Eine
davon ist die Kontrolle des Blutbildes. Beispielsweise wird die Menge
männlicher Hormone (Testosteron, Androstendion, DHEA, DHEAS) und weiblicher
Hormone (Östradiol, Progesteron) ermittelt. Zu viele männliche Hormone deuten
auf ein PCO-Syndrom hin.
PCOS-Diagnose: Was die Blutzuckerwerte verraten
Auch zu hohe Blutzuckerwerte deuten auf ein Polyzystisches
Ovarsyndrom hin. Eine Insulinresistenz ist ein häufiger Begleiter des
PCO-Syndroms. Mindestens 60 Prozent der von PCOS betroffenen Frauen weisen eine
Insulinresistenz auf. Der Test auf Insulinresistenz, der sogenannte orale
Glukosetoleranztest (OGTT-Test), ist somit ein wichtiger
Untersuchungsschritt für die Diagnose PCOS und für das Erkennen einer
Glukosetoleranzstörung unverzichtbar.
Eine Insulinresistenz beziehungsweise eine Diabetes-Vorstufe
oder ein Diabetes mellitus Typ 2 hat vielfältige Auswirkungen auf das
Krankheitsbild des PCO-Syndroms. Es fördert unter anderem die Bildung
männlicher Geschlechtshormone und verstärkt so die Hyperandrogenämie
(„Vermännlichung“/ Virilismus). Wird die Insulinresistenz behandelt, verbessern
sich auch die PCOS-Symptome.
Übergewicht ist im Zusammenhang mit den anfangs genannten
Symptomen ebenfalls ein Indikator für ein möglicherweise vorliegendes
Polyzystisches Ovarialsyndrom. Deutlich mehr als die Hälfte der Frauen mit
PCO-Syndrom sind übergewichtig oder fettleibig (adipös). Übergewicht bei PCOS
hat verschiedene Ursachen. Zum einen begünstigt das Zuviel an männlichen
Sexualhormonen die Speicherung von Fettgewebe im Körper. Zum anderen wirkt sich
eine PCOS-begleitende Insulinresistenz auf das Gewicht aus: Insulin führt unter
anderem zu einer vermehrten Fettspeicherung – und regt auch die
Testosteronbildung an.
Fettleibigkeit bildet zusammen mit erhöhten
Blutzuckerwerten, erhöhten Blutfettwerten und Bluthochdruck das Krankheitsbild
„Metabolisches Syndrom“. Etwa ein Drittel der PCOS-Patientinnen in Alter von 30
Jahren weisen ein Metabolisches Syndrom auf.
Was ist Insulin?
Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und die Körperzellen „aufschließt“, damit Zucker aufgenommen werden kann. Liegt eine Insulinresistenz vor, reagieren die Körperzellen nicht mehr sensibel genug auf diesen „Hormon-Schlüssel“. Es verbleibt vermehrt Zucker im Blut. Das wiederum hat zur Folge, dass die Bauchspeicheldrüse noch mehr Insulin produziert. Die Mischung aus zu hohen Blutzuckerwerten und zu viel Insulin im Körper begünstigt Übergewicht, erhöht das Diabetes-Risiko und regt die Testosteronbildung an.
Drei Fragen zur PCOS-Diagnose
Haben Sie den Verdacht, dass bei Ihnen ein PCO-Syndrom vorliegt, können Sie einen Gynäkologen oder einen Frauenarzt mit Schwerpunkt Endokrinologie aufsuchen. Diese können Sie für die PCOS-Diagnose bei Bedarf an spezielle PCOS-Zentren weiterleiten. Auch viele Endokrinologen, Dermatologen und Reproduktionsmediziner sind mit PCOS vertraut. Fragen Sie bei dem Mediziner Ihrer Wahl nach.
Einen speziellen Test für die PCOS-Diagnose gibt es nicht. Es werden in der Regel verschiedene Tests miteinander kombiniert, um die Diagnose PCOS sicher zu stellen und andere Erkrankungen ausschließen zu können. Dazu gehören neben dem PCOS-Ultraschall ein Bluttest, ein Blutzuckertest sowie die Ermittlung verschiedener Hormonwerte.
Beim oralen Glukosetoleranztest, kurz OGTT, kann eine Insulinresistenz, beziehungsweise eine Diabetes-Vorstufe oder ein Diabetes mellitus Typ 2 diagnostiziert werden. Der Test wird bei Verdacht auf PCOS durchgeführt, da etwa 60 Prozent aller Frauen mit PCOS insulinresistent sind. Beim OGTT trinkt die Patientin eine zuvor festgelegte Menge Glukose, die in Wasser gelöst ist. Vor dem Trinken und zwei Stunden danach wird Blut abgenommen und der Blutzucker gemessen. Wie die Deutsche Diabetes Hilfe mitteilt, liegt bei einem erhöhten Nüchternblutzucker (zwischen 100-125 mg/dl oder 5,6-6,9 mmol/l) eine abnorme Nüchternglukose als Diabetesvorstufe vor. Bei einem zu hohen Glukosewert nach zwei Stunden (140-199 mg/dl oder 7,8-11,0 mmol/l) liegt eine gestörte Glukosetoleranz vor. Beides stellt eine Vorstufe des Diabetes mellitus (Prädiabetes) dar. Bei höheren Werten besteht ein Diabetes mellitus.
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.