Im Volksmund werden solche Menschen als Hypochonder bezeichnet, die beständig Angst vor Krankheiten haben und auch wegen vermeintlicher Nichtigkeiten Ärzte aufsuchen. Tatsächlich kann es sich aber um ein durchaus ernst zu nehmendes Leiden handeln, das Betroffene sehr belasten kann. In der Folge lesen Sie, was eine Hypochondrie ist und welche Ursachen sowie Therapiemethoden es gibt.
Bei einer Hypochondrie handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die entweder den somatoformen Störungen oder den Zwangserkrankungen zugerechnet wird. Sie kann jedoch auch als Symptom anderer psychischer Probleme auftreten (sekundäre Hypochondrie). Zu diesen Erkrankungen zählen psychotische Störungen, Angststörungen und Depressionen. Dabei ist zu beachten, dass nicht jede Person, die überdurchschnittlich viel Angst vor Erkrankungen hat oder sich selbst genau beobachtet, unter klinischer Hypochondrie leidet. Sorgen dieser Art kommen zeitweilig auch bei gesunden Personen vor. Besonders häufig wird das Phänomen der Symptomverstärkung oder das Auftreten neuer Symptome nach dem Lesen von Beipackzetteln oder der Suche nach Erkrankungen im Internet beobachtet.
Wie häufig kommt Hypochondrie vor?
Die Häufigkeit von Hypochondrie lässt sich aufgrund der schwierigen Erfassung und der Grauzone zwischen Erkrankung und stark ausgeprägter Gesundheitsfürsorge schwer beurteilen. Es wird davon ausgegangen, dass sechs Prozent der deutschen Bevölkerung eine zumindest verstärkte Krankheitsangst aufweisen. Etwa ein Prozent wird einer echten Hypochondrie zugeordnet, bei lediglich 0,05 Prozent liegt die schwerste Form vor, der sogenannte hypochondrische Wahn.
Welche Ursachen hat Hypochondrie?
Hypochondrie hat keine eindeutig definierte Ursache. Es gibt jedoch eine Reihe von Faktoren, die die Entstehung der Krankheit begünstigen. Generell scheinen von vorneherein ängstliche, stark selbstbeobachtende und für Krankheiten sensible Menschen anfälliger für die Entwicklung einer Hypochondrie zu sein. Die durch Betroffene beobachteten Symptome liegen gewöhnlich tatsächlich vor. Sie werden allerdings deutlich überinterpretiert und als Hinweise auf eine schwere Krankheit gewertet. Hinzu kommt die extreme Sensibilität gegenüber selbst kleinsten Körpersignalen. Häufig werden auch ein schlechtes Selbstbewusstsein und die grundsätzliche Annahme einer Krankheitsanfälligkeit beobachtet. Hinzu kommt nicht selten das Bedürfnis nach Hilfe und Aufmerksamkeit sowie eine eher depressive oder narzisstische Natur. In einigen Fällen richtet sich die Angst auf eine Krankheit aus, die Betroffene mit traumatischen Kindheitserlebnissen verbinden - beispielsweise auf Hautkrebs nach einem frühen Hautkrebstod des Vaters.
Welche Symptome bestehen bei Hypochondrie?
Bei der Hypochondrie können unterschiedliche Schwerpunkte auftreten. Ein Teil der Betroffenen leidet in erster Linie unter nicht erklärbaren Symptomen. Bei anderen steht vor allem die panische Angst vor der Krankheit an sich im Vordergrund. In den meisten Fällen geht beides mit einer starken Beschäftigung und Beobachtung des eigenen Körpers und der wahrgenommenen Symptome einher. Diese werden auf die Diagnose gemünzt, die der Betroffene annimmt. Die meisten Erkrankten suchen häufig Ärzte auf, um sich ihrer Gesundheit beziehungsweise Krankheit zu versichern. Ob eine Bestätigung der eigenen Gesundheit jedoch hilfreich ist, ist sehr unterschiedlich. Je nach Schwere der Hypochondrie hilft der Zuspruch des Arztes zeitweise.
Häufig nehmen Betroffene allerdings an, dass der Arzt die Krankheit übersehen oder einen anderen Fehler gemacht hat und vereinbaren immer neue Termine. Problematisch kann es auch sein, wenn der Arzt die vermeintliche Krankheit behandelt: Oft kommen Nebenwirkungen oder zusätzliche Symptome hinzu, es ist auch möglich, dass sich Betroffene auf eine neue Erkrankung fixieren. Eine andere Gruppe Betroffener vermeidet Arztbesuche und wagt sich teilweise nicht einmal in räumliche Nähe zu Friedhöfen oder Kliniken. Hier herrscht die Überzeugung vor, bereits unter einer unheilbaren Erkrankung zu leiden und eine Bestätigung für diese Befürchtung zu erhalten.
Welche Behandlungsmöglichkeiten existieren?
Eine Behandlung der Hypochondrie erfolgt gewöhnlich durch eine Verhaltenstherapie - die kognitiv-behaviorale Therapie. Dabei sollen sowohl Denkstrukturen als auch Verhalten des Patienten soweit beeinflusst werden, dass sich das Verhältnis zum eigenen Körper, Erkrankungen und Ärzten normalisiert. Besonders wichtig ist dabei die Veränderung der zugrunde liegenden Überzeugung: Körperliche Anzeichen generell als Symptome schwerer Erkrankungen zu erachten. In diesem Rahmen werden auch alternative Erklärungen erarbeitet, die sich mit der Körperwahrnehmung des Patienten decken.
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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Angstzustände bekämpfen: Keine Angst vor der Angst