Sicherer Schulweg: Wann können Kinder allein zur Schule gehen?
Tschüß Mama! Schulkinder auf dem Weg in die Selbstständigkeit
Zur Einschulung ist noch alles neu und ungewohnt und Kinder sind meist dankbar, ihre Eltern in dieser aufregenden Zeit an ihrer Seite zu haben. Ganz klar: Mit dem Schulanfang macht Ihr Kind einen Riesenschritt in Sachen Selbstständigkeit. Und sobald sich die erste Aufregung gelegt hat, beginnt Ihr “großes” Schulkind in der Regel, seine neu gewonnene Unabhängigkeit zu genießen. Dann ist es meist nur noch eine Frage der Zeit, bis es seinen Schulweg ohne elterliche Begleitung zurücklegen möchte.
Bei Eltern sorgt dieser Wunsch oft eher für Sorgenfalten als für Stolz. Darf man einen Erstklässler tatsächlich schon allein zur Schule gehen lassen?
Rein rechtlich gesehen spricht grundsätzlich nichts dagegen, dass Erstklässler alleine zur Schule gehen. Vorausgesetzt natürlich, es verfügt über die entsprechende Reife und Umsicht, sich allein im Straßenverkehr zu bewegen. Ist die gegeben, müssen Eltern keine Verletzung ihrer Aufsichtspflicht befürchten, wenn sie das Kind den Schulweg allein bestreiten lassen.
Es gibt keine gesetzliche Vorgabe, ab welchem Alter Kinder den Schulweg allein gehen dürfen. Nachvollziehbar, da sich nicht alle Kinder im gleichen Tempo entwickeln und Schulweg auch nicht gleich Schulweg ist. Entscheidend ist, ob Sie ihm zutrauen, dass es die Strecke problemlos zurücklegen kann. Um das beurteilen zu können, hilft es, Ihr Kind außerhalb seines gewohnten Umfeldes genau zu beobachten:
- Wie verhält es sich im Straßenverkehr? Ist es aufmerksam und achtet auf andere Verkehrsteilnehmer? Oder ist es noch zu verträumt oder schnell abzulenken? Ist es sich der Gefahren, die der Straßenverkehr birgt, bewusst oder würde es spontan loslaufen, wenn ein Freund auf der anderen Straßenseite steht?
- Wie verhält es sich in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf großen, vollen öffentlichen Plätzen, beispielsweise im Einkaufszentrum? Ist es unsicher?
- Wie reagiert Ihr Kind auf fremde Menschen? Tritt es selbstbewusst auf oder ist es ängstlich und unsicher?
- Hält es sich an Absprachen? Können Sie davon ausgehen, dass es sich an den vorgegebenen Weg hält?
Entscheidend ist natürlich auch, wie fordernd der Schulweg ist. Es macht einen Unterschied, ob Ihr Kind zur Schule nur ein, zwei wenig befahrene Straßen im Wohngebiet entlang laufen muss oder Hauptverkehrsstraßen kreuzen muss
Sicheren Schulweg finden und üben
Ein sicherer Schulweg ist nicht zwingend der kürzeste Weg. Suchen Sie einen Weg aus, der mit möglichst wenig Straßenüberquerungen auskommt. Wenn möglich, wählen Sie einen Weg, auf dem die Straße immer an einer Ampel überquert werden kann. Versuchen Sie Hauptverkehrsstraßen zu vermeiden. Muss ihr Kind öffentliche Verkehrsmittel für den Weg zur Schule nutzen, suchen Sie nach Verbindungen, bei denen es möglichst wenig umsteigen muss.
Üben Sie den Schulweg gemeinsam mit Ihrem Kind und erklären Sie ihm an kritischen Stellen genau, worauf es ankommt:
- Bei jeder Straßenüberquerung links-rechts-links schauen, auch an Ampeln und Zebrastreifen.
- Am Zebrastreifen nicht einfach loslaufen, sondern warten, bis heranfahrende Autos halten und Blickkontakt mit dem Fahrer suchen.
- Erklären, dass abbiegende Autos an der Ampel möglicherweise gleichzeitig grün haben.
- Auch auf Radfahrer achten.
- Wenn es weder Ampel noch Zebrastreifen gibt: Straßen nicht direkt an Kreuzungen überqueren, sondern ein Stück entfernt davon.
- Grundsätzlich: Augen auf den Weg, nicht in die Luft.
Außerdem kann es sinnvoll sein, gemeinsam auch die Gegend um den Schulweg herum zu erkunden. So kann sich Ihr Kind besser orientieren und wird nicht panisch, wenn es sich einmal verläuft. Von weitem sichtbare Fixpunkte wie Kirchen oder große Gebäude können hilfreich sein.
Auch wenn das “große” Schulkind den Weg lieber heute als morgen alleine bestreiten möchte, sollten Sie schrittweise vorgehen. Fangen Sie beispielsweise damit an, dass Sie Ihrem Kind die Führung überlassen. Es erfüllt ABC-Schützen mit Stolz, Mama oder Papa zu ihrer Schule zu führen. Im nächsten Schritt lassen Sie Ihr Kind das letzte Stück alleine gehen. Dieses Teilstück kann nach und nach immer länger werden. Sollten Sie unsicher sein, ob Ihr Kind alleine zurechtkommt, können Sie es bei den ersten Versuchen aus gebührendem Abstand beobachten.
Wichtig beim Schulweg üben: Üben Sie zu der Uhrzeit, zu der das Kind den Weg im Alltag bewältigen muss. Eine Straße, die nachmittags wenig befahren ist, kann morgens zu Schulbeginn aufgrund des Berufsverkehrs für Kinder ganz anders aussehen. Sinnvoll ist es, das Kind von Zeit zu Zeit auf seinem Weg zu begleiten, um zu überprüfen, ob die Regeln nicht in Vergessenheit geraten sind.
Praktische Tipps für einen sicheren Schulweg
Ein paar einfache Maßnahmen können dafür sorgen, dass der Schulweg deutlich sicherer wird:
- Geben Sie Ihrem Kind ein Handy mit auf den Weg und üben Sie, wie es Sie in Notfällen erreichen kann.
- Achten Sie vor allem in der dunklen Jahreszeit darauf, dass Ihr Kind gut sichtbar ist. Kleidung in leuchtenden Farben mit reflektierenden Elementen und zusätzliche Reflektoren an der Schultasche sorgen dafür, dass Kinder besser gesehen werden.
- Sorgen Sie dafür, dass das Kind Ihre Kontaktdaten dabei hat.
- Seien Sie sich Ihrer Vorbildfunktion bewusst und halten Sie sich selbst an die Regeln, die Sie für Ihr Kind aufgestellt haben.