Tourette-Syndrom: Ursachen und Symptome der Tic-Störung
Was ist Tourette?
Das Tourette-Syndrom beschreibt eine chronische, neurologisch-psychiatrische Erkrankung, die von kaum kontrollierbaren Tics gekennzeichnet ist. Die genetische Neigung zur Entwicklung dieser Krankheit ist vererbbar, doch auch Umwelteinflüsse kommen als Ursache für Tourette infrage. Jungen sind viermal häufiger betroffen als Mädchen. Eine Therapie ist nicht immer notwendig und abhängig davon, wie stark die Krankheit das Leben beeinflusst.
Symptome von Tourette: Was sind Tics?
Tics sind unwillkürliche Handlungen, die meist anfallsartig auftreten und die die Betroffenen in der Regel nicht kontrollieren können. Wenn Patienten mit Tic-Störungen es schaffen, ihre Tics zeitweise zu unterdrücken, brechen sie später umso stärker hervor. Unterschieden werden verschiedene Arten von Tics:
• einfache Tics • komplexe Tics
sowie
• motorische Tics • vokale Tics
Motorische Tics sind Bewegungen und können von einfachen Handlungen wie Zwinkern oder Kopfzucken bis zu komplexen Abläufen wie Körperverdrehungen reichen.
Auch bei vokalen Tics gibt es die ganze Bandbreite von Lautäußerungen, die vom einfachen Räuspern über Tiergeräusche bis hin zu komplexen Sätzen reichen können.
Tics haben keinen inhaltlichen Bezug zur Situation. Das ist besonders wichtig zu bedenken, wenn Menschen mit Tourette-Syndrom obszöne Gesten machen (Kopropraxie) oder in Beschimpfungen ausbrechen (Koprolalie). Diese Art von Tics steht zwar als Stereotyp für die Krankheit, tritt aber in der Realität nur bei rund 20 bis 30 Prozent der Patienten auf.
Andere Störungen als Begleitsymptome
Etwa 90 Prozent aller Tourette-Patienten leiden neben den Tics noch an anderen Störungen, vor allem:
• ADHS • Lernstörungen • Schlafstörungen • Zwangsstörungen • soziale Störungen • Angststörungen • Depression
Diagnosekriterien
Um die Diagnose Tourette-Syndrom stellen zu können, müssen zunächst andere Ursachen für die Ticks ausgeschlossen werden. Außerdem müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
• mindestens ein vokaler Tic • mindestens zwei motorische Tics • Tics seit mehr als einem Jahr oder fast täglich • Einsetzen der Ticks vor dem 21. Lebensjahr
Die Stärke der Tics ist für die Diagnose nicht wichtig. Spezielle psychiatrische Tests oder Laboruntersuchungen gibt es für das Tourette-Syndrom bisher nicht; unter anderem, weil die genauen Ursachen noch nicht klar genug sind.
Ursachen für Tourette-Syndrom: Neurotransmitter
Neurotransmitter sorgen für den Informationsaustausch zwischen Körper und Gehirn. Ist der körpereigene Haushalt dieser Botenstoffe nicht im Gleichgewicht, kommt es zu Fehlübertragungen, die zum Beispiel in Tics resultieren können: Weil die Filterfunktionen im Gehirn nicht mehr greifen, wird jeder Impuls automatisch in eine Handlung umgesetzt.
Bei den meisten Patienten mit Tourette-Syndrom ist vermutliche eine Störung des Dopaminlevels die Ursache für die Erkrankungen. Zusätzlich gibt es auch funktionsstörende Wechselwirkungen mit anderen Botenstoffen wie Serotonin, Noradrenalin, Glutamin und Opioiden. Außerdem stellten Forscher fest, dass an Tourette erkrankte Personen tendenziell mehr Rezeptoren für Dopamin haben als Menschen ohne Tourette.
Ursachen für Tourette-Syndrom: Infektionen
Auch Bakterien können eine Infektion im Gehirn auslösen, die in einigen Fällen das Tourette-Syndrom hervorruft. Bei Scharlach etwa wird dieser Entstehungsweg vermutet. Der Körper bildet Antikörper gegen die Infektionskrankheit. Diese Antikörper greifen dann im Gehirn die grauen Zellen an, die für Impulssteuerung und Bewegungsabläufe zuständig sind.
Verlauf des Tourette-Syndroms bei Kindern und Erwachsenen
Viele Kinder haben im Laufe ihrer Entwicklung zeitweilig Tics. Bedenklich wird das erst, wenn diese Tics chronisch werden. Meist manifestiert sich die Krankheit im Alter von vier bis acht Jahren und erreicht ihren Höhepunkt zwischen dem achten und zwölften Lebensjahr.
Nach der Pubertät werden die Symptome oft wieder schwächer, sodass die Tics bei den Anfang- bis Mitte-20-Jährigen kaum noch stören. Lediglich bei einem Drittel der Patienten intensivieren sich die Tics.
Das Tourette-Syndrom kann zwar die Lebensqualität stark beeinflussen, hat aber keine körperlichen Auswirkungen auf die Lebenserwartung.
Ist das Tourette-Syndrom vererbbar?
Die Tic-Störung wird nicht direkt vererbt; die Neigung dazu allerdings schon. Eltern mit Tourette-Syndrom geben die Veranlagung mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit an ihre Kinder weiter. Von diesen 50 Prozent entwickeln aber nur rund zehn Prozent tatsächlich eine behandlungsbedürftige Störung.
Teilweise tritt Tourette auch spontan auf, ohne dass es eine familiäre Neigung dazu gibt.
Therapie bei Tourette-Syndrom
Bei den meisten Patienten ist eine Behandlung gar nicht nötig. Eine Therapie wird aber dann sinnvoll, wenn die Tics die Lebensqualität beeinflussen. Zu den Therapieansätzen gehören:
• umfangreiche Aufklärung über die Krankheit • Verhaltenstherapie • Medikamente • Hirnschrittmacher-OP
Tourette ist keine psychologische Störung, weshalb psychologische Betreuung nur dazu dient, den Alltag mit der Krankheit besser zu bewältigen. Für eine ursächliche Behandlung sind Neurologen zuständig.