Schlaganfall-Folgen: Warum sie so unterschiedlich sind
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Schlaganfall-Folgen: Warum sie so unterschiedlich sind

Verschließt oder reißt bei einem Hirnschlag ein Gefäß, sterben die von ihm mit Blut versorgten Zellen mangels Sauerstoff ab. Je nach Lokalisation und Größe der betroffenen Region sind die Folgen eines Schlaganfalles unerheblich bis tödlich. Sie reichen von Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen bis zu plötzlich auftretender Demenz.

Warum sind die Folgen bei Schlaganfall so unterschiedlich?

Das Gehirn ist groß und hat unzählige Funktionen. Ein Hirninfarkt kann überall darin stattfinden. Daher hängen bei einem Schlaganfall die Folgen davon ab, wo genau sich das Ereignis abspielt und wie wichtig dieses Gebiet ist. Sogar die Gehirnhälfte spielt dabei eine Rolle. Bei Rechtshändern sitzt das Sprachzentrum überwiegend in der linken Hirnhälfte, die zudem die rechte Körperseite motorisch versorgt. Daher gilt ein Schlaganfall der linken Gehirnhälfte aufgrund der Folgen Sprachstörungen und Lähmung der rechten Hand als besonders beeinträchtigend. Bei einem Schlaganfall der rechten Gehirnhälfte betreffen die Folgen häufig die räumliche Orientierung und das Gefühlsleben, das sich plötzlich völlig verändert.

Die Folgen bei einem leichten Schlaganfall und TIA

Ein sehr kleiner, leichter Schlaganfall in einem nicht so wichtigen Hirnareal bleibt oft unbemerkt. Das gilt insbesondere für die transitorische ischämischen Attacke (TIA), die man als Vorstufe eines Apoplex ansieht. Damit bezeichnet man eine vorübergehende Durchblutungsstörung begrenzten Ausmaßes, die nur kurze Zeit anhält und keine größeren Schäden verursacht. Der Patient wird höchstens kurzfristig ohnmächtig oder bekommt überhaupt nichts davon mit.

Schwerer Schlaganfall und seine Folgen: Wie kommt es zu einem tödlichen Verlauf?

Ganz anders sieht das aus, wenn grundlegende physiologische Funktionen betroffen sind. Ein im Hirnstamm oder Zwischenhirn erfolgender Schlaganfall endet oftmals tödlich. Dafür reicht ein kleiner Schaden beispielsweise in den Steuerungszentren von Atmung und Herz-Kreislauf aus. Bei einem hämorrhagischen Insult, das heißt einer Einblutung infolge eines gerissenen Hirngefäßes, kann der Hirndruck durch das Blut erheblich ansteigen und Probleme verursachen. Vor allem geplatzte Aneurysmen des Arterienrings an der Hirnbasis führen oft zum Tod, da sie kaum zu stillen sind. Insgesamt nimmt etwa ein Fünftel aller Schlaganfälle einen tödlichen Verlauf.

Folgen nach Schlaganfall: Demenz

Zu den weniger bekannten Folgen eines Schlaganfalles gehören plötzlich auftretende Demenzerscheinungen. Sie treten auf, wenn kognitive Funktionen und Gedächtnis Schaden erleiden. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form der vaskulären (gefäßbedingten) Demenz, der nach Alzheimer häufigsten Ursache für demenzielle Erkrankungen. Sie tritt nicht unbedingt unvermittelt nach einem einzelnen Schlaganfall auf, sondern kann sich langsam ausbilden. Das passiert, indem sich viele kleine TIA aufaddieren und das Gehirn zusehends in Mitleidenschaft ziehen.

Langfristige Folgen nach Schlaganfall: Sehstörungen, Sprachstörungen, Lähmungen

Bei einem Schlaganfall gehören zu den Folgen häufig Sehstörungen, Sprachstörungen und/oder einseitige Lähmungserscheinungen. Sie betreffen über zwei Drittel aller Patienten.Schädigt ein Schlaganfall das Kleinhirn, machen sich die Folgen durch Beeinträchtigungen des Gleichgewichtssinns und Störungen der hier koordinierten Bewegungsabläufe bemerkbar. Ein Kleinhirninfarkt führt nicht nur zu Bewegungsstörungen in Armen und Beinen, sondern auch in Augen- und Kehlkopfmuskulatur. Daher ist er häufig mit Sehstörungen und Sprachstörungen verbunden.Die Großhirnrinde macht einen erheblichen Teil des Gehirns aus und leidet daher überproportional oft an den Folgen eines Schlaganfalls. Hier gibt es weitere Regionen, die für Sprache, Sehen und Bewegungen zuständig sind. So werden hier die Sinneseindrücke der Augen zu einem Bild zusammengesetzt, die Sprache artikuliert und Bewegungen in Abstimmung mit den Augen abgeschätzt.

Ein Schlaganfall und seine Folgen: Auswirkungen auf das tägliche Leben

Die motorischen Beeinträchtigungen führen häufig zu Bettlägerigkeit und Pflegebedürftigkeit. Selbst bei leichteren Lähmungserscheinungen wäre Autofahren oft unverantwortlich und die Patienten sind für den Rest ihres Lebens auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen.

Mit Lähmungserscheinungen und/oder Gesichtsfeldausfällen dürfen Schlaganfall-Patienten nach den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung nicht Auto fahren. Ist ein Schlaganfall folgenlos, darf ohne weiteres ein PKW geführt werden. Gegebenenfalls wird ein ärztliches Gutachten fällig und muss der Wagen speziell umgebaut werden. Das Fahren von LKWs und Bussen ist nach einem Schlaganfall nicht mehr erlaubt.

Schlaganfälle betreffen in vielen Fällen nicht nur die Muskulatur des Bewegungsapparates, sondern auch der Eingeweide. Das führt zu Harninkontinenz und Stuhlinkontinenz, sodass viele Schlaganfallpatienten dauerhaft Windeln tragen. Zudem müssen viele Patienten Kauen, Schlucken und Zahnpflege neu erlernen.

Rehabilitation hilft die Folgen nach Schlaganfall zu mildern

Eine gute Rehabilitation macht bei solchen Lähmungserscheinungen vieles wett. Das Gehirn ist von erstaunlicher Komplexität. Unterstützt man das gesunde Gewebe durch geeignete physiotherapeutische Maßnahmen, kann es oft einen Teil der verloren gegangenen Funktionen übernehmen. Dank geeigneter Rehabilitationsmaßnahmen übersteht etwa ein Drittel aller Schlaganfallpatienten den Apoplex mit nur geringen Folgeschäden.

Nicht zu unterschätzen: Psychische Folgen eines Schlaganfalls

Inkontinenz, Sprachstörungen und Einschränkungen der Mobilität führen im Alltag zu erheblichen Beeinträchtigungen. Für einen Schlaganfallpatienten stellt das eine erhebliche psychische Belastung dar. Daher sollte eine Rehabilitation diesen Gesichtspunkt unbedingt berücksichtigen und dem Patienten auch psychologische Unterstützung anbieten.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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