Hypnotherapie: Wie funktioniert Hypnose?
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Hypnotherapie: Wie funktioniert Hypnose?

Während einer Hypnotherapie werden Sie in Trance versetzt. Dabei handelt es sich um einen Zustand Ihres Bewusstseins, bei dem Sie eine tiefe Entspannung verspüren. Sie sind nicht wirklich wach, schlafen aber auch nicht. Wie Hypnose funktioniert und wogegen sie helfen kann, erfahren Sie im Folgenden.

Was ist Hypnose und was ist eine Hypnotherapie?

Hypnose gibt es schon seit rund 4.000 Jahren – damals wurden unter anderem in China Menschen in einen Zustand tiefer Entspannung versetzt. Das Wort selbst ist aus dem Griechischen abgeleitet: „Hypnos“ bedeutet übersetzt Schlaf. Wird Hypnose medizinisch oder psychotherapeutisch angewandt, spricht man in der Regel von Hypnotherapie oder Hypnosetherapie. Die Unterscheidung ist insofern wichtig, als das Stichwort „Hypnose“ leicht mit der sogenannten Show-Hypnose in Verbindung gebracht wird.

Bei diesen oft spektakulären Auftritten geht es um Unterhaltung und nicht um das Wohl desjenigen, der hypnotisiert wird. Entsprechend zielt der Hypnotiseur darauf ab, sein Gegenüber schnell in Trance zu versetzen und ihn dazu zu bringen, möglichst effektvolle Dinge zu tun – am besten ohne dass der Hypnotisierte es merkt.

Die Hypnotherapie hingegen versucht, zum Beispiel Ängste oder Schmerzen eines Patienten durch Hypnose zu lindern. Hypnotherapeut dürfen sich nur Ärzte, Heilpraktiker und Psychotherapeuten nennen, die eine zertifizierte Ausbildung absolviert haben. Achten Sie also bei der Suche nach einem Hypnotherapeuten darauf, dass dieser eine solche Ausbildung vorweisen kann. Therapeutenlisten finden Sie auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie (DGH)sowie auf der Homepage der Milton H. Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose (MEG).

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Was ist das Milton-Modell?

Der amerikanische Psychologe Milton H. Erickson gilt als Begründer der modernen Hypnotherapie. Er ging davon aus, dass das Unbewusste schier unerschöpfliches Potenzial zur Kreativität und Selbstheilung besitzt. Um an das Unbewusste des jeweiligen Patienten heranzukommen, befürwortete Erickson einen individuellen Ansatz.

Das Milton-Modell basiert auf den Therapieprotokollen Ericksons und wurde von den US-Amerikanern Richard Bandler und John Grinder entwickelt – den Erfindern des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP).

NLP dient, wie Hypnose, dazu, das Unbewusste anzusprechen und mentale Abläufe im Menschen zu beeinflussen. Die Methode bedient sich der Sprache und zielt nicht zwingend auf einen Trancezustand ab. Hypnose hingegen versetzt Menschen auch ohne Sprache (zum Beispiel mit Musik) in Trance. Beim Milton-Modell wird die Hypnose nach Milton Erickson mit NLP kombiniert, also durch Sprache eine Trance hervorgerufen.

Was ist EMDR?

Ein weiterer moderner Ansatz der Hypnotherapie ist EMDR. Die Abkürzung steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ – zu Deutsch: „Durch Augenbewegungen erzeugte Desensibilisierung und Aufarbeitung“. Die Methode geht zurück auf die US-amerikanische Psychologin Francine Shapiro.

Die Theorie hinter EMDR besagt, dass bestimmte Augenbewegungen – ähnlich wie die schnellen Augenbewegungen während des REM-Schlafes – dabei helfen, traumatische Erlebnisse besser zu verarbeiten. In der Hypnotherapie stellt sich der Patient ein bestimmtes Bild vor, das er mit seinem Trauma verknüpft. Er folgt dann mit den Augen den Handbewegungen des Hypnotherapeuten und gerät so in einen Trancezustand.

In diesem Zustand soll der Verarbeitungsprozess des Traumas leichter fallen, was den Patienten spürbar entlastet. Die Wirkung von EMDR wurde wissenschaftlich nachgewiesen – der Erklärungsansatz mit den Augenbewegungen bislang jedoch noch nicht.

Was passiert bei einer Hypnose?

Hypnose bewirkt einen Trancezustand, bei dem die Patienten tief entspannt sind. Der bewusste Verstand soll dabei ruhen, damit das Unbewusste und die Fantasie des Hypnotisierten hervortreten können. Der Patient bekommt jedoch trotzdem noch mit, was um ihn herum passiert – er ist also dem Hypnotiseur in der Regel nicht willenlos ausgeliefert.

In der Hypnotherapie geht den eigentlichen Hypnosesitzungen für gewöhnlich ein intensives Gespräch zwischen dem Therapeuten und dem Patienten voraus. So kann der Hypnotherapeut herausfinden, was den Patienten beschäftigt und wie er am besten zu behandeln ist.

Was kann Hypnose bewirken?

Hypnose kann innere Blockaden lösen oder die Selbstheilungskräfte des Patienten aktivieren. Sie sorgt für Entspannung – sowohl im psychischen als auch im körperlichen Sinne. So lässt sich zum Beispiel Bluthochdruck mithilfe von Hypnose senken.

Der Patient lernt durch Hypnose, zur Ruhe zu kommen. Auf diese Weise kann Hypnose etwa bei Schlafstörungen helfen oder psychosomatische Beschwerden wie Reizdarm oder Reizmagen lindern. Wer unter chronischen Schmerzen leidet, zum Beispiel bei einer Fibromyalgie oder häufigen Kopfschmerzen, kann meist ebenfalls von einer Hypnosetherapie profitieren.

Als Ergänzung zu einer Psychotherapie kann Hypnose außerdem die Behandlung von Essstörungen wie Magersucht, Bulimie oder auch Fettsucht unterstützen. Teilweise ist Hypnose auch gegen Angststörungen hilfreich. Gegen Zahnarztangst wird beispielsweise gelegentlich erfolgreich Hypnose eingesetzt.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Hypnosetherapie ist, dass der Patient dem Therapeuten vertraut, sich wohl und sicher fühlt. Ansonsten fällt es schwer, den tiefen Entspannungszustand zu erreichen.

Wann kann Hypnose gefährlich werden?

Normalerweise ist eine Hypnotherapie ungefährlich. Es gibt jedoch auch bestimmte Krankheiten, bei denen es nicht ratsam ist, den Patienten in Trancezustand zu versetzen. Grund hierfür ist meist, dass nicht genau abzuschätzen ist, wie der Patient reagiert, wenn sein bewusster Verstand in den Hintergrund tritt.

Bei diesen Erkrankungen ist eine Hypnose nicht empfehlenswert:

  • Epilepsie: Es ist nicht auszuschließen, dass es im Trancezustand zu einem Anfall kommt.
  • Thrombosen: Im tiefenentspannten Zustand können sich Blutgefäße weiten. Es können sich Blutgerinnsel lösen, eine Embolie kann die Folge sein.
  • Schwere Depressionen: Bei einer schweren Depression kann es vorkommen, dass bestimmte Bereiche im Gehirn eine zu geringe Aktivität aufweisen. Während der Hypnose kann die Aktivität dieser Bereiche noch weiter gesenkt werden, was die Depression verschlimmern würde.
  • Alkohol-, Drogen- oder Medikamentensucht: Eine Hypnosetherapie kann die körperlichen Entzugserscheinungen bei einer stoffgebundenen Abhängigkeit nicht lindern. Erst, wenn der körperliche Entzug überstanden ist, ist eine Hypnose eventuell hilfreich, um die psychische Abhängigkeit besser in den Griff zu bekommen. Ausnahme: die Raucherentwöhnung durch Hypnose. Sie kann helfen, den körperlichen Entzug vom Nikotin leichter zu bewältigen.

Psychosen und Persönlichkeitsstörungen: Wie sich Menschen mit Borderline-Störung, bipolarer Störung, Schizophrenie oder schwerer Paranoia im Trancezustand verhalten, lässt sich schwer voraussehen.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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