Welche Verhütungsmittel gibt es und wie sicher sind sie?
Große Auswahl an Verhütungsmethoden
Es gibt nicht nur die Pille und Kondome, wenn es um die Empfängnisverhütung geht. Die Auswahl unterschiedlicher Verhütungsmittel ist sehr groß. Nach ihren Wirkungsprinzipien lassen sie sich in fünf Gruppen unterteilen:
- Hormonelle Verhütungsmittel
- Barrieremethoden
- NFP (Natürliche Familienplanung)
- Operative Empfängnisverhütung (Sterilisation)
- Chemische Verhütungsmittel
Der Pearl-Index: Sicherheit der Verhütungsmittel messen
Die Sicherheit der einzelnen Verhütungsmethoden wird mit dem sogenannten Pearl-Index angegeben. Dieser Wert besagt, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres mit dem entsprechenden Mittel verhütet haben, aber trotzdem schwanger geworden sind.
- Ein Pearl-Index unter 1,0 gilt als sehr sicher.
- Ein Pearl-Index zwischen 1,0 und 2,9 verweist auf eine mittelmäßige Sicherheit.
- Ein Pearl-Index von 3,0 oder höher gilt als unsicher.
Die Angaben für den Pearl-Index eines Verhütungsmittels sind jedoch nicht immer einheitlich. In einigen Studien – vor allem von Herstellerseite – wird bei der Errechnung des Index von der Verhütungssicherheit ohne Anwenderfehler ausgegangen. Andere beziehen Fehler bei der Anwendung mit ein.
Hormonelle Verhütung: Pille, Verhütungspflaster & Co.
Mit einem Pearl-Index von unter 1,0 gelten die meisten Methoden zur hormonellen Verhütung als sehr sicher. Sie verändern den Hormonhaushalt der Frau derart, dass eine Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich wird.
Lediglich die sogenannte Minipille hat einen Pearl-Index von 0,5 bis 3 – das liegt daran, dass sie nur zuverlässig wirkt, wenn Sie sie täglich zur gleichen Tageszeit einnehmen. Sie enthält das Hormon Levonorgestrel in geringer Konzentration und unterdrückt den Eisprung nicht, sondern verändert die Gebärmutterschleimhaut. Anders dagegen die „klassische“ Pille, die zwei Hormone in der Kombination enthält. Auch die östrogenfreie Pille, die nur das Hormon Gestagen enthält, hemmt den Eisprung und gilt somit als sicherer als die Minipille.
Die Einnahme der Pille, das Tragen eines Verhütungspflasters oder Vaginalrings sowie das Einsetzen eines Verhütungsstäbchens unterdrücken durch das Zuführen weiblicher Geschlechtshormone den Eisprung oder erschweren eine Befruchtung der Eizelle. Auch die Verhütungsspritze wirkt auf diese Weise.
Die Hormonspirale fungiert ähnlich wie die Kupferkette oder -spirale als Barriere und verhindert durch Hormonabgabe zusätzlich, dass sich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnisten kann.
Zu den hormonellen Verhütungsmitteln zählen:
- Die Pille (Pearl-Index 0,1 - 0,9)
- Minipille (Pearl-Index 0,5 - 3)
- Östrogenfreie Pille (Pearl-Index 0,1 - 0,4)
- Verhütungsspritze (Depotspritze oder Dreimonatsspritze) (Pearl-Index 0,3 - 0,88)
- Verhütungspflaster (Pearl-Index 0,72 - 0,9)
- Verhütungsring (Vaginalring) (Pearl-Index 0,4 - 0,65)
- Stäbchen zur Verhütung (Hormonimplatat) (Pearl-Index 0,0 - 0,08)
- Hormonspirale (Intrauterinsystem - IUS) (Pearl-Index 0,16)
Die Vorteile der hormonellen Verhütung sind:
- Hohe Sicherheit
- Unkomplizierte AnwendungLediglich bei der Pille und vor allem bei der Minipille müssen Sie darauf achten, die Tablette zu regelmäßigen Zeiten einzunehmen, damit sie richtig wirkt. Ist das nicht möglich, sollten Sie eine andere Verhütungsmethode wählen.
Nachteile hormoneller Verhütungsmittel:
- Nebenwirkungen durch Eingriff in den Hormonhaushalt, z. B. Stimmungsschwankungen oder sexuelle Unlust
- Teilweise erhöhtes Thromboserisiko
- Bietet keinen Schutz vor Geschlechtskrankheiten
Hormonfreie Verhütung mit Barrieremethoden: Kondom, Diaphragma & Spirale
Aufgrund der Nebenwirkungen hormoneller Verhütungsmittel wählen viele Paare lieber hormonfreie Barrieremethoden. All diesen Verhütungsmethoden ist gemein, dass sie den Spermien die Möglichkeit nehmen, zur Eizelle zu gelangen und diese zu befruchten.
Am bekanntesten ist das Kondom, das der Mann über den Penis zieht. Das Frauenkondom, das Diaphragma und die Portiokappe werden in der Vagina getragen. Die Kupferspirale oder Kupferkette setzt der Frauenarzt in die Gebärmutter ein.
Doch wie sicher sind die Barrieremethoden? Das sehen Sie hier im Überblick:
- Kondom (Pearl-Index 2 - 12)
- Frauenkondom (Pearl-Index 5 - 25)
- Diaphragma (Pearl-Index 1 - 20)
- Portiokappe (Pearl-Index 6)
- Kupferspirale, Kupferkette oder Kupferball (Pearl-Index 0,3 - 0,8)
Die großen Schwankungen im Pearl-Index von Kondom, Frauenkondom und Diaphragma kommen dadurch zustande, dass ihre Sicherheit von der korrekten Anwendung abhängt. Die falsche Größe oder Fehler beim Einsetzen lassen den Pearl-Index in die Höhe schnellen.
Vorteile der Barrieremethoden:
- Kondom und Co. verhüten nur bei Bedarf, es findet kein langfristiger Eingriff in den Hormonhaushalt statt.
- Kondom und Frauenkondom schützen nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor Geschlechtskrankheiten.
Nachteile der Barrieremethoden:
- Spontaner Sex wird teilweise erschwert.
- Die korrekte Anwendung muss teils geübt werden.
- Portiokappe und Diaphragma sind als alleiniges Verhütungsmittel zu unsicher.
Sonderfall Kupferkette und -spirale
Die Kupferspirale – auch nur Spirale oder Intrauterinpessar (IUP) genannt –, Kupferkette und Kupferball werden in die Gebärmutter eingesetzt. Die von ihnen ausströmenden Kupferionen verändern den Schleim der Gebärmutter und des Muttermunds. Dadurch gelangen die Spermien nicht mehr hindurch und eine Befruchtung wird verhindert.
Vorteile von Kupferkette und Kupferspirale:
- Bietet hohe Sicherheit.
- Die Wirkung hält bis zu fünf Jahre lang.
- Spontaner Sex ist jederzeit möglich.
Nachteile von Kupferspirale & Co.:
- Nebenwirkungen möglich, z. B. Menstruationsschmerzen und stärkere Monatsblutungen.
- Der Schutz vor Geschlechtskrankheiten ist nicht gewährleistet.
- Risiko für Eileiterentzündung, Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft steigt.
Chemische Verhütungsmittel allein sind zu unsicher
Chemische Verhütungsmittel (sogenannte Spermizide) haben einen Pearl-Index von 3 bis 21. Die spermienabtötenden Mittel sollten möglichst nicht als alleinige Verhütungsmethode verwendet werden. Sie können sie aber mit Barrieremethoden wie dem Diaphragma kombinieren – bei korrekter Anwendung lässt sich der Pearl-Index damit auf 1 senken.
Natürliche Verhütung: So funktioniert NFP
Die natürliche Familienplanung (NFP) wird vor allem zur Erfüllung eines Kinderwunsches genutzt. Als Verhütungsmethode ist sie möglich, aber relativ unsicher. Um sie anzuwenden errechnen Sie mit verschiedenen Mitteln Ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage. So werden die fruchtbaren Tage zum Beispiel durch genaue Zyklusbeobachtung, Temperaturmessungen und Analyse des Zervixschleims berechnet.
Wenn Sie nicht schwanger werden möchten, haben Sie nur an Ihren unfruchtbaren Tagen Sex oder verhüten während Ihrer fruchtbaren Tage zusätzlich mit Kondomen. Was in der Theorie einfach klingt, kann in der Praxis jedoch schwierig werden. Bei vielen Frauen unterliegt der Zyklus natürlichen Schwankungen und kann beispielsweise durch Stress leicht durcheinandergeraten.
Vorsicht! Ihre fruchtbaren Tage liegen nicht nur im unmittelbaren Zeitraum Ihres Eisprungs. Spermien können einige Tage im Körper überleben und Eizellen befruchten, selbst wenn Sie ein paar Tage vor Ihrem Eisprung Geschlechtsverkehr hatten.
Für sich genommen sind die einzelnen natürlichen Verhütungsmethoden sehr unsicher:
- Kalendermethode (Knaus-Ogino-Methode) (Pearl-Index 9)
- Temperaturmethode (Pearl-Index 3)
- Zervixschleim-Methode (Billings-Methode) (Pearl-Index 15)
Kombinieren Sie jedoch mehrere Messmethoden miteinander, lässt sich der Pearl-Index bis auf 0,8 reduzieren. Verhütungscomputer und spezielle Apps können bei der Aufzeichnung und Verarbeitung der gemessenen Daten helfen.
Vorteile natürlicher Familienplanung:
- Sie kommen mit NFP ohne Hormone, ohne Eingriffe in Ihren Körper und ohne Hilfsmittel aus.
Nachteile von NFP:
- Umfassende Kenntnisse über den eigenen Zyklus sind erforderlich.
- Disziplin und Konsequenz sind vonnöten.
- Fehlerquote steigt bei unregelmäßigem Zyklus.
- Der Zyklus kann durch diverse äußere Umstände wie Stress, Schlafmangel oder Krankheit aus dem Takt geraten und dann sind die Daten der NFP-Methoden nicht mehr zuverlässig.
- Auch bei dieser Verhütungsmethode ist der Schutz vor Geschlechtskrankheiten nicht gewährleistet.
Familienplanung abgeschlossen? Sterilisation zur Empfängnisverhütung
Eine endgültige Möglichkeit zur Empfängnisverhütung ist die Sterilisation. Bei Männern durchtrennt der Chirurg dabei die Samenleiter, sodass keine Spermien mehr ins Sperma gelangen können. Auch Frauen können sich sterilisieren lassen. Dabei werden die Eileiter abgeklemmt oder durchtrennt.
Hormonhaushalt und Sexualität werden durch den Eingriff nicht beeinträchtigt. Jedoch lässt sich eine Sterilisation in der Regel nicht oder nur sehr schwer rückgängig machen. Der Eingriff sollte daher nur erfolgen, wenn die Familienplanung mit Sicherheit abgeschlossen ist.