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Kann ich mich über Besteck anstecken? 5 häufige Fragen zur Affenpocken-Ansteckung

Die Affenpocken-Fälle in Deutschland nehmen zu. Viele Menschen haben Angst, dass sich eine neue Pandemie entwickelt. Wie groß ist die Ansteckungsgefahr bei Affenpocken und können die Affenpockenausbrüche in Deutschland tatsächlich zu einem größeren Problem werden? Antworten auf fünf häufige Fragen zum Ansteckungsrisiko bei Affenpocken.

Affenpocken-Ansteckung: Droht Deutschland eine Affenpocken-Pandemie?

Mit den zunehmenden Affenpocken-Fällen in Europa und Deutschland steigt bei vielen Menschen die Sorge, dass sich eine neue Pandemie entwickelt. Seit Mai 2022 werden immer neue Fälle bekannt. Mittlerweile gibt es Affenpocken-Ansteckungen in allen 16 Bundesländern Deutschlands. Am 23. Juli 2022 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ausbruchsgeschehen zur "Gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite" (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC) erklärt.

Mit Stand Anfang August 2022 stuft das Robert Koch-Institut (RKI) eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland nach derzeitigen Erkenntnissen als gering ein. Den Experten zufolge scheint es „weiterhin möglich, den aktuellen Ausbruch in Deutschland zu begrenzen, wenn Infektionen rechtzeitig erkannt und Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt werden“. Zwar seien in Deutschland weitere Fälle zu erwarten, doch die meisten Betroffenen würden nicht schwer erkranken.

Sind die Affenpocken wie Corona?

Eine Pandemie mit einem Ausmaß, wie es die Menschen seit Beginn 2020 im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus erleben, ist nach derzeitigen Einschätzungen nicht zu erwarten. Auch, weil eine Übertragung der Affenpocken derzeit in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten erfolgt: Aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben. Laut dem RKI sind bis zum 2. Augst 2022 fünf weibliche Fälle in Deutschland übermittelt worden. Bei Kindern sind bislang keine Fälle bekannt. Zudem bietet die Pocken-Impfung Experten zufolge einen guten Schutz für Risikogruppen.

Kann ich mich über Besteck und Gläser mit Affenpocken anstecken?

Um sich mit Affenpocken anzustecken, muss es engen Kontakt zu einer infizierten Person geben. Wie bereits angedeutet, stehen die aktuell bekannten Infektionsfälle vor allem mit sexuellen Kontakten in Zusammenhang. Die Affenpocken-Viren werden über Körperflüssigkeiten (Speichel und Schleimhautkontakt) sowie über Kontakt mit den für Affenpocken typischen Hautveränderungen (Pocken, Bläschenflüssigkeit und Schorf) übertragen. Ob eine Übertragung über Vaginalsekret und Samenflüssigkeit möglich ist, wird derzeit geprüft – scheint aber möglich zu sein. Gegenstände und Oberflächen, auf denen sich Viren befinden, bergen ebenfalls ein Ansteckungsrisiko. Das können unter anderem sein:

  • Oberflächen wie Türklinken, Smartphones und Toilettenbrillen
  • Geschirr
  • Besteck
  • Handtücher
  • Bettwäsche
  • Kleidung

Entsprechende Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, Husten und Niesen in die Armbeuge, häufiges Desinfizieren benutzter Oberflächen sowie das Tragen einer FFP2-Maske bei nicht zu verhinderndem Kontakt mit einer infizierten Person sind unverzichtbar, um das Ansteckungsrisiko zu senken.

Kann das Affenpocken-Virus beim Sprechen übertragen werden?

Eine Ansteckung mit Affenpockenviren über Tröpfchen ist dem RKI zufolge möglich. Das heißt: Wer mit geringem Abstand mit einer infizierten Person spricht und direkten Kontakt mit Speicheltröpfchen hat, die beim Sprechen ausgestoßen werden, kann sich theoretisch anstecken. Eine Übertragung über Aerosole, also winzigste in der Luft befindliche Tröpfchen, die durch Atmen in die Umgebungsluft gelangen, ist nach aktuellem Kenntnisstand unwahrscheinlich.

Ab wann ist eine mit Affenpocken infizierte Person ansteckend?

Nach der Ansteckung dauert es zwischen 5 und 21 Tage, bis erste Symptome auftreten. Ab dann ist die infizierte Person ansteckend. Das Tückische ist: Die ersten Krankheitsanzeichen sind oft unspezifisch. So können im Frühstadium allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Frösteln und/oder Abgeschlagenheit auftreten. Der für Affenpocken typische Hautausschlag zeigt sich erst einige Tage später. Infizierte sind ansteckend, solange sie Symptome haben – meist zwei bis vier Wochen. Das Ansteckungsrisiko ist gebannt, sobald der Hautausschlag vollständig abgeheilt ist. Das RKI empfiehlt Betroffenen eine Isolation von 21 Tagen. So soll verhindert werden, dass sich andere Menschen anstecken. 

Schützen Kondome vor einer Ansteckung mit Affenpocken?

Die Übertragung von Affenpocken erfolgt nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten. Viele Menschen fragen sich daher, ob Kondome vor Affenpocken schützen können. Infektionsexperten zufolge können Kondome das Infektionsrisiko verringern, da sie den direkten Kontakt mit Schleimhautveränderungen im Intimbereich verhindern. Auch wird derzeit diskutiert, ob Samenflüssigkeit und Vaginalsekret Viren enthalten und ansteckend sind. Es scheint möglich zu sein. Auch hier kann die Verwendung eines Kondoms das Risiko einer Affenpocken-Infektion senken.

Doch schränkt das RKI die Schutzwirkung von Kondomen gegenüber Affenpocken ein: „Allerdings kann jede Berührung von Hautveränderungen einer infizierten Person zu einer Übertragung führen, unabhängig davon, an welcher Stelle des Körpers sie sich befinden, sofern man sie mit der eigenen Haut berührt. Insofern können Kondome das Risiko einer Ansteckung zwar verringern, aber nicht völlig ausschließen.“

Lesetipp: Welche Verhütungsmittel gibt es und wie sicher sind sie?

Affenpocken werden durch das Affenpockenvirus "Orthopoxvirus simiae" (auch Monkeypox virus, MPXV) aus der Gattung Orthopoxvirus verursacht. Das Virus ist verwandt mit den klassischen humanen Pockenviren (Variola, Smallpox): Es gehört ebenfalls zu den Orthopocken. Allerdings verlaufen Infektionen mit Affenpocken milder als „klassische“ Pockeninfektionen, die lebensbedrohlich waren. Die „klassischen“ Pocken wurden 1980 von der Weltgesundheitsorganisation WHO als ausgerottet erklärt. Da beide Viren verwandt sind, bietet die Pocken-Impfung auch gegen Affenpocken Schutz.
Experten raten Infizierten, sich von ihren Haustieren während der Affenpockeninfektion fernzuhalten. Es ist möglich, dass sich Haustiere mit Affenpocken anstecken und möglicherweise ebenfalls die Viren an Menschen und andere Tiere weitergeben. Wie das Auswärtige Amt mitteilt, ist für eine Übertragung vorrangig enger Kontakt mit einer infizierten Person oder einem infiziertem Tier notwendig, aber auch der Kontakt mit Wunden, Körperflüssigkeiten, Speicheltröpfchen oder mit kontaminiertem Material. Der Kontakt und Verzehr von potenziell infizierten Tieren sollte daher vermieden werden.
Wie das Robert Koch-Institut mitteilt, können vor allem Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit zugrunde liegender Immunschwäche schwer an Affenpocken erkranken. Da zudem Übertragungen bei Schwangeren über die Plazenta auf den Fötus oder von infizierten Eltern auf Kinder während oder nach der Geburt durch Hautkontakt bekannt sind, sollten Schwangere sich so gut wie möglich schützen und Kontakt mit (potenziell) Infizierten meiden.



Quellen:

Affenpocken. Online-Informationsratgeber des Bundesministeriums für Gesundheit.

Fragen zum Thema Affenpocken – BZgA informiert. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Affenpocken. Online-Information des Auswärtigen Amts.

Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Affenpocken. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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