Affenpocken behandeln: die Therapie von Affenpocken
© Berkay Ataseven/ iStock
Letztes Update am: 

Affenpocken behandeln: die Therapie von Affenpocken

Zur Behandlung von milden Affenpocken-Verläufen gibt es keine speziellen Medikamente. Die Therapie der Affenpocken erfolgt in den meisten Fällen symptomatisch, das heißt, die Beschwerden, die im Rahmen der Erkrankung auftreten, werden medikamentös gelindert, nicht aber die Erkrankung selbst bekämpft. Anders sieht das bei schweren Affenpocken-Erkrankungen aus. Dann können zielgerichtete Medikamente den Betroffenen helfen.

Affenpocken: Diese Beschwerden sind möglich

Zu den ersten Affenpocken-Symptomen gehören meist allgemeine Krankheitssymptome, darunter:

  • Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • Frösteln
  • Kopfschmerzen
  • Halsschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten

Diese allgemeinen Krankheitszeichen zeigen sich bei den meisten Infizierten. Doch es gibt auch Affenpocken-Betroffene, welche keine solchen Beschwerden bei sich bemerken. Einige Tage nach Auftreten der ersten, eher unspezifischen Symptome bilden sich die für Affenpocken typischen Hautveränderungen:

  • Flecken
  • Pusteln
  • Juckreiz
  • teilweise Schmerzen der Hautläsionen
  • Schorf- / Krustenbildung (beim Abheilen)

Gibt es Medikamente gegen Affenpocken?

Die Affenpocken-Therapie zielt bei milden Verläufen vor allem darauf ab, bestehende Beschwerden zu lindern, wie Schmerzen, Fieber und Juckreiz. In der Regel heilen die Pocken nach 14 bis 21 Tagen von selbst wieder ab. Längere Verläufe sind möglich. Auch wenn die Erkrankung meist mild verläuft, sind Komplikationen nicht auszuschließen.

Affenpocken-Medikament „Tecovirimat“ für Risikogruppen

Besonders gefährdet für schwerere Verläufe sind sehr junge Menschen sowie Menschen mit einer Immunschwäche. Risikopatienten werden daher in der Regel stationär versorgt. Es können Komplikationen auftreten wie:

  • Absterben von Hautgewebe
  • bakterielle Superinfektionen
  • Narben
  • bei Augenbeteiligung Hornhautschäden bis hin zum Sehverlust
  • möglicherweise Organbeteiligung
  • Hirnentzündung
  • Verwirrtheit
  • Flüssigkeitsverlust
  • Lungenentzündung
  • In seltenen Fällen verläuft die Erkrankung tödlich.

Für gefährdete Personen gibt es ein antivirales Mittel – Tecovirimat – das 2022 von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zur Behandlung von Affenpocken zugelassen wurde. Dieses findet bei schwereren Verläufen Anwendung. Mixturen mit Zink werden zur Linderung der Hautverletzungen eingesetzt.

Medikamente gegen Affenpocken: Wie werden Affenpocken behandelt?

Welche Medikamente gegen Affenpocken gibt es noch? Neben Tecovirimat gibt es einige weitere Substanzen, welche dann gegeben werden können, wenn bei schweren Verläufen Kontraindikationen für Tecovirimat vorliegen.

Dazu gehört die Anwendung humaner Vaccinia-Immunglobuline. Vaccinia-Immunglobulin (VIGIV, Emergent Biosolution) kann bei Personen mit erwarteter eingeschränkter Impfantwort nach Hochrisikoexposition erwogen werden. Die „Centers for Disease Control and Prevention (CDC)“ empfehlen eine Behandlung und auch eine prophylaktische Gabe mit dem Vaccinia Immunglobulin bei Patienten mit schweren T-Zell-Defekten, bei denen eine Impfung kontraindiziert ist.

Eine weitere Substanz, die für die Therapie von Pocken in den USA zugelassen ist, ist Brincidofovir. Vorliegende Daten lassen eine Wirksamkeit bei Affenpocken vermuten. Aufgrund der hohen Giftigkeit (Risiko für die Leber) betonen Experten allerdings, dass die Indikation streng gestellt werden sollte, etwa wenn Tecovirimat nicht verfügbar ist oder bei heftig verlaufenden Infektionen. In Deutschland ist dieses Medikament gegen Affenpocken nicht frei verfügbar.

Impfung gegen Affenpocken kann Verlauf abmildern

Nach derzeitigem Kenntnisstand schützen Impfstoffe, die zum Schutz vor Menschenpocken entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. In der EU und damit auch in Deutschland ist seit 2013 ein Pocken-Impfstoff zugelassen: das Vakzin JYNNEOS® (Imvanex®). Dieses ist der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge besser verträglich als ältere Pockenimpfstoffe und kann bei Personen ab 18 Jahren eingesetzt werden.

Dieser allgemeine Pocken-Impfstoff ist in der EU seit dem 25. Juli 2022 offiziell als Impfstoff zur Anwendung gegen Affenpocken zugelassen. Wie das Bundesministerium für Gesundheit mitteilt, hat Deutschland vorsorglich bereits mehrere Tausend Dosen Pocken-Impfstoff bestellt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Pocken-Impfung vor allem Menschen, die engen Kontakt zu einer erkrankten Person oder den entsprechenden Laborproben hatten. Außerdem empfiehlt die STIKO die Impfung derzeit Männern, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit häufig wechselnden Partnern haben.

Lesetipp: Dritte Corona-Impfung: Wie lange schützt mich die Corona-Impfung?

Der Impfstoff IMVANEX / JYNNEOS des Herstellers Bavarian Nordic arbeitet mit einem abgeschwächten Virus, dem modifizierten Vaccinia-Virus Ankara (MVA-Impfstoff). Es kann sich im Menschen nicht vermehren und somit auch keine Pocken-Erkrankung auslösen. Das Impfvirus aktiviert das Immunsystem dahingehend, dass dieses Antikörper sowie Abwehrzellen bildet. Kommt das Immunsystem dann mit dem „echten“ Affenpockenvirus in Kontakt, hat es eine schützende Immunantwort ausgebildet und bekämpft die Erreger. So bricht die Erkrankung entweder nicht aus oder der Verlauf wird abgemildert.
Wie das Bundesministerium für Gesundheit mitteilt, zeigen Untersuchungen aus Afrika eine Wirksamkeit von mindestens 85 Prozent des herkömmlichen Pockenimpfstoffs gegenüber Affenpocken.
Der Pocken-Impfstoff wird vorzugsweise am Oberarm unter die Haut gespritzt. Um eine Grundimmunisierung zu erreichen, wird der Impfstoff zweimal injiziert. Die zweite Impfung erfolgt nach mindestens 28 Tagen. Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen humane Pocken geimpft wurden, reicht eine einmalige Impfung aus. Bei immungeschwächten Personen sind auch bei bereits bestehender Pockenimpfung zwei Impfdosen empfohlen.

Quellen:

STAKOB: Hinweise zur Therapie von Affenpocken (22.7.2022). Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Hinweise zur Therapie von Affenpocken. Stellungnahme des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger am Robert Koch-Institut (RKI)

Treatment Information for Healthcare Professionals. Online-Information der Centers for Disease Control and Prevention (CDC).  

Aufklärungsmerkblatt zur Schutzimpfung gegen Affenpocken. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Affenpocken – Antworten auf häufig gestellte Fragen. Online-Flyer des Bundesministeriums für Gesundheit.

Informationen zum Affenpockenvirus (MPXV). Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.

Affenpocken. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Affenpocken. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?