Ist Parkinson vererbbar?
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Ist Parkinson vererbbar?

Leidet ein Mensch in der Verwandtschaft an Parkinson, stellen sich viele Menschen die Frage: Kann ich Parkinson erben? Tatsächlich gibt es eine erbliche Form von Parkinson, die jedoch nur einen Bruchteil der Erkrankungen ausmacht. Auch beim idiopathischen Parkinson-Syndrom spielen genetische Faktoren eine Rolle. Ungeklärt ist vor allem der Beitrag von Einflüssen, die nicht den Mendelschen Vererbungsregeln entsprechen.

Parkinson ist teilweise vererbbar 

Morbus Parkinson tritt in verschiedenen Formen auf. Allen ist gemeinsam, dass das Absterben bestimmter Gehirnzellen der Schwarzen Substanz (Substantia nigra) zu einem Mangel des Botenstoffes Dopamin führt. Verschiedene Ursachen können solche Beeinträchtigungen auslösen.

Hirntumoren, Schlaganfälle, Vergiftungen mit Kohlenmonoxid oder bestimmte Medikamente bewirken ein symptomatisches (sekundäres oder erworbenes) Parkinson-Syndrom.

Beim atypischen Morbus Parkinson geschieht das durch andere neurologische Erkrankungen wie Lewy-Body-Demenz oder Multisystematrophie.Die damit verbundenen gesundheitlichen Einschränkungen lassen die Parkinson-typischen Beschwerden in den Hintergrund treten.

Die Ursachen von Parkinson bleiben oft unbekannt

Symptomatischer wie atypischer Parkinson sind selten im Vergleich zum idiopathischen Parkinson-Syndrom, das den Hauptanteil ausmacht. Mit idiopathisch bezeichnet die Medizin eine Krankheit mit unbekannter Ursache. Rund achtzig Prozent der Fälle sind dieser Form zuzurechnen. Nur in schätzungsweise fünf bis zehn Prozent handelt es sich um ein familiäres Parkinson-Syndrom (FPS). Diese Form tritt in einigen Familien gehäuft auf und ist erblich. Typischerweise beginnt sie wesentlich früher als das idiopathische Parkinson-Syndrom, sodass viele Patienten bereits in ihrem dritten Lebensjahrzehnt daran leiden.

Familiäres Parkinson-Syndrom: Ursachen

Völlig geklärt ist die Ursache des familiären Parkinson bis heute nicht. Wissenschaftler fanden Genorte auf der DNA, die bei einer nach den Mendelschen Regeln vererbbaren Form der Krankheit verändert sind. Wegen ihrer Assoziation mit Parkinson bezeichnet man sie als PARK1, PARK2 und so weiter. Was die Mutationen der PARK-Gene bewirken, ist immer noch Gegenstand der Forschung. Ein Beispiel: PARK1 liegt in der Region des vierten Chromosoms, auf der zugleich das Gen für alpha-Synuklein lokalisiert ist.

Dieses Protein sitzt in der Membran der Dopamin-produzierenden Zellen und reguliert die Abgabe des Neurotransmitters. Bei Parkinson ist seine Struktur durch fehlerhafte Auffaltung der Aminosäurekette verändert, sodass das Eiweiß nicht funktioniert. Dadurch sammelt sich Dopamin in der betroffenen Zelle an und bringt diese zum Absterben.

Noch bevor das geschieht, aggregiert das fehlerhafte Protein in Lewy-Körperchen. Diese sind namensgebend für alpha-Synukleinopathien, zu denen Parkinson, Alzheimer und Chorea Huntington gehören. In ähnlicher Weise stehen andere Genorte im Zusammenhang mit Bildung, Transport, Abbau und dem sonstigen Stoffwechsel des Botenstoffes Dopamin.

Gibt es auch beim idiopathischen Parkinson-Syndrom genetische Gründe?

Beim idiopathischen Parkinson spielen genetische Komponenten ebenfalls eine Rolle. Mittlerweile sind 19 Gene bekannt, deren Veränderungen die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhten. Hinzu kommen weitere genetische Risikofaktoren. Die Sache verkompliziert sich, da offenbar auch die Mitochondrien daran beteiligt sind. Die "Kraftwerke der Zelle" verfügen über eine eigenständige DNA, die unabhängig von der des Zellkerns ist. Hier steht die Forschung jedoch noch in den Anfängen.

Genetische Ursachen von Parkinson und neue Therapiemöglichkeiten

Parkinson umfasst nicht nur mehrere Krankheitssymptome, auch bei den Ursachen kommen zahlreiche auslösende Faktoren in Betracht. Je besser man die genetischen Hintergründe versteht, desto größer sind die Aussichten auf optimierte Therapieoptionen.

Bisher ist lediglich eine Behandlung der Symptome möglich. Diese verbessert die Lebensqualität von Parkinson-Patienten erheblich, medizinisch wünschenswerter wäre jedoch die Bekämpfung der Krankheit selbst. Mit neuen Erkenntnissen zu den genetischen Hintergründen ist das in Zukunft vielleicht machbar und lässt sich das Auftreten gesundheitlicher Beschwerden bereits im Keim verhindern.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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