Bakterielle Vaginose: Ursachen, Symptome und Behandlung der Scheideninfektion
Was ist eine bakterielle Vaginose?
Die bakterielle Vaginose gehört zu den häufigsten Infektionen der Scheide. Experten gehen davon aus, dass etwa 5 von 100 Frauen von der Erkrankung der Vagina betroffen sind. Die bakterielle Vaginose ist die Folge eines Ungleichgewichts (Dysbiose) der Scheidenflora: Die für den sauren pH-Wert der Scheide und die natürliche Abwehr zuständigen Laktobazillen gehen zurück und Keime, die in geringen Mengen natürlicherweise die Scheidenflora besiedeln, vermehren sich stark. Das Scheidenmilieu gerät aus dem Gleichgewicht. Frauen bemerken dies im Falle einer bakteriellen Vaginose an grau-dünnflüssigem Ausfluss, der „fischig“ riechen und auch schaumig sein kann.
Nicht jede bakterielle Vaginose verursacht Beschwerden
Bei ungefähr der Hälfte der Frauen verursacht die durch Bakterien ausgelöste Scheideninfektion keine Symptome. Bei einem Drittel der betroffenen Frauen bildet sich die bakterielle Vaginose von selbst zurück. Bei Beschwerden ist eine Behandlung der Infektion notwendig – auch, um einer Scheidenentzündung (Vaginitis) oder Entzündungen von Gebärmutter und Eileitern (Salpingitis) vorzubeugen. Vor allem in der Schwangerschaft sollte auf eine bakterielle Vaginose untersucht werden, da diese das Risiko für Früh- und Fehlgeburten erhöht.
Woher kommt die bakterielle Vaginose? Ursachen der Scheideninfektion
Die Milchsäurebakterien (Laktobazillen) bilden zusammen mit anderen Keimen die Scheidenflora. Sie sorgen dafür, dass das Scheidenmilieu immer leicht sauer ist – meist um einen pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4. Zudem bilden einige der nützlichen Bakterien Wasserstoff, was desinfizierend wirkt und ebenfalls hilft, krankmachende Erreger in Schach zu halten. Verschiebt sich der Säuregrad der Scheidenflora und vermehren sich bestimmte in der Scheide vorkommenden Bakterien zu stark, können Infektionen wie eine bakterielle Vaginose die Folge sein.
Die bakterielle Vaginose wird in den meisten Fällen durch sogenannte Gardnerella-Bakterien, auch Gardnerellen oder Gardnerella vaginalis genannt, ausgelöst. Die Ursache für eine geschwächte Abwehrfunktion der Scheide, beziehungsweise für einen Rückgang der Milchsäurebakterien sind häufig
- hormonelle Veränderungen,
- übertriebene Intimhygiene
- sowie häufig wechselnde Sexualpartner.
Die Anwendung eines Intrauterinpessars zur Verhütung ist ebenfalls ein Risikofaktor. Psychosozialer Stress und Rauchen werden von der aktuellen Leitlinie ebenfalls als Risiken betont. Diskutiert wird zudem ein Zusammenhang zwischen bakterieller Vaginose und Vitamin D-Mangel.
Bakterielle Vaginose-Symptome erkennen
Etwa die Hälfte der von einer bakteriellen Vaginose betroffenen Frauen bemerkt nichts von der Infektion. Verursacht die Infektion Symptome, sind das meist:
- vermehrter, dünnflüssiger Scheidenausfluss (Fluor)
- grau-weißliche Färbung des Scheidenausflusses
- möglicherweise schaumiger Scheidenausfluss
- unangenehmer Geruch (leicht „fischig“), der sich oftmals nach dem Sex und während der Periode verstärkt.
Treten folgende Beschwerden zusätzlich auf, deutet das auf eine Scheidenentzündung (Vaginitis) hin:
- Rötungen um den Scheideneingang
- Brennen
- Scheidentrockenheit
- Schwellung der Scheidenschleimhaut
- Juckreiz
- Schmerzen beim Wasserlassen und/ oder beim Geschlechtsverkehr
Bakterielle Vaginose behandeln: Zu welchem Arzt?
Bei Symptomen im Intimbereich sollten Frauen immer einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin aufsuchen und die Ursache abklären lassen. Hat der Gynäkologe oder die Gynäkologin den Verdacht, dass eine bakterielle Vaginose hinter den Beschwerden steckt, wird er oder sie einen Abstrich des Scheidensekrets machen und den pH-Wert messen. Bei einer Infektion zeigt sich ein pH-Wert von über 4,5. Außerdem ist es wichtig, dass die Bakterienart bestimmt wird. In den meisten Fällen sind zu viele Gardnerella-Bakterien die Ursache. Eine bakterielle Vaginose, die Beschwerden verursacht, wird mit Antibiotika behandelt.
Wie werden Antibiotika bei bakterieller Vaginose verabreicht?
Das entsprechend für die verursachende Bakterienart abgestimmte Antibiotikum kann als Tabletten zum Einnehmen oder als Tabletten, Zäpfchen oder Creme zum Einführen zur Anwendung kommen. Meist verschreiben Ärzte und Ärztinnen das Antibiotikum Clindamycin oder Metronidazol, seltener Secnidazol.
Da Antibiotika nicht nur die schädlichen, sondern auch die nützlichen Bakterien abtötet, empfehlen Frauenärzte ergänzend, die Behandlung der bakteriellen Vaginose mit lebenden Milchsäurebakterien zu unterstützen, welche die Scheidenflora stärken sollen. Diese werden in Form von Kapseln oder Zäpfchen in die Scheide eingeführt. Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung bislang noch nicht ausreichend. Allerdings berichten viele Frauen davon, dass ihnen die Anwendung geholfen hat.
Quellen:
Bakterielle Scheideninfektion (Vaginose). Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Welche Behandlungen helfen bei bakterieller Vaginose? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Leitlinie „Vulvovaginalkandidose“ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) und der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). AWMF-Register-Nr. 015/072.
Bakterielle Vaginose (VB). Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise.
Bakterielle Vaginose. Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (BVF) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).
Leitlinie „Bakterielle Vaginose (BV) in Gynäkologie und Geburtshilfe“. AWMF-Register-Nr. 015/028.