Wie funktioniert die Organtransplantation?
Organtransplantation: Welche Organe und Gewebe werden verpflanzt?
Bei stark eingeschränkter Organfunktion oder bei Organversagen, dem sogenannten terminalen Organversagen, ist eine Organtransplantation zumeist die einzige Behandlungsmöglichkeit. Mittlerweile können Ärzte eine Vielzahl von Organen, Geweben und Zellen transplantieren. Organe, die häufig verpflanzt werden, sind Nieren, Leber, Herz und Lunge. Auch Bauchspeicheldrüse und Dünndarm gehören zu den transplantierfähigen Organen.
Zu den Geweben, die transplantiert werden können, gehören beispielsweise die Haut, die Hornhaut des Auges, die Herzklappen, Sehnen und Knorpel.
Bei der Stammzellspende werden Stammzellen aus dem Knochenmark oder dem Blut entnommen und an einen Empfänger mit einer schweren Blutkrankheit wie Blutkrebs (Leukämie) übertragen. Läuft alles gut, entwickelt sich aus den übertragenen Stammzellen ein neues blutbildendes System im Körper des Empfängers.
Lebertransplantation: Lebend- oder postmortale Spende
Neben der Niere ist die Leber das am häufigsten benötigte Spenderorgan. Die Leber kann nach dem Tod gespendet werden (postmortale Spende) oder zu Lebzeiten als Lebendorganspende. Bei der Lebendorganspende wird allerdings nur ein Teil der Leber entnommen und dem Empfänger eingesetzt. Das übrige Leberstück im Körper des Spenders wächst mit der Zeit wieder heran – nahezu auf Ausgangsgröße. Das gilt auch für das Leberteilstück, das transplantiert wurde. Der entnommene und transplantierte Teil übernimmt die Funktion der kranken Leber des Empfängers.
Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge standen Ende 2021 in Deutschland 848 Menschen auf der Warteliste für eine Lebertransplantation. 834 Lebern wurden transplantiert. 54 dieser Spenderlebern stammten aus einer Lebendorganspende. Für eine Leberlebendspende liegt die Altersgrenze zwischen 18 und 60 Jahren.
Nach der Organspende muss es schnell gehen
Egal ob Organe, Gewebe oder Zellen transplantiert werden sollen: Nach der Spende muss es rasch gehen. Wie rasch muss das Spenderorgan transplantiert werden? Es gibt nur einen recht kurzen Zeitraum, in dem ein Organ entnommen und einem anderen Menschen eingepflanzt werden kann. Ein Herz beispielsweise muss nach der Entnahme innerhalb von vier Stunden beim Empfänger sein. Gewebe hingegen haben teilweise ein Zeitfenster von bis zu 72 Stunden. Die Zeit ist beschränkt, da Organe und Gewebe auf dem Weg zum Empfänger nicht mehr durchblutet sind und demnach nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden – was das Risiko für Schädigungen des Organs birgt.
Die Aufgabe der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO)
Die Organvergabe erfolgt anhand bestimmter medizinischer Kriterien. In Deutschland koordiniert die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) den Weg eines Organs vom Spender zum Empfänger. Krankenhäuser treten mit der DSO in Kontakt, wenn der Tod eines Menschen, der Organe spenden möchte, bevorsteht. Die DSO begleitet nicht nur den Weg der Organspende, sondern gibt Informationen zu gespendeten Organen aus Deutschland an Eurotransplant weiter. Die Stiftung Eurotransplant koordiniert und vermittelt die Vergabe von Spenderorganen in acht europäischen Ländern: Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn.
Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, stehen auf einer gemeinsamen Warteliste von Eurotransplant. So können das gespendete Organ und der passende Organempfänger zusammenfinden. Das Spenderorgan wird sorgfältig verpackt und aufbewahrt und zügig zu den entsprechenden Transplantationszentren transportiert, in denen das Organ dem Empfänger eingepflanzt wird. Die Funktion des Transplantates und das Überleben des Organempfängers hängen davon ab, dass es schnell geht. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation hat die Aufgabe, den reibungslosen Ablauf sicherzustellen.
Wer entscheidet, wer das Spenderorgan bekommt?
Ob ein Kranker, der auf einer Warteliste für ein Spenderorgan steht, ein Organ bekommt, ist von verschiedenen Kriterien abhängig. Zum einen müssen Organ und Empfänger möglichst gut zueinander passen – etwa mit Blick auf die Blutgruppe und die Gewebemerkmale. Zum anderen spielen die medizinische Dringlichkeit, die Aussichten auf eine erfolgreiche Transplantation und die Wartezeit bei der Vergabe eine Rolle.
Wie nimmt der Körper das Spenderorgan an?
Grundsätzlich gilt: Ein Transplantat ist für den Körper Fremdmaterial. Eine Transplantatabstoßung ist nichts anderes als der Versuch des Immunsystems, das fremde Gewebe loszuwerden. Mit Immunsystem-unterdrückenden Medikamenten (Immunsuppressiva), die der Empfänger ein Leben lang einnehmen muss, kann man die Abstoßung in der Regel auf ein Minimum reduzieren und damit zum Erfolg einer Transplantation beitragen. Die Einnahme der Immunsuppressiva verbessert die Chancen deutlich, dass ein Spenderorgan im Körper des Empfängers viele Jahre gut funktioniert. Allerdings ist es möglich, dass nach einiger Zeit das Organ trotz der Medikamente abgestoßen wird. Um dieses Risiko möglichst gering zu halten, müssen körperliche Merkmale wie Blutgruppe, Gewebezusammensetzung von Spender und Empfänger möglichst gleich sein.
Was, wenn das Spenderorgan abgestoßen wird?
Bei sehr unterschiedlichen Gewebemerkmalen ist eine Abstoßung wahrscheinlicher. Besonders in der ersten Zeit nach der Organtransplantation sind regelmäßige medizinische Kontrolluntersuchungen notwendig, um einem Organverlust vorzubeugen. Stößt der Körper das Organ ab, etwa die transplantierte Niere, kann ein neues Spenderorgan notwendig werden. Der Gesundheitszustand kann sich dramatisch verschlechtern. Wird kein passendes Organ gefunden, kann der Erkrankte versterben.
Lesetipp: Nierenkrebs: Ursachen, Risikofaktoren und Symptome.
Wie erfolgreich sind Transplantationen?
Wie lange ein transplantiertes Organ im Körper des Empfängers funktioniert, ist von Fall zu Fall verschieden. Beispielsweise sind bis zu etwa 88 Prozent der gespendeten Nieren nach einem Jahr noch funktionstüchtig; nach fünf Jahren sind es noch etwa 75 Prozent. Bei Herz-, Leber-, Lungen- und Bauchspeicheldrüsentransplantationen liegen die Zahlen etwas darunter.
Nieren- und Lebertransplantate aus einer Lebendorganspende funktionieren Experten zufolge in der Regel etwas länger. Wie erfolgreich eine Transplantation verläuft, ist unter anderem von der Organqualität, der Gesundheitssituation des Organempfängers und von dessen Lebensstil abhängig. Doch auch, wenn Menschen mit einem transplantierten Organ vorbildlich leben und die immunsupprimierenden Medikamente regelmäßig nehmen, ist eine Abstoßungsreaktion nicht auszuschließen.
Quellen:
Organtransplantation. Online-Information des Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE).
Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen und Geweben (Transplantationsgesetzt – TPG). Stand 1997. Angebot des Bundesministeriums der Justiz sowie des Bundesamts für Justiz.
Das Transplantationsgesetz schafft Kontrolle und Transparenz. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Das Leben mit dem Spenderorgan und die Erfolgsaussichten einer Transplantation. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Wartelistenführung und Vermittlung von Organen. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Die postmortale Organspende. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Wann ist ein Mensch tot? Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Häufig gestellte Fragen zur Organspende, zur Gewebespende und zum Organspendeausweis (FAQs). Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Organ- und Gewebespende. Antworten auf wichtige Fragen. Online-Ratgeber der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Das persönliche Gespräch: Infotelefon Organspende. Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Organ- und Gewebespende. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Fragen und Antworten zum Thema Organsende. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.
Organspende und Organtransplantation. Online-Information der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).
Ablauf einer Organspende – vereinfachte Darstellung. Online-Information der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).