Welche Organspende – welche Arten gibt es?
Welche Organspende-Arten gibt es?
Grundsätzlich unterscheiden Mediziner zwei Arten der Organspende:
- Organspende nach dem Tod (postmortale Organspende)
- Lebendorganspende (Organe können zu Lebzeiten gespendet werden)
Welche Organe, Gewebe und Zellen wann gespendet werden können, beziehungsweise welche Organspende-Art wann durchgeführt werden darf, ist gesetzlich geregelt. Hat eine Person ihre Zustimmung zur Organspende nach dem Tod (postmortale Organspende) gegeben – zum Beispiel im Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung festgehalten – dürfen nach ihrem Tod Herz, Leber, Nieren, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm entnommen werden; sofern sie nicht der Entnahme eines oder mehrerer Organe widersprochen hat. Bei der Lebendorganspende wird zu Lebzeiten meist eine Niere oder ein Teil der Leber gespendet.
Ab welchem Alter kann ich Organe spenden?
Ab 16 Jahren können sich Jugendliche für eine Organspende im Falle ihres Todes entscheiden. Gegen eine Organspende dürfen sie sich bereits mit 14. Jahren aussprechen. Für eine Lebendorganspende muss der Spender volljährig sein.
Eine Höchstgrenze für die Organspende gibt es nicht. Ist das Organ eines alten Menschen funktionstüchtig, kann dieses transplantiert werden. Bei der Gewebespende, welche die Spende unter anderem von Haut, Herzklappen, Hornhaut der Augen, Blutgefäßen, Sehnen, Knochen und Bindegewebe umfasst, liegt die maximale Altersgrenze bei 75 Jahren.
Wichtig zu wissen: Während für die Organentnahme der Hirntod maßgeblich ist, ist für die Gewebespende nach dem Tod die klassische Todesdiagnostik entscheidend. Sichere Todeszeichen sind Totenstarre oder Totenflecke. Das Herz-Kreislauf-System muss für eine Gewebespende nicht künstlich aufrechterhalten werden.
Organspende-Art "Lebendorganspende": Wann ist sie erlaubt?
Bei der Organspende-Art „Lebendorganspende“ handelt es sich, wie der Name bereits vermuten lässt, um die Spende von Organen zu einem Zeitpunkt, zu dem der Spender am Leben ist. Diese Art der Organspende ist, ebenso wie die postmortale Organspende, streng geregelt. Das Transplantationsgesetz (TPG) sieht vor, dass nur bestimmte Organe und Gewebe zu Lebzeiten gespendet werden dürfen – unter anderem, um Organhandel vorzubeugen.
Lesetipp: Leberkrebs: Ursachen, Risikofaktoren und Symptome.
Lebendorganspende: Diese Organe kann man lebend spenden
- eine Niere
- Teil der Leber
- in sehr seltenen Fällen ist die Lebendspende eines Teils der Lunge, des Dünndarms und der Bauchspeicheldrüse möglich
Neben Organen können auch Gewebe lebend gespendet werden. Zu den Geweben, die lebend gespendet werden können, gehören:
- Teil der Fruchtblase
- der Kopf des Oberschenkelknochens, der bei bestimmten Hüftgelenksoperationen entfernt wird.
Wichtig: Während die Organe, die zu Lebzeiten gespendet werden, zielgerichtet an eine bestimmte Person gehen, zu der eine enge Verbindung besteht, ist die Lebendspende von Geweben nicht für eine bestimmte Person gedacht. Die Gewebe werden aufbewahrt und an Menschen gegeben, welche diese brauchen.
Darf ich Angehörigen Organe spenden?
Viele fragen sich, ob sie Angehörigen Organe spenden dürfen. Bei der Lebendspende gilt: Ja. Eine Lebendspende ist nur unter nahen Verwandten oder Personen möglich, die ein sehr enges Verhältnis zueinander haben. Eine Lebendspende muss zudem freiwillig geschehen und der Spender muss einwilligungsfähig und volljährig sein. Außerdem dürfen keine finanziellen Interessen zugrunde liegen.
Da mögliche Langzeitfolgen einer Lebendspende nicht auszuschließen sind, sollte diese gut abgewogen werden. Wichtig ist, dass der Spender über alle möglichen Risiken informiert ist. Bei der Lebendorganspende hat der Schutz der Gesundheit des Spenders einen besonders hohen Stellenwert. Ob eine Lebendorganspende als besondere Organspende-Art durchgeführt werden darf, entscheidet die sogenannte Lebendspendekommission. Sie muss in jedem Fall in einem Gutachten Stellung nehmen. Nur wenn sie zustimmt, darf ein Lebender ein Organ spenden.
Postmortale Organspende: Keine Spende an Angehörige
Anders ist das bei der postmortalen Organspende. Hier kann Angehörigen kein Organ gespendet werden. Bei der postmortalen Organspende kann man sich nicht aussuchen, wer Organe bekommt. Die Daten des Spenders werden mit der Warteliste des Verbundes von Eurotransplant abgeglichen. Ist ein passender Empfänger dabei, bekommt dieser ein Organ.
Auch ist die postmortale Organspende anonym. Die Angehörigen
des Spenders erfahren nicht, wem das Spenderorgan transplantiert wurde. Auch
erfährt der Organempfänger nicht, von wem das Organ stammt. Aber: Auf Wunsch
darf das Transplantationszentrum den Angehörigen mitteilen,
ob die Transplantation erfolgreich verlaufen ist. Und: Stimmen beide Seiten zu,
können über die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) Dankesbriefe von
Transplantierten an die Spenderfamilie anonym weitergeleitet werden. Auch können Spenderfamilien nachfragen, wie es dem Organempfänger geht.
Nierenlebendspende ist die häufigste Lebendspende
Am häufigsten benötigt wird die Niere für eine Transplantation. Die Nieren können postmortal oder im Rahmen einer Lebendorganspende gespendet werden. Der Spender kann nur dann eine Niere zu Lebzeiten spenden, wenn er zwei gesunde Nieren hat und auch ansonsten einen guten Gesundheitszustand aufweist, denn: Mit nur einer Niere verbleiben noch etwa 70 Prozent der Nierenleistung.
Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge standen Ende 2021 in Deutschland 6.593 Menschen auf der Warteliste für eine Nierentransplantation. 1.992 Nieren wurden transplantiert – 475 dieser Spendernieren stammten aus einer Lebendorganspende. Die Chancen auf eine erfolgreiche Transplantation stehen gut: Von 100 transplantierten Nieren, die lebend gespendet wurden, funktionieren ein Jahr nach der Operation noch etwa 95. Nach fünf Jahren arbeiten noch 86 der Spenderorgane. Stammen die Spendernieren aus einer postmortalen Organspende, arbeiten nach fünf Jahren noch 75 der Spendernieren.
Organspende-Art „Stammzellen-Spende“
Die Stammzellenspende ist ebenfalls eine Organspende-Art, die lebend vollzogen werden kann. Stammzellen sind im Knochenmark zu finden und können sich zu verschiedenen Blutzellen entwickeln. Wer Stammzellen spenden möchte, kann sich, sofern er volljährig ist, als Spender registrieren lassen. Das Höchstalter liegt bei 61 Jahren. Die Gewebemerkmale werden über einen Abstrich im Mund erfasst und in einer großen Datenbank des Zentralen Knochenmarkspender-Registers (ZKRD) gespeichert. Bei schwerwiegenden Erkrankungen des Blutes, wie Blutkrebs (Leukämie), kann die Transplantation von Blutstammzellen eine aussichtsreiche Therapie darstellen. Stimmen die Merkmale des Spenders mit denen eines Erkrankten überein, wird der Spender kontaktiert und die Stammzellspende angefragt.
Lesetipp: Leukämie bei Erwachsenen: 5 Fakten zu Blutkrebs.
Stimmt der potenzielle Stammzellspender der Spende zu, werden die Stammzellen entweder direkt aus der Blutbahn (periphere Stammzellspende) oder aus dem Knochenmark (Knochenmarkspende) gewonnen. Welches Verfahren im individuellen Fall durchgeführt wird und was der Spender davor, währenddessen und danach beachten muss, wird in einem ärztlichen Aufklärungsgespräch vorab besprochen.
Quellen:
Organspende? Ja! Online-Information des Vereins Herzenswünsche e. V.
Organ- und Gewebespende. Antworten auf wichtige Fragen. Online-Ratgeber der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Organspendeausweis online ausfüllen und herunterladen. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Das persönliche Gespräch: Infotelefon Organspende. Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Organ- und Gewebespende. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Organspende. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit.
Die postmortale Organspende. Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Organspende und Organtransplantation. Online-Information der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).
10 Fragen und Antworten zur Organspende. Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen.
Häufig gestellte Fragen zur Organspende, zur Gewebespende und zum Organspendeausweis (FAQs). Online-Information von Organspende Info der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Dankesbriefe von Transplantieren. Online-Information der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO).
Richtlinie gemäß § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 TPG für die Regeln zur Feststellung des Todes nach § 3 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 TPG und die Verfahrensregeln zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms nach § 3 Abs. 2 Nr. 2 TPG, Vierte Fortschreibung. Online-Dokument der Bundesärztekammer.
Brandt SA,
Angstwurm H: The relevance of irreversible loss of brain function as a reliable
sign of death.
Dtsch Arztebl Int 2018; 115:
675–81. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0675. Online-Information der Bundesärztekammer.