Was ist Cholesterin eigentlich?
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Was ist Cholesterin eigentlich?

Ist Cholesterin gut oder böse? Wenigen Bestandteilen unserer Nahrung sagt man ähnlich viel Schlechtes nach. Innereien, Eier, Milchprodukte und andere Cholesterinbomben sollen Adern verstopfen und Hauptschuldige von Schlaganfall und Herzinfarkt sein. All das stimmt nur bedingt, denn der Mensch benötigt Cholesterin für zahlreiche Körperfunktionen und produziert mehr selbst als er mit der Nahrung aufnehmen kann.

Was ist Cholesterin?

Cholesterin, gleichbedeutend mit dem englischen Cholesterol, gehört zu den Sterolen. So bezeichnen Chemiker bestimmte fettartige Substanzen, Lipide mit einem kohlenstoffhaltigen Steran-Ringsystem. Der Name kommt von den Gallensteinen, aus denen man Cholesterin erstmalig isolieren konnte: cholé bedeutet im Griechischen Galle, stereós fest. Sie bilden sich beim Ankonzentrieren des Gallensaftes, den die Leber für die Fettverdauung produziert. Den größten Teil des körpereigenen Cholesterins findet man in den Zellmembranen, zu denen es bis zu fünfzig Prozent beiträgt. In Pflanzen kommt es nur in geringen Mengen, in Bakterien überhaupt nicht vor.

Wozu braucht man Cholesterin?

Jeder von uns trägt rund 140 Gramm Cholesterin mit sich herum. Es stabilisiert die Zellmembranen und ermöglicht in Zusammenarbeit mit Eiweißen Transportvorgänge, die Substanzen in die Zelle oder aus ihr heraus bringen. Darüber hinaus ist Cholesterin Ausgangssubstanz für die Synthese von Steroidhormonen. Hierzu gehören männliche und weibliche Geschlechtshormone wie Testosteron und Östrogen sowie Kortikoide wie Cortisol und Aldosteron. Eine weitere Substanz mit hormonähnlicher Wirkung ist auf das Vorhandensein von Cholesterin angewiesen: Vitamin D, das die Haut unter UV-Licht aus einer Cholesterin-Vorstufe herstellt.

Woher kommt das Cholesterin in unserem Körper?

Das lebenswichtige Lipid stellt unser Körper größtenteils selbst her. Zwei Gramm in Leber und Darm produziertem Cholesterin stehen etwa 0,2 Gramm gegenüber, die unsere Darmschleimhaut aus der Nahrung aufnimmt. Eigensynthese und Aufnahme stehen in einem fein regulierten Gleichgewicht: Kommt der Körper mit der Produktion nicht aus, kann er die Resorption auf maximal 0,5 Gramm am Tag erhöhen - egal wie viel davon im Essen vorhanden ist. Große Mengen Cholesterin finden sich in Eiern (300 - 400 Milligramm), Fleisch, Innereien, Milchprodukten und vielen Meeresfrüchten.

Wie kommt Cholesterin ins Blut?

Die meisten Menschen kennen Cholesterin als einen der Blutwerte, die Ärzte im Labor bestimmen lassen. Blut dient als Transportvehikel und verteilt das Cholesterin ausgehend vom Ort der Aufnahme oder Synthese im ganzen Körper. Nur durch einen Trick lässt sich das wasserunlösliche Lipid im wäßrigen Blutserum lösen. Dazu verpacken es Leber und Darm zusammen mit Eiweißen, Triglyceriden und Fettsäuren in spezielle Fett-Eiweiß-Partikel. Diese Lipoproteine unterteilt man in solche - niedriger Dichte (low density lipoprotein - LDL), - sehr niedriger Dichte (very low density lipoprotein - VLDL) und - hoher Dichte (high density liprotein - HDL).

Gutes Cholesterin, böses Cholesterin: Was hat es damit auf sich?

Die Mengen an Triglyceriden, Fettsäuren und Lipoproteinen bestimmen Labore routinemäßig im kleinen Blutbild. Erhöhte Blutwerte sollen Herz- und Gefäßerkrankungen begünstigen. Vor allem "böses" LDL-Cholesterin macht man für Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verantwortlich, den Haupt-Risikofaktor für koronare Herzkrankheit, Herzinfarkte, Thrombosen, Schlaganfälle und Lungenembolien. Andererseits schützt "gutes" HDL-Cholesterin Herz und Gefäßwände vor Arteriosklerose. Zu niedrige Cholesterinwerte deuten auf Erkrankungen hin. Dazu gehören Störungen der Geschlechtshormone und der Kortikoide aus den Nebennieren. Verminderte Produktion des Sonnenvitamins äußert sich als Vitamin D-Mangel, der sich in der Psyche niederschlägt, bevor er schwerwiegende Knochenschäden verursacht.

Wie schädlich ist Cholesterin aus der Nahrung?

Allein die Tatsache, dass nur ein Zehntel des Cholesterins aus der Nahrung stammt und der Körper wesentlich größere Mengen selbst produziert, relativiert die "Cholesterin-Hypothese". Die Gedankenkette "Viel Cholesterin in der Nahrung = hohe Cholesterinwerte im Blut = Gefäßkrankheiten" ist sicherlich zu simpel. Die Ursachen erhöhter Cholesterinwerte sind eher in Fehlregulationen des Stoffwechsels aufgrund ungesunder Lebensweise zu suchen. Trotzdem haben sich cholesterinarme Diäten erfolgreich durchgesetzt. Dass hohe Cholesterin-Blutwerte - egal welcher Ursache - sicherlich gesundheitsschädlich sind, ist ein wesentliches Ergebnis der Framingham-Studie, der größten und längsten Studie über Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das hat Cholesterinsenkern einen gewaltigen Boom verschafft - weltweit sind Statine die umsatzstärksten Medikamente.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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