Verstopfung lösen: 3 milde, freiverkäufliche Abführmittel aus der Apotheke
Was ist Verstopfung?
Bei einer Verstopfung (Obstipation) ist die Darmentleerung beeinträchtigt. Betroffene haben nur selten Stuhlgang. In der Leitlinie „Chronische Obstipation“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie & Motilität (DGNM) ist Verstopfung wie folgt definiert:
Eine chronische Obstipation liegt vor, wenn folgende drei Kriterien aktuell seit mindestens 3 Monaten bestehen, wobei der initiale Beginn der Symptomatik wenigstens 6 Monate vor Diagnosestellung liegen sollte:
- Mehr als zwei der folgenden Symptome sollten vorhanden sein:
– klumpiger oder harter Stuhl (Bristol Stool Form Scale 1–2) bei mehr als 25 Prozent der Stuhlentleerungen,
– starkes Pressen bei mehr als 25 Prozent der Stuhlentleerungen,
– subjektiv unvollständige Entleerung bei mehr als 25 Prozent der Stuhlentleerungen,
– subjektive Obstruktion bei mehr als 25 Prozent der Stuhlentleerungen,
– manuelle Manöver zur Erleichterung der Defäkation bei mehr als 25 Prozent der Stuhlentleerungen (digitale Manipulation, Beckenbodenunterstützung),
– weniger als drei spontane Stuhlgänge pro Woche
- Weiche Stühle kommen ohne die Einnahme von Laxantien nur selten vor.
- Die Kriterien für ein Reizdarmsyndrom sind nicht erfüllt.
Verstopfung-Symptome: Das macht Obstipation so belastend
Ist ein regelmäßiger Stuhlgang nicht möglich, ist das auf vielfältige Weise für Betroffene belastend. Zu den Symptomen, die im Rahmen einer Verstopfung auftreten können, gehören:
- Bauchschmerzen
- Krämpfe im Unterleib
- Blähungen
- ein fester Bauch
- Übelkeit
- das Gefühl ständiger Blockierung der Stuhlpassage
- Appetitverlust
- starke Schmerzen bei der Entleerung
- Kreislaufbeschwerden aufgrund starken Pressens bei der Entleerung
- Blutungen nach der Entleerung aufgrund von Schleimhautverletzungen durch harten Stuhl
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Ursachen von Verstopfung: geringe Trinkmenge und zu wenig Ballaststoffe?
Der träge Darm kann verschiedene Ursachen haben. Häufig werden eine ballaststoffarme Ernährung, eine verringerte Flüssigkeitsaufnahme, mangelnde Bewegung, Unterdrückung des Defäkationsreizes (Entleerungsreizes) sowie abrupte Änderungen der Lebensumstände als Auslöser diskutiert. Studien konnten einen kausalen Zusammenhang – so die Leitlinie „Chronische Obstipation“ – bislang nicht belegen. Experten gehen davon aus, dass vielmehr eine bereits bestehende Obstipationsneigung durch die genannten Faktoren getriggert beziehungsweise klinisch relevant wird. Das erklärt, warum Betroffene nicht selten eine Verbesserung erfahren, wenn sie ihre Ernährungs- sowie Bewegungsgewohnheiten anpassen. Empfohlen sind eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 1,5 bis 2 Litern, regelmäßige Bewegung sowie der regelmäßige Verzehr von Gemüse, Salat, Obst, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten, um den Ballaststoffanteil in der Ernährung zu erhöhen.
Medikamente verursachen oft Verstopfung
Als eine bedeutende Einflussgröße von Verstopfung gelten Medikamente beziehungsweise deren Nebenwirkungen. Zu den Medikamenten, welche die Stuhlentleerung erschweren und Verstopfung verursachen können, gehören der Leitlinie zufolge unter anderem:
- Opioide
- Anticholinergika
- Trizyklische Antidepressiva
- Neuroleptika
- Monoaminooxidase-Hemmer
- Antiepileptika
- Antihistaminika
- Kalziumhaltige Antazida
- Antihypertensiva
- Spasmolytika
- Sympathomimetika
- Diuretika
- Colestyramin
Diese Erkrankungen begünstigen Verstopfung
Erkrankungen, bei welchen Verstopfung gehäuft auftritt, sind beispielsweise:
- Morbus Parkinson
- Multiple Sklerose
- Demenz
- Diabetes mellitus
- Traumatische Schädigungen des Rückenmarks
- Schädigung vegetativer Nervengeflechte im Unterleib (etwa aufgrund von Operationen)
- Systemische Erkrankungen wie Kollagenosen
- Instabilität des Beckenbodens
- Funktionsstörungen der Muskeln im Beckenboden
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Was hilft gegen Verstopfung? 3 rezeptfreie Abführmittel
Wenn Verstopfung plagt, können 3 freiverkäufliche und in der Regel gut verträgliche Abführmittel die Darmentleerung kurzfristig unterstützen.
Mikrolistier bei Verstopfung
Es gibt Betroffene, bei denen aufgrund des festen und trockenen Stuhls kein ausreichender Entleerungsreiz besteht. Obwohl sie müssen und den Stuhl im Enddarm spüren, können sie ihn nicht ausscheiden. Dann kann ein Abführmittel eine Option sein, welches über ein Klistier rektal in den Enddarm eingeführt wird. Ein Mikroklistier umfasst wenige Milliliter des Wirkstoffs und ist zur Einmalanwendung gedacht. Meist unterstützen sie die Wasserabgabe des Darms, was den Stuhl weicher und gleitfähiger macht und den Entleerungsreiz auslöst. Mindestens 10 bis 15 Minuten sollte man die Lösung im Darm behalten, bevor man auf die Toilette geht. So kann sich die Wirkung am besten entfalten. Vor dem Einsatz sollten sich Betroffene in der Apotheke oder von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zu möglichen Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen beraten lassen. In der Regel sind Mikroklistiere gut verträglich.
Tipp: Vor dem Einführen ein paar Tropfen aus der Tube drücken und auf der Einführspitze verteilen. So gleitet sie besser. Die Tube wird zusammengedrückt, damit der Inhalt in den Enddarm gelangen kann. Anschließend die Tube zusammengedrückt herausziehen, damit nicht ein Teil wieder in die Tube gesaugt wird. Der Vorteil eines Klistiers ist, dass der Wirkstoff nur im Enddarm wirkt. Durchfällen und einem damit einhergehenden Elektrolytverlust wird so vorgebeugt.
Lactulose löst Verstopfung
Lactulose ist ein synthetisches Disaccharid (Mehrfachzucker), bestehend aus Galaktose und Fructose, das aus Lactose gewonnen und oral, also über den Mund, eingenommen wird. Da Lactulose im Vergleich zu Lactose nicht vom Körper verwertet werden kann, wirkt es abführend. So funktioniert Lactulose: Lactulose vergrößert durch Bindung von Wasser das Stuhlvolumen. Der Stuhl quillt auf, wird weicher und gleitfähiger. Der aufgequollene Stuhl stimuliert die Darmbewegung und den Entleerungsreiz. Zudem regt Lactulose die Aktivität milchsäurebildender Darmbakterien an. Durch Vergärung der Lactulose entstehenden Säuren, welche die Darmmotorik stimulieren. Lactulose kann man morgens nach dem Frühstück einnehmen oder abends vor dem Zubettgehen. Hier gilt es auszuprobieren, mit welcher Einnahme der Darm am besten zurechtkommt. Vor der Anwendung sollten Betroffene mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sprechen oder sich in der Apotheke zu Dosierung, Anwendung sowie möglichen Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen beraten lassen. In der Regel ist Lactulose gut verträglich.
Tipp: Der Vorteil von Lactulose: Der süß schmeckende, dickflüssige Sirup wird zusammen mit einem kleinen 20-Milliliter-Messbecher verkauft. So kann man die Menge langsam steigern und schauen, mit wie vielen Millilitern der Darm gut zurechtkommt. Viele beginnen mit 15 Millilitern vor dem Zubettgehen.
Macrogol
Macrogol, auch Polyethylenglycol genannt, ist ein künstlich hergestellter Stoff. Macrogol wird aus einem Portionsbeutel in Wasser eingerührt und getrunken. Der Wirkstoff führt zu einer vermehrten Bindung von Wasser im Darm. Das regt die Darmmotorik an und macht den Stuhl zugleich weicher, voluminöser und gleitfähiger. Macrogol ist für den Körper nicht verwertbar und wird mit dem Stuhl unverändert wieder ausgeschieden. Macrogol ist stärker wirksam als Lactulose und wird daher bei starker, chronischer Verstopfung eingesetzt. Empfohlen sind Kombinationspräparate, welche Macrogol und Salze enthalten. So lässt sich einem Elektrolytmangel durch beschleunigten Stuhlgang entgegenwirken. Vor der Anwendung sollten Betroffene mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sprechen oder sich in der Apotheke zu Dosierung, Anwendung sowie möglichen Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen beraten lassen. Achtung: Bei einer Überdosierung sind schwere Durchfälle möglich.
Wichtig: Von einer regelmäßigen Einnahme von Abführmitteln ohne ärztliche Untersuchung wird dringend abgeraten. Eine länger bestehende Verstopfung sollte immer ärztlich abgeklärt werden, um eventuelle krankhafte Ursachen auszuschließen.
Ist die Verstopfung ein Dauerproblem? Immer zum Arzt!
Bei anhaltender Verstopfung sollten Betroffenen eine:n Gastroenterolog:in aufsuchen. Untersuchungen können klären, ob eine Erkrankung des Darms die Ursache für die Obstipation ist. Die Behandlung wird in Abhängigkeit zur Diagnose eingeleitet und kann Linderung bringen. Betroffene, welche bestimmte Medikamente als Auslöser der Verstopfung in Verdacht haben, sollten diese nicht eigenmächtig absetzen, sondern mit ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin ins Gespräch gehen. Verstopfung sollte kein Tabuthema sein. Betroffene können offen mit ihren Ärzt:innen darüber sprechen. Möglicherweise lässt sich ein anderes Medikament versuchen, die Dosis anpassen oder ergänzend ein Präparat einnehmen, welches den Stuhlgang fördert.
Quellen: