Was ist Borderline? Symptome der Persönlichkeitsstörung
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Was ist Borderline? Symptome der Persönlichkeitsstörung

Die Frage "Was ist Borderline?" ist schwierig zu beantworten, da die Borderline-Persönlichkeitsstörung ganz unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Häufig zu beobachten sind jedoch eine mangelnde Impulskontrolle und emotionale Instabilität sowie Störungen des Selbstbildes.

Kurze Definition: Was ist Borderline?

Die vollständige medizinische Bezeichnung lautet “emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ” – Borderline ist also eine spezielle Form der Persönlichkeitsstörung. Typisch sind folgende Merkmale:

  • mangelnde Impulskontrolle
  • emotionale Instabilität
  • unsichere Identität
  • Störung des Selbstbildes
  • instabile soziale Beziehungen
  • andauerndes Gefühl innerer Leere
  • Neigung zu selbstzerstörerischem Verhalten

Etwa drei Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden an Borderline – Männer und Frauen gleichermaßen. Meist zeigen sich die Symptome bereits im Jugendalter. Als Ursache gilt ein Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und traumatischer Erfahrung, etwa durch Missbrauch oder emotionale Vernachlässigung.

Im Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem “International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems” (ICD), wird die emotional instabile Persönlichkeitsstörung unter F60.3 aufgeführt; Typ Borderline ist unter F60.31 zu finden.

Symptome und Diagnose: Was ist Borderline laut ICD-Kriterien?

Damit trotz der Vielseitigkeit der Erkrankung eine Diagnose gestellt werden kann, gibt es im ICD eine konkrete Liste möglicher Symptome.

Es müssen mindestens drei der folgenden Kriterien erfüllt werden, um eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom impulsiven Typ zu diagnostizieren:

  • auffällige Tendenz, unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln
  • auffällige Tendenz zu Konflikten und Streitereien mit anderen – insbesondere, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder kritisiert werden
  • Neigung zu Wut- oder Gewaltausbrüchen; Unfähigkeit, explosives Verhalten zu kontrollieren
  • Probleme, Handlungen beizubehalten, die nicht unmittelbar belohnt werden
  • unbeständige und unberechenbare Stimmungen

Bei einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Spezialtyp Borderline kommen laut ICD zusätzlich noch mindestens drei der folgenden Kriterien hinzu:

  • Störungen und Unsicherheit des Selbstbilds (das betrifft Ziele und sogenannte “innere Präferenzen” wie persönliche und sexuelle Vorlieben)
  • Tendenz, sich auf intensive, aber instabile Beziehungen einzulassen, die häufig mit emotionalen Krisen einhergehen
  • übertriebene Anstrengungen, nicht verlassen zu werden
  • wiederholte Drohungen zur Selbstbeschädigung oder tatsächlich selbstschädigendes Verhalten
  • anhaltendes Gefühl innerer Leere

Symptome: Typische Begleiterkrankungen bei Borderline

Im Zuge einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ kann es zu verschiedenen Begleiterkrankungen, sogenannten Komorbiditäten, kommen:

  • Zwangsgedanken
  • Zwangsverhalten
  • Essstörungen
  • psychosomatische Probleme
  • Depressionen
  • Angststörung
  • posttraumatische Belastungsstörung
  • Paranoia
  • Sucht nach Drogen, Alkohol und anderen Substanzen

Symptome: Beispiele für Verhaltensweisen bei Borderline

Ganz konkret können sich die oben beschriebenen Symptome von Borderline zum Beispiel so äußern:

  • Angst vor dem Verlassenwerden
  • plötzliche Kontaktabbrüche
  • für Außenstehende nicht nachvollziehbare Kontaktvermeidung
  • starkes Schwarz-Weiß-Denken
  • großes Kontrollbedürfnis über andere Menschen
  • selbstverletzendes Verhalten
  • extremes und riskantes Sexualleben

In Beziehungen kommt es vor, dass Borderline-Patienten den Partner übermäßig idealisieren und später ebenso übermäßig entwerten, wenn die Idealvorstellung Risse bekommt.

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Soziale Interaktion ist für Borderline-Patienten oft durch Extreme gekennzeichnet.

Diagnose: Habe ich Borderline?

Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung eindeutig festzustellen, ist nicht einfach. Die Übergänge zwischen exzentrischem Verhalten, unter dem Betroffene aber nicht leiden, und der Borderline-Störung, die in verschiedenen Lebensbereichen große Probleme bereitet, sind fließend. Zudem zeigen sich nicht bei allen Patienten dieselben Symptome, sondern die Ausprägungen können von Mensch zu Mensch variieren.

Wenn Sie viele der Borderline-Merkmale an sich oder einem geliebten Menschen feststellen, ist professionelle Hilfe sinnvoll – ganz gleich, ob die Diagnose am Ende wirklich Borderline lautet.

Therapie: Wie wird Borderline behandelt?

Bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung wird der Hausarzt Sie an einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie überweisen, damit dieser eine Diagnose stellen und eine geeignete Therapie einleiten kann. Wie die Behandlung dann konkret aussieht, hängt von Ihren individuellen Problemen ab.

Grenzgang zwischen Neurose und Psychose: Ursprung des Begriffes “Borderline”

Der Begriff “Borderline” geht zurück auf eine Theorie aus der Psychoanalyse, um unterschiedliche, auffällige Gefühle und Verhaltensweisen zu beschreiben, die weder als Neurose noch als Psychose bezeichnet werden können, sondern irgendwo dazwischen liegen.

Aus dem Englischen übersetzt bedeutet “Borderline” auf Deutsch “Grenzlinie”. Es wurde angenommen, dass die Störung sich auf der Grenze zwischen Neurose und Psychose befindet. Der Begriff ist zwar geblieben, doch die Konzepte für und Unterscheidung in Neurose und Psychose gelten heutzutage als überholt.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
SH
Svenja Hauke
Autor/-in
Von makelloser Haut bis Tipps&Tricks rund ums Abnehmen. Als bekennender Fitness- und Beauty-Freak verrät sie Leserinnen und Leser ihre besten Tipps.
Svenja Hauke
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